• 24.03.2006 16:59

  • von Marco Helgert

Dennis: So lief der Alonso-Deal

Der McLaren-Teamchef klärt zwar nicht auf, wer wen zuerst kontaktierte, gibt aber Einblicke in eine äußerst schwierige Verhandlungsphase

(Motorsport-Total.com) - Die Überraschung war groß, als Fernando Alonso im Dezember des vergangenen Jahres verkündete, er würde Renault Ende 2006 verlassen und zu McLaren-Mercedes gehen. Wie konnte es passieren, dass der Weltmeister sein Erfolgsteam mit einer Vorlaufzeit von einem Jahr verlässt? Bisher war wenig bekannt, welcher Beteiligte welche Rolle bei diesem Sensationswechsel spielte.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis brachte ein wenig Licht in die Abläufe des überraschenden Alonso-Deals

McLaren-Teamchef Ron Dennis brachte nun etwas Licht in dieses Dunkel. Flavio Briatore, Renault-Teamchef und - zumindest auf dem Papier - der Manager des Spaniers, sei demnach tatsächlich zu keiner Phase in die Verhandlungen eingeweiht. Vielmehr sei Alonso durch Luis Garcia Abad als sein Manager, seine Anwälte und seine Familie vertreten worden.#w1#

Von wem jedoch die Kontaktaufnahme ausging, verschwieg Dennis. So bleibt es weiter ein Geheimnis, ob McLaren um Alonsos Dienste buhlte oder ob der Spanier auf die "Silberpfeile" zuging. Interessant ist jedenfalls der Zeitrahmen, denn die Verhandlungen dürften schon Anfang November abgeschlossen gewesen sein.

Viele Geheimnisträger nach den Verhandlungen

Alonso wollte der Renault-Führung in einem persönlichen Gespräch seine Pläne unterbreiten, doch dies scheiterte. Letztendlich musste er die negative Kunde doch durch das Telefon kommunizieren. Zahlreiche Versuche, Flavio Briatore vorab zu einem Gespräch abzupassen, schlugen fehl. Dies könnte durchaus ein Hinweis darauf sein, dass das einst so gute Verhältnis zwischen den beiden bereits gelitten hatte.

"Innerhalb von 24 Stunden nach seiner Unterschrift wussten zirka 25 Personen davon." Ron Dennis

Durch die Kommunikationsprobleme musste zunächst das Geheimnis gewahrt bleiben. "Auf unserer Seite waren das Martin Whitmarsh (McLaren-Geschäftsführer; Anm. d. Red.), Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef; Anm. d. Red.) und einige andere von Mercedes-Benz", so Dennis in der 'F1Racing'. "Nachdem Fernando unterschrieben hatte, wurde auch einige leitende Personen der Sponsoren einbezogen. Innerhalb von 24 Stunden nach seiner Unterschrift wussten also zirka 25 Personen davon."

Sechs Wochen lang mussten alle Beteiligten Stillschweigen bewahren, in dieser Zeit versuchte Alonso einen Kontakt zu Briatore herzustellen, was jedoch nicht gelang. "Alle verstanden das Versprechen, das ich Fernando gegeben habe. Es musste geheim bleiben, bis er die Gelegenheit hatte, Flavio zu informieren", so Dennis. "Aber es war auch klar, dass ich unsere Fahrer informieren würde, sobald Flavio bescheid wusste. Ich wollte, dass sie es von mir erfahren. Danach gab es dann die Pressemitteilung."

Briatore erfuhr am Telefon vom Teamwechsel

"Nach sechs Wochen des Versuchens musste Fernando ihn am Telefon darüber in Kenntnis setzen." Ron Dennis

Doch die Zeit verstrich. "Vier Wochen gingen vorüber und Fernando konnte Flavio aus Gründen, die außerhalb der Kontrolle von Fernando waren, nicht erreichen. Er versuchte es einige Male, aber ein Treffen war nicht möglich. Nach sechs Wochen des Versuchens musste Fernando ihn am Telefon darüber in Kenntnis setzen", fuhr er fort, ohne dabei zu erklären, warum es zu keinem Treffen kam.

Als Renault informiert war, begann bei McLaren der Informationsreigen. Zunächst waren, wie vorgenommen, die Fahrer an der Reihe. "Spät am Abend erklärte Fernando mir, dass Flavio es nun wisse", so Dennis. "Trotzdem es so spät war, entschied ich, unsere Fahrer sofort anzurufen. Für Kimi (Räikkönen) war das besonders hart, denn er war in Finnland und uns drei Stunden voraus."

Während Räikkönen die Nachricht gut aufgenommen haben soll, reagierte Montoya "vorhersagbar", wie sein Teamchef es nannte. "Seine erste Reaktion war knapp - vielleicht dachte er, dass sein Platz für 2007 gerade verschwunden war. Aber das muss natürlich nicht der Fall sein." Wenig später kam dann auch die öffentliche Verkündung.

"Flavio rief mich an und bat mich, die Pressemitteilung um eine Woche aufzuschieben, aber ich befand mich in einer unmöglichen Position dafür", erklärte er. "Zu dieser Zeit wussten einfach schon viele Leute bescheid. Es länger geheim zu halten war nicht realistisch. Ich wollte nicht, dass es an die Öffentlichkeit sickert. Am nächsten Tag veröffentlichten wir die Pressemitteilung."