• 23.03.2008 14:25

  • von Inga Stracke

Domenicali: "Punkte sind eben Punkte"

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali über den Sieg von Kimi Räikkönen und die verschenkten Punkte von Felipe Massa

(Motorsport-Total.com) - Ferrari ist wieder da. Um genauer zu sein: jetzt ist Ferrari da, wo man sie schon vor Saisonbeginn vermutet hatte. Die Roten haben beim zweiten Saisonlauf in Sepang das verpatzte Wochenende von Australien halbwegs wieder wett gemacht. Während man sich im italienischen Lager über den Sieg von Kimi Räikkönen freut, trauert man aber gleichzeitig den verlorenen Punkten von Felipe Massa hinterher, wie Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali im Interview verriet.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Für Ferrari gab es in Sepang einen Sieg und eine Niederlage zugleich

Frage: "Stefano Domenicali, fühlt sich dieser Sieg in ihrer neuen Position anders an als im vergangenen Jahr, wo sie noch Teammanager waren?"
Stefano Domenicali: "Wir sind hier einfach nur glücklich, weil wir eine Ferrari-Reaktion zeigen wollten. Nach dem sehr schwierigen Wochenende in Australien, wo wir unglücklicherweise nicht unseren Standard zeigen konnten und das schwer zu verdauen war, war uns das jetzt erst einmal wichtig. Ich bin sehr froh, weil wir als Team einen richtig guten Job gemacht haben. Es war sehr wichtig, dass wir einfach ruhig geblieben sind in der Situation, aber der Druck war natürlich nach so einem schlechten Start da. Deswegen macht mich das nun glücklich."#w1#

Ferrari zeigt das wahre Gesicht

"Wir waren das gesamte Wochenende über stark." Stefano Domenicali

Frage: "Ist da auch etwas Erleichterung dabei, weil sie nach den Problemen jetzt hier einen Sieg eingefahren haben?"
Domenicali: "Nein, die Erleichterung verspüre ich, weil wir hier unser wahres Potenzial zeigen konnten. Wir waren das gesamte Wochenende über stark, wir waren mit beiden Reifenmischungen sehr schnell und das ist für uns die Hauptsache. Wir wussten ohnehin, dass unser Auto schnell ist. Wir wollten natürlich hier 18 Punkte holen, so müssen wir einfach denken und wenn man sich die Situation anschaut, ist es schon etwas bitter, dass wir die Punkte nicht geholt haben. Es könnten wichtige Zähler sein. Natürlich ist nichts verloren, weil die Meisterschaft noch sehr lang ist, aber Punkte sind eben Punkte."

Frage: "Was ist bei Felipe passiert?"
Domenicali: "Er ist auf einen Kerb gekommen und wir müssen jetzt schauen, ob er das Auto verloren hat oder da etwas anderes passiert ist. Im Moment können wir das noch nicht sagen."

Frage: "Nach den Motorenproblemen in Australien hatten sie hier einige Vorkehrungen getroffen. Waren sie zu 100 Prozent sicher, oder waren sie wegen der Sache noch etwas nervös?"
Domenicali: "Man ist natürlich erst nach der Zieldurchfahrt wirklich sicher. Und nicht einmal dann, denn die Motoren müssen zwei Rennen durchhalten und das Getriebe sogar vier. Also eines kann ich natürlich sagen: wir müssen im Bereich Zuverlässigkeit sehr stark werden. Wirklich und ohne Spaß, in diesem Jahr wird die Meisterschaft etwas anders sein, wegen der neuen Getrieberegel. Das ist der Grund, warum wir uns voll darauf konzentrieren, unsere Qualität in allen Bereichen zu verbessern und die Arbeitsmethoden zu optimieren. Wir werden hart arbeiten in den kommenden Tagen."

