• 25.11.2006 09:44

  • von Peter Fink

Die "grüne" Formel 1

Unter dem Motto "Technologie, Teams und Potenziale" fand am 23. und 24. November der dritte 'race.tech'-Fachkongress in München statt

(Motorsport-Total.com) - Auf Initiative des 'TÜV-Süd Automotive' wohnten über 20 Aussteller und knapp 200 Teilnehmer aus allen Bereichen des Motorsports dem Event bei. Ein wichtiges Schwerpunktthema war dabei ein Blick in die Zukunft des Motorsports, die Frage nach alternativen Antrieben und Kraftstoffen.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley musste seine Teilnahme krankheitsbedingt absagen

FIA-Präsident Max Mosley hatte diese brisante Fragestellung unlängst selbst in den Raum geworfen und stieß auf überraschend große Resonanz. So war es wenig verwunderlich, dass auch die kurzfristige Absage Mosleys - aus gesundheitlichen Gründen - die Organisatoren nicht an einer Grundsatzdiskussion über dieses Thema hinderte.#w1#

Mit welchen Kraftstoffen fahren wir morgen im Motorsport?

Innovation und Motorsport sind seit jeher eng miteinander verbunden. Der gewünschte Technologietransfer in die Serienproduktion ist heute ein wesentlicher Bestandteil in den Überlegungen großer Automobilkonzerne. Dementsprechend stellt sich auch der anwesenden Motorsport-Szene die Frage nach erneuerbaren Energien und nach einem rationellen Umgang mit Energie.

Der Formel 1 als globaler Event und als das Aushängeschild des Motorsports käme hierbei eine besondere Verantwortung zu. Eine Aussage, der auch Gary Savage, stellvertretender technischer Direktor von Honda F1, nicht widersprechen konnte und wollte. Im Gegenteil: Savage bezeichnete die Forderung Mosleys als "potenziellen Weckruf für die gesamte Formel 1" und unterstrich die Bereitschaft Hondas, an diesem zukunftsweisenden Konzept mitzuarbeiten: "Honda war immer vorne dabei, wenn es sich um echte Innovationen handelte".

"Biomass-to-Liquid" - Synthetische Kraftstoffe aus Biomasse

Eine potenzielle Möglichkeit für alternative Kraftstoffe bietet nach Ansicht vieler Experten das Konzept der "Biomass-to-Liquid-Kraftstoffe". Für die Herstellung von synthetischen "Biomass-to-Liquid-Kraftstoffen" können verschiedenste Biorohstoffe genutzt werden.

Die Palette erstreckt sich von Reststoffen wie Stroh über Restholz bis Energiepflanzen, die eigens für die Kraftstofferzeugung angebaut und vollständig verwertet werden. Ulrich Baretzky, Leiter Sport- und Sondermotoren bei Audi, erklärte: "Audi wird 2008 in Le Mans mit Biomass-to-Liquid-Motoren an den Start gehen, wenn unser Treibstofflieferant Shell die dazu notwendige Verfügbarkeit präsentieren kann."

Auch der französische Automobilkonzern Peugeot plane dies, und der veranstaltende Verband 'ACO' würde diese Absicht unterstützen. Während an eine Einführung dieser Art von Hybridmotoren in der Formel 1 vor 2012 kaum zu denken ist, scheint ein gangbares Konzept für die Nutzung der Bremsenergie bereits ab 2009 möglich, ähnliches gelte für den "Boost-Button".

Notstand im Reglement

Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer in einem Punkt: Eine Einführung innovativer Konzepte ist nur im Rahmen eines sattelfesten Reglements möglich und sinnvoll. Hier sehen die Experten die FIA in der Pflicht. Gary Savage mahnte: "Wir befinden uns in einer schwierigen Situation: Was genau will die FIA? Nach welchen Vorgaben sollen wir das umsetzen?"

Er stellte zudem die Frage in den Raum, ob die Formel 1 die geeignete Plattform für die Einführung neuer Konzepte darstelle, oder ob es nicht eher sinnvoll sei, neue Konzepte zunächst im Rahmen unterklassiger Serien zu testen. Savage mahnte zur Vorsicht: "Die Formel 1 ist eine sehr spezialisierte Art des Motorsports, als globaler Event unterscheidet sie sich in vielerlei Hinsicht von anderen Motorsportkategorien."