Di Resta: "Test gibt uns eine gute Richtung"
Paul di Resta ist erstmals als offizieller Stammpilot bei einem Formel-1-Test dabei - Im Interview spricht der Force-India-Pilot über den ersten Tag in Valencia
(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal reiste Paul di Resta als offizieller Stammfahrer zu einem Fomel-1-Test. Beim Testauftakt in Valencia setzt Force India noch das Vorjahresmodell ein. Am Vormittag saß Ersatzfahrer Nico Hülkenberg am Steuer des VJM03, bevor nach der Mittagspause di Resta einsteigen durfte. Nach 28 Runden stand eine Bestzeit von 1:14.461 Minuten zu Buche. Im Klassement bedeutete das Platz vier für den amtierenden DTM-Champion.

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Paul di Resta hat den Aufstieg zum Formel-1-Stammfahrer geschafft
Frage: "Du bist zwar nicht mit dem neuen Modell gefahren, aber wie ist es gelaufen?"
Paul Di Resta: "Wir haben genau das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten. Zuerst einmal sollte Nico die meiste Zeit des Tages zum Fahren kommen, damit er sich an das Auto gewöhnt und im Team heimisch werden kann. Für ihn war vieles neu."
"Für mich ging es hauptsächlich darum, wieder hineinzukommen und dort fortzusetzen, wo wir in Abu Dhabi aufgehört haben. Ich bin zum ersten Mal ein Formel-1-Auto in Valencia gefahren. Ich habe die Strecke auch nicht im Simulator kennen gelernt. Es war also alles neu für mich. Ich habe den Tag genutzt, um mich auf morgen vorzubereiten, damit wir unser Programm starten können."
Frage: "Fühlst du dich schon als vollwertiger Formel-1-Pilot?"
Di Resta: "Ja, denn deine Herangehensweise ist etwas anders. Im vergangenen Jahr habe ich ein bisschen getestet, aber meine Rolle war die des Ersatzfahrers. Nun komme ich hierher und weiß, wie wichtig es ist, Informationen für die Designer zu sammeln und weiterzugeben. Womit wir hierher gekommen sind, gibt uns eine gute Richtung. Definitiv freuen wir uns auf das neue Auto, das nächste Woche vorgestellt wird. Dann werden wir sehen, wie gut es funktioniert."
Frage: "Du fühlst dich im Team aber zu Hause?"
Di Resta: "Ja ganz sicher. Ich habe die Erfahrungen im vergangenen Jahr genossen. Glücklicherweise ist das weitergegangen. In diesem Jahr ist nicht alles neu. Dieses Auto zu Beginn des Jahres zu fahren hilft dir, wieder in Schwung zu kommen. Wenn es zu viele Änderungen geben würde, wäre es keine gute Idee, denn ich bin als Formel-1-Fahrer noch relativ unerfahren."
Frage: "Wie ist dein Eindruck von den Pirelli-Reifen?"
Di Resta: "Ich finde, sie haben tolle Arbeit geleistet mit der Performance, die sie bisher erreicht haben. Der Reifen scheint relativ konstant zu sein. Es ist aber schwierig, genaue Vorhersagen zu treffen, denn wir hatten jetzt nur einen Tag. Ich glaube, die Richtung, die sie beim Test in Abu Dhabi vorgegeben haben, wurde in das Jahr 2011 mitgenommen."
Frage: "Da ihr mit dem alten Auto hier seid, könnt ihr die Reifen mit den Ergebnissen vom Abu-Dhabi-Test vergleichen. Im Gegensatz dazu ist bei den meisten anderen Teams alles neu. Ein Vorteil für euch?"
Di Resta: "Wenn man ein neues Auto vorstellt, dann könnte es auch unzuverlässig sein. Mit einem erprobten Auto kann man viele Kilometer mit den neuen Reifen abspulen. Man kann im Hintergrund aber schon einiges mit Blick auf das neue Auto probieren. Ganz wichtig ist auch zu wissen, wie sich die Reifen bis jetzt entwickelt haben. Wir haben bereits früh im vergangenen Jahr diese Entscheidung gefällt. Die Designer haben sich daran gehalten und das Auto so lange wie möglich im Windkanal gelassen."
Frage: "Ist das Podium in Reichweite für Force India?"