Baustelle bei der Zuverlässigkeit

"In diesem Jahr wird die Meisterschaft etwas anders sein, wegen der neuen Getrieberegel." Stefano Domenicali

Frage: "Bleiben die Motoren nach den Schäden bei Force India und Toro Rosso ein Hauptanliegen?"
Domenicali: "Ja, aber in positivem Sinne. Natürlich wollen wir den Problemen auf den Grund gehen und sie verstehen, weil wir möchten, dass unsere Kunden zufrieden sind. Wir sind natürlich nicht glücklich, wenn da an unseren Teilen etwas kaputt geht, aber deswegen müssen wir eben auch in den kommenden Tagen gründlich Forschen und Verstehen."

Frage: "Ihre Fahrer haben nach dem Boxenstopp die Positionen getauscht. Das ist im vergangenen Jahr unter anderem auch in Frankreich schon einmal passiert. Wie schwierig ist es, dabei beiden Fahrern gerecht zu werden? Einer bekommt die Pole und der andere darf dann im Rennen vorbeifahren?"
Domenicali: "Das ist überhaupt nicht schwierig, denn es ist Teil des Teamworks. Es ist nun einmal Fakt, dass wir zwei starke Fahrer haben, die die Regeln kennen und sie respektieren. Diese beiden dürfen auf der Strecke relativ frei gegeneinander kämpfen, solange sie keine Schäden produzieren, weder für sich noch für das Team. Wir haben auch heute Morgen darüber diskutiert, wie wir mit dem Start umgehen. Wir haben uns die Starts der vergangenen Jahre angeschaut und haben daraus gelernt. Außerdem hatten wir eine gute Strategie, da war unserer Wahl wirklich gut. Wir wollten unsere Reifen unter voller Benzinlast nicht zu hart ran nehmen und das hat gut funktioniert."

Frage: "Es sah so aus, als wollte Felipe auf dem Weg zur ersten Kurve ein wenig zu Kimi herüberziehen. Wie haben sie das gesehen?"
Domenicali: "Im Rennen musst du eine Linie festlegen und darüber hatten wir vorab gesprochen. Das war sogar sehr gut, um ehrlich zu sein."

Drei Teams im Titelkampf?

"Heute waren wir natürlich sehr stark und wir haben es gegen Rennende langsam angehen lassen." Stefano Domenicali

Frage: "Waren die McLaren heute nicht auf ihrem wirklichen Niveau?"
Domenicali: "Ich glaube, dass ist genau das gleiche, wie mit uns in Australien, als nämlich jeder sagte, McLaren fahre in einer eigenen Liga. Wir sagten dann: okay, sie haben ein starkes Rennen geliefert. Aber jetzt sitzen wir hier und wir sagen, dass sie kein so tolles Rennwochenende hatten, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie wirklich so mies sind. Es gibt aber sicherlich einen Unterschied, denn sie hatten wegen ihrer mangelnden Performance ein schlechtes Wochenende. Trotzdem bin ich sicher, dass sie in Bahrain wieder stark sein werden und ich muss sagen, dass auch BMW dabei ist. Wir sollten sie respektieren und das tun wir auch. Sie werden schon mittendrin sein und sowohl und als auch McLaren Punkte wegnehmen, also müssen wir Respekt vor ihnen haben."

Frage: "Macht das den Kampf um die Weltmeisterschaft noch schwieriger?"
Domenicali: "Ja, absolut. Wie wir schon zu Saisonbeginn gesagt haben, wird das eine sehr sehr lange Saison. Und der Fakt, dass jetzt ein weiteres Team oben mitspielt, macht die Sache nicht einfacher und wir müssen das mit ins Kalkül ziehen. Heute waren wir natürlich sehr stark und wir haben es gegen Rennende langsam angehen lassen, weil wir das Auto schonen und sicher ins Ziel fahren wollten."

Frage: "Wie wird es in Bahrain?"
Domenicali: "Da werden die Bedingungen sicher ganz anders sein. Wir haben dort im Februar getestet und bald ist April, da wird es ganz andere Temperaturen geben. Aber wir hatten dort einen guten Test und wir hoffen mal, dass sich unser Test im Februar dort auch mit einem guten Resultat auszahlt."