• 24.02.2008 12:01

  • von Roman Wittemeier

Die neuen Regeln 2008 - Teil 2

Wir stellen die umfassenden Regeländerungen für 2008 vor - Teil 2: das Sportliche Reglement

(Motorsport-Total.com) - Im zweiten Teil unserer großen Vorstellung der Regeländerungen für die kommende Formel-1-Saison stellen wir die Veränderungen im sportlichen Reglement vor. Neben der Abschaffung von Traktionskontrolle, der Einführung von Biobenzin und dem Verbot von weiteren exotischen Materialien gibt es auch auf den sportlichen Seiten des Regelwerkes wichtige Neuerungen.

Titel-Bild zur News:

Die Zeit der Warteschlangen am Boxenausgang soll 2008 vorbei sein

Betroffen ist zum Beispiel das Qualifikations-Training, wo man in der neuen Saison durch kürzere Zeitfenster dem nutzlosen "Spritverbrennen" im dritten Segment ein Ende machen möchte. Außerdem müssen die Getriebe ab sofort vier Rennwochenenden durchhalten, bei vorzeitigem Getriebewechsel droht eine Versetzung in der Startaufstellung um fünf Positionen nach hinten. Durch die Verlängerung der Laufzeiten sollen weiter Kosten eingespart werden.#w1#

Die Änderungen im Sport-Reglement im Überblick:

Sport-Reglement Artikel 22.1 a):
"Die gesamte Fahrzeit eines Formel-1-Teilnehmers auf jeglicher Rennstrecke wird als Testfahrt gewertet. Ausnahmen sind:
I) Fahrten zu Werbe- oder Demonstrationszwecken, die mit speziellen, für solche Events produzierten Reifen vorgenommen werden;
II) Fahrten von Nachwuchsfahrern, die weder in den vergangenen 24 Monaten ein Formel-1-Rennen bestritten haben, noch innerhalb dieser 24 Monate an mehr als vier Testtagen teilgenommen haben."

Erklärung:
Man möchte es Nachwuchsfahrern wieder einfacher machen einen Formel-1-Test zu absolvieren, indem solche Testfahrten nicht auf das jährliche Teamkontingent an Testkilometern angerechnet werden. Bei solchen Nachwuchstests dürfen pro Tag nicht mehr als 350 Kilometer gefahren werden.

Sport-Reglement Artikel 28.1:
"Jeder Teilnehmer hat während einer Veranstaltung nur zwei Fahrzeuge zur Verfügung. Jedes vorbereitete Monocoque gilt in diesem Zusammenhang als vollwertiges Fahrzeug, wenn Motor, Aufhängungsteile, Verkleidungen, Kühler, Ölbehälter oder Wärmetauscher installiert sind."

Erklärung:
Mit dieser Regel soll die Zahl der Ersatzautos in den Boxen reduziert werden, um weiter Kosteneinsparung zu betreiben. Viele Teams hatten in den vergangenen Jahren je zwei so genannte "T-Cars" in der Garage, ab sofort soll sich dies auf eines pro Team beschränken.

Sport-Reglement Artikel 28.6:
a) "Jeder Fahrer darf in vier aufeinander folgenden Rennen nur ein einziges Getriebe verwenden. Sollte ein Fahrer ein Ersatzgetriebe verwenden, wird er beim jeweiligen Event in der Startaufstellung um fünf Plätze nach hinten versetzt, ebenso bei jedem weiteren außerplanmäßigen Getriebewechsel. Unabhängig davon, ob ein Fahrer ins Ziel kommt, muss das installierte Getriebe drei weitere Rennwochenenden verwendet werden. Sollte ein Fahrer das erste, zweite oder dritte Rennen aus Gründen, die jenseits des Einflusses von Team oder Fahrer liegen, nicht beenden können, darf im folgenden Rennen straffrei ein neues Getriebe verwendet werden."
d) "Beim zweiten, dritten und vierten Event dürfen die Siegel je einmal aufgebrochen werden, um irgendwann vor dem Start des ersten Qualifikations-Trainings unter Aufsicht einzig die Getriebeübersetzungen zu ändern und die dog-rings zu wechseln. Beides darf auch jederzeit unter Aufsicht gegen baugleiche Teile getauscht werden, wenn den zuständigen FIA-Delegierten eine deutliche physikalische Beschädigung der Teile nachgewiesen werden kann und dem Wechsel keine strategische Systematik zu Grunde liegt."

