• 28.12.2007 09:15

Die schwarzen Magier

Elf Teams, elf Ingenieure und tausende Reifen: Bridgestone-Chefingenieur Kees van de Grint schildert seinen Alltag an der Rennstrecke

(Motorsport-Total.com) - Kees van de Grint ist im Verlauf eines Grand-Prix-Wochenendes ein vielbeschäftigter Mann. Er beherrscht die "Kunst der schwarzen Magie": Van de Grint ist Chefingenieur von Bridgestone und leitet die Streckenaktivitäten des japanischen Reifenherstellers. Zudem steht er den Medien regelmäßig Rede und Antwort. Der Niederländer ist mit Bridgestone schon lange verbunden.

Titel-Bild zur News: Bridgestone

Bei Bridgestone herrscht an einem Rennwochenende volles Programm

Bereits 1985 stieß er zu dem Reifenhersteller und arbeitete an Kart-, Formel-3-, DTM- und Le-Mans-Projekten mit, bevor es ihn in die Königsklasse des Motorsports verschlug. Dort arbeitete er zumeist mit Bridgestones Speerspitze Michael Schumacher zusammen. 2007 veränderten sich seine Aufgaben und nun beaufsichtigt er sämtliche Reifentechniker und koordiniert ihre Arbeit.#w1#

Ein Grand-Prix-Wochenende erfordert dabei eine lange Vorbereitung: Erst bespricht er in einer kleinen Gruppe von Reifeningenieuren Pro- und Contraargumente diverser Reifenmischungen und Komponenten, wo eine Entscheidung herbeigeführt werden soll, welcher Reifen zu einem Rennen mitgebracht werden soll. Eine der wichtigsten Aufgaben also.

Das Wochenende beginnt schon am Montag

Anschließend werden an die Teams, und seit 2007 ist es das gesamte F1-Starterfeld, E-Mails mit der Meinung der Techniker verschickt, diese wird noch mit Informationen und Daten der Tests oder vergangener Rennen unterfüttert. Am Montag oder Dienstag vor einem Grand Prix läuft die Kommunikation heiß, weil die Teams noch nach zusätzlichen Daten fragen etc.

Am frühen Donnerstag Morgen betritt van de Grint die Rennstrecke und trifft sich mit seinen Ingenieuren, um zu sehen, ob es irgendwelche Probleme gibt. Anschließend werden die Teams besucht, die nach einem Treffen gefragt haben. Da mit dem Grand-Prix-Wochenende ebenfalls der Presse-Rummel beginnt, muss sich der Niederländer auch mit den Medien auseinander setzen. Ausgewählte Mitglieder der Presse haben im Rahmen einer Pressekonferenz Zeit, exakte technische Fragen zu stellen.

Der Freitag - Ingenieure schwärmen aus

Am Freitag werden die Motoren angelassen und die Action beginnt - auch für van de Grint. Während der Trainings-Sessions nimmt er die Reifen in den Garagen aller Teams ins Auge und seit 2007 muss er seine dafür verfügbare Zeit durch elf teilen. "Alle Bridgestone-Ingenieure stehen miteinander in Kontakt, ich kann daher in jede Garage gerufen werden, wenn es nötig ist und meine Ratschläge geben", erklärt der Reifen-Chef.

Am Abend werden Informationen gesammelt, kanalisiert und nach Japan geschickt. Jeder Bridgestone-Ingenieur liefert einen Bericht ab und auch die Kommentare der Teams werden verarbeitet. Zusätzlich stehen noch weitere Unterredungen mit den Teams an. "Die Meetings nehmen viel Zeit in Anspruch und vor zehn bis halb elf verlasse ich nie die Strecke", so van de Grint.

Der Samstag läuft nach ähnlichem Schema wie der Freitag ab - Beaufsichtigung der Teams, Meetings mit dem Teams, Sammeln von Daten, Meetings mit den anderen Bridgestone-Ingenieuren und Presse-Arbeit. Am Sonntag Morgen werden Problemzonen und deren Fortschritte untersucht, nachdem sich aus den beiden vorhergehenden Tagen eine Fülle von Testdaten ergeben hat. Ein letztes großes Meeting soll Arbeitsprozesse und die Arbeit nach dem Rennen klären.

Auch Am Sonntag kommt man nicht zur Ruhe

Und dann brüllen die V8-Motoren auf: "Während dem Rennen selbst gehe ich die Boxen ab und sehe mir so viele Reifen wie möglich an. Zudem werde ich oft von diversen Teams angefordert. Es ist die beste Möglichkeit, sich einen riesigen Berg an Reifen anzusehen und die Veränderung der Reifen während eines Rennens zu beobachten", erklärt van de Grint.

Zusätzlich notiert er sich einige Fragen, welche er stellen möchte, sobald das Rennen beendet ist. Nach dem Rennen werden Reifen untersucht, Berichte geschrieben und wieder einmal stehen Meetings mit einzelnen Teams an. Alle Daten des Rennens werden analysiert und das kann manchmal bis zehn oder elf Uhr dauern.

Am Montag nach dem Rennen macht sich van de Grint zu seinem nächsten Ziel auf, sei es sein Büro oder eine Teststrecke. Der Reifenchef betont, dass seine Arbeit mit sehr viel Mühe verbunden sei und es sich dabei um keinen 9-5-Job handle. Durch die Zeitverschiebung mit Japan wird seine Arbeit sogleich von den japanischen Spezialisten in die Hand genommen, so dass das Thema praktisch 24 Stunden am Tag nicht liegen bleibt.