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  • 31.01.2010 17:02

De la Rosa: Neben Schumacher der zweite Rückkehrer

Pedