• 07.11.2010 22:08

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Wir müssen auf uns selbst schauen"

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali blickt voraus auf den WM-Showdown in Abu Dhabi und spricht über das Rennen in São Paulo

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat es nun selbst in der Hand: Wird er nächste Woche beim Grand Prix von Abu Dhabi mindestens Zweiter, ist er auf jeden Fall Weltmeister. Durch seinen heutigen dritten Platz in São Paulo nimmt der Spanier acht Punkte Vorsprung auf Mark Webber und 15 auf Sebastian Vettel ins letzte Rennen mit. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali analysiert die Ausgangslage.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso und Stefano Domenicali

Stefano Domenicali kann mit dem dritten Platz in São Paulo recht gut leben

Frage: "Stefano, 2007 hast du hier deinen ersten WM-Titel als Teamchef geholt. Wie hoffnungsvoll warst du, São Paulo heute schon mit dem zweiten WM-Titel in der Tasche verlassen zu können?"
Stefano Domenicali: "Da muss ich ganz ehrlich sein: Ich war felsenfest davon überzeugt, dass die WM-Entscheidung erst in Abu Dhabi fallen wird - zumindest ohne Zuverlässigkeitsprobleme, denn Red Bull ist sehr stark. Sie verdienen sich auch den Sieg in der Konstrukteurs-WM, denn sie haben von allen den besten Job gemacht. Ich finde es aber großartig, dass es jetzt nach Abu Dhabi geht und wir dort um die Fahrer-WM kämpfen. Das ist eine tolle Nachricht für das Team und sehr wichtig."

Lieber auf eigene Stärken setzen

Frage: "Vor diesem Rennen musstet ihr euch eigentlich nur noch auf Mark Webber konzentrieren, jetzt aber auch wieder auf Sebastian Vettel - und sogar Lewis Hamilton. Wie ändert das die Herangehensweise?"
Domenicali: "Gar nicht, denn wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren. Wir wissen: Wenn wir zwischen den beiden Red Bulls ins Ziel kommen, ist alles in Ordnung."

"Daher müssen wir schauen, dass wir schnell sind und ein perfektes Qualifying abliefern. Das ist fundamental. Wir werden unser Bestes geben und müssen auf den letzten Meter warten, denn Zuverlässigkeit ist ein entscheidender Punkt, über den sich alle Sorgen machen - nicht einmal so sehr wegen der Motoren, sondern generell. Abu Dhabi wird ein sehr langes Rennen."

Frage: "Glaubst du, dass Fernando heute gegen Webber eine Chance gehabt hätte, wenn er an Nico Hülkenberg auch gleich in der ersten Runde vorbeigekommen wäre?"
Domenicali: "Vielleicht. Er hatte das Gefühl, dass er näher dran gewesen wäre. Ob es gereicht hätte, um auch ein Überholmanöver zu starten, ist schwer zu sagen, aber sicher wäre das Rennen ganz anders gelaufen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Brasilien, Sonntag


"Nach der Safety-Car-Phase hat er versucht, die Reifen bis zur letzten Runde am Leben zu halten, aber leider waren beim Restart mehrere Autos dazwischen, sodass es unmöglich war, in den Windschatten zu kommen und sofort zu attackieren. Das war eine entscheidende Situation, denn wenn die ersten Drei direkt hintereinander gewesen wären, hätte es anders ausgesehen."

Frage: "Früher gab es eine Regel, dass die direkten Gegner nach einer Safety-Car-Phase ohne Überrundete hintereinander sind. Sollte man das wieder in Erwägung ziehen?"
Domenicali: "Heute konnten wir nach dem Restart leider nicht angreifen - schade, wenn man gesehen hat, wie schnell Fernando dann bei freier Fahrt war. Als wir gesehen haben, dass nach vorne nichts mehr geht, haben wir das Material geschont, um die Position zu halten. Stimmt schon, das mit den Überrundeten ist keine ideale Situation - das ist ein Problem, auch hinsichtlich der Sicherheit. Darüber müssen wir für die Zukunft diskutieren, denn so ist es nicht optimal."

Frage: "Red Bull hat noch beide Fahrer in der WM-Entscheidung. Macht es das für euch schwieriger oder einfacher?"
Domenicali: "Sie sind sicherlich stark und sie haben zwei Eisen im Feuer. So gesehen haben sie die bessere Ausgangsposition, aber wie gesagt: Wir schauen nicht auf die anderen, sondern wir wollen das bestmögliche Rennen abliefern, das bestmögliche Qualifying. Wenn wir gewinnen, verdienen wir den Titel auf jeden Fall."

Zufrieden mit Massas Leistung

Frage: "Felipe Massa hatte eine sehr schwierige Saison. Wie motiviert ihr ihn?"
Domenicali: "Heute hatte er Pech, denn die Strategie war richtig. Ohne das Problem wäre er am Ende der Boxengasse vor Jenson gewesen und dann hätte das Rennen ganz anders ausgehen können. Er wäre unter normalen Umständen Fünfter geworden, aber leider hatten wir beim Boxenstopp ein Problem mit einer Radmutter. Von dem Punkt an war es schwierig. Es war keine einfache Saison für ihn, aber wir haben großes Vertrauen in ihn."

Frage: "Wie gut liegt euch die Strecke in Abu Dhabi? Glaubst du, dass ihr dort gewinnen könnt?"
Domenicali: "Wir werden es versuchen, denn wenn wir gewinnen, müssen wir nicht rechnen! Wir wissen aber, dass der Red Bull im Vorjahr sehr stark war. Damals hatten wir jedoch ein anderes Szenario, denn wir hatten die Entwicklung schon gestoppt. Es wird eine große Herausforderung."

Fernando Alonso

Alonso hat es selbst in der Hand, in Abu Dhabi Weltmeister zu werden Zoom

Frage: "Liegt euch Abu Dhabi besser als São Paulo?"
Domenicali: "Ich glaube schon. Ich hoffe es."

Frage: "Wie beruhigend ist es, mit Fernando acht Punkte Vorsprung zu haben statt einen?"
Domenicali: "Das Ergebnis ist sehr gut, wenn man das gestrige Qualifying bedenkt. Angesichts dessen haben wir heute das bestmögliche Ergebnis erzielt - auch angesichts der ersten Runde mit Hülkenberg und so weiter."

Frage: "Es gab gestern einen Zwischenfall mit einem Überfall auf Jenson Button. Was bedeutet das für die Zukunft dieses Rennens?"
Domenicali: "Ich habe davon gehört, aber ich möchte nicht sagen, dass es hier besonders gefährlich ist, denn etwas Schlimmes kann überall auf der Welt passieren. Ich finde, wir müssen den Organisatoren hier danken, dass sie ihr Bestes geben. Das möchte ich betonen, denn ich weiß, dass diese Woche auch andere Personen Schwierigkeiten hatten. Aber wir haben keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen."

"Die Atmosphäre hier in Brasilien ist wirklich großartig. Vor dem Rennen haben viele gesagt, dass wir hier ausgebuht werden, aber das stimmte nicht - die Fans haben Ferrari angefeuert. Die Leidenschaft für die Formel 1 und für die brasilianischen Fahrer, aber auch für andere Teams ist fantastisch. Das müssen wir in Erinnerung behalten. Es war ein fantastisches Sportereignis."

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