Erklärung:
Bei dieser Regel handelt es sich um einen weiteren Teil des Gesamtpakets zur Kostenreduzierung. Nachdem man bereits im Jahr 2004 die Mindestlaufzeit von Motoren im Regelwerk festgeschrieben hatte, beginnt man nun mit dem Getriebe, das ab sofort vier komplette Rennwochenenden überstehen muss. Die neue Regel stellt einige Teams vor arge Probleme, denn die neuen fragilen Schnellschalt-Getriebe waren bislang auf deutliche kürzere Laufzeiten ausgelegt. Pro Rennwochenende dürfen die Übersetzungsverhältnisse einmal unter Aufsicht den Erfordernissen der jeweiligen Rennstrecke angepasst werden.

Sport-Reglement Artikel 29.1 b):
"Bei allen für das dritte Qualifikations-Segment (Q3) qualifizierten Fahrzeugen darf zwischen Q3 und dem Rennstart weder Benzin nachgefüllt, noch abgepumpt werden."

Erklärung:
Diese Regelung bringt eine neue Qualifikations- und Rennstrategie mit sich. Durften die Autos im vergangenen Jahr nach Q3 entsprechend der in dem Qualifikations-Segment zurückgelegten Runden vor dem Rennen wieder betankt werden, bleiben die Tanks der schnellsten Formel-1-Autos in diesem Jahr zwischen Qualifikation und Rennen unangetastet. Viele Teams werden mit wenig Benzinlast in das entscheidende Q3 gehen, daher mit wenig Treibstoff auch nur einen kurzen ersten Rennstint fahren können.

Sport-Reglement Artikel 33.1:
"Das Qualifikationstraining findet jeweils am Tag vor dem Rennen zwischen 14:00 Uhr und 15:00 Uhr statt. Die Session wird wie folgt abgehalten:
a) Von 14:00 Uhr bis 14:20 Uhr (Q1) dürfen alle Fahrzeuge auf die Strecke und am Ende dieser Zeitperiode werden die sieben langsamsten Autos für den weiteren Verlauf der weitere Session gesperrt. Die Rundenzeiten der 17 verbleibenden Fahrzeuge werden gelöscht.
b) Von 14:27 Uhr bis 14:42 Uhr (Q2) dürfen die verbleibenden 17 Autos auf die Strecke und am Ende dieser Zeitperiode werden die langsamsten sieben Fahrzeuge von der weiteren Session ausgeschlossen. Die Rundenzeiten der verbleibenden zehn Autos werden gelöscht.
c) Von 14:50 Uhr bis 15:00 Uhr (Q3) dürfen die verbleibenden zehn Fahrzeuge auf die Strecke. Die genannte Prozedur findet auf Grundlage von 24 startenden Fahrzeugen statt. Sollten nur 22 Autos starten, werden lediglich je sechs Autos nach Q1 und Q2 gestrichen."

Erklärung:
Die neuen Zeitfenster für die drei Qualifikations-Segmente sollen gemeinsam mit den Inhalten von Artikel 29.1 für das Ende des unsinnigen "Spritverbrennens" in Q3 sorgen. Außerdem wird man die langen Warteschlangen vor der roten Ampel am Ende der Boxengasse in Q3 wohl nicht mehr sehen, denn es müssen nicht zwangsläufig so viele Runden wie möglich in Q3 abgespult werden.