Di Resta: "Ich glaube nicht, dass es außer Reichweite liegt, wenn man hernimmt, wie sich das Team in Spa-Francorchamps und Monza geschlagen hat. Wir müssen regelmäßig Punkte sammeln und wenn es mal gut läuft, auch auf das Podium klettern. Hoffentlich sind wir in diesem Jahr auf verschiedenen Strecken schnell unterwegs. Erst in Bahrain werden wir im Qualifying und im Rennen sehen, ob vor uns ein gutes Jahr liegt, oder eines mit viel Arbeit. Ich glaube, dass jeder im Fahrerlager etwas nervös ist."
Frage: "Force India hat sich zu einem Mittelfeldteam entwickelt. Könnt ihr einen weiteren Sprung nach vorne machen?"
Di Resta: "Wir sind beim Gesamtpaket sehr stabil. Die Partnerschaft mit Mercedes hat uns die Stabilität gegeben, um ein tolles Auto zu bauen. Im vergangenen Jahr haben sie in gutes Auto gebaut. Nun wollen wir mehr. Laut den Zahlen befinden wir uns auf Kurs, aber bevor nicht die neuen Reifen, KERS, der verstellbare Heckflügel und all die Neuheiten arbeiten, besteht eine gewisse Unsicherheit. Diese Sachen haben großen Einfluss auf die Rundenzeit. Sie müssen dann funktionieren, wenn sie gebraucht werden."
Frage: "Dir stehen relativ wenige Testtage zur Verfügung bis zu deinem Bahrain-Debüt. Helfen dir deine Freitagseinsätze im vergangenen Jahr bei der Vorbereitung?"
Di Resta: "Das ist schwierig zu sagen. Ich bin auf einigen Strecken am Freitag nicht viele Runden gefahren. Jeder Kurs war neu für mich. Selbst in Silverstone bin ich nie davor gefahren. Die Wintertestfahrten sind nun einmal streng limitiert und beide Fahrer müssen zum Einsatz kommen. Wir werden es in Bahrain sehen."
Frage: "Hast du dir manchmal Sorgen gemacht, dass du es nicht als Stammfahrer in die Formel 1 schaffen könntest?"
Di Resta:; "Natürlich gab es immer Bedenken. Mein Weg war sicher nicht der beste, um in die Formel 1 zu kommen. Es gab aber keine andere Wahl. Gleichzeitig hatte ich Spaß daran, für Mercedes-Benz in der DTM zu fahren. Es waren vier wunderbare Jahre, auf die ich gerne zurückblicke. Für einen Promoter ist es wahrscheinlich toll, zum ersten Mal einen DTM-Meister in der Formel 1 zu haben."
"Gleichzeitig bin ich aber froh, dass ich jetzt in der Formel 1 wieder gegen Piloten antreten kann, gegen die ich mein ganzes Leben gefahren bin, wie beispielsweise Kubica, Hamilton oder Vettel. Einige waren sogar meine Teamkollegen. Ich habe großen Respekt vor ihren Erfolgen. Ich möchte eines Tages wieder konkurrenzfähig gegen sie antreten."
Frage: "Wie groß würdest du den fahrerischen Unterschied zwischen den Spitzenpiloten und den Mittelfeldfahrern einschätzen?"
Di Resta: "Ich glaube nicht, dass es an der Spitze große Unterschiede gibt. Die DTM ist sehr konkurrenzfähig. Wenn man David Coulthard, Mika Häkkinen oder Ralf Schumacher fragt, dann werden sie wissen, wie das Level in der DTM ist. Es ist sehr hoch. Man musste nicht nur seine Teamkollegen schlagen, sondern hatte neun Fahrer mit dem gleichen Material. Das hält dich fit."
"Wenn man einen schlechten Tag hat, dann hast du drei Teamkollegen, die über das gleiche Auto verfügen und einen guten Job machen können. Deswegen arbeitet man immer hart. In der Formel 1 habe ich natürlich viel Respekt vor den Jungs, aber wie gesagt: Ich bin gegen sie in der Vergangenheit gefahren, manchmal habe ich sie geschlagen, dann wurde ich geschlagen. Ich hoffe, dass ich eines Tages an der Spitze sein kann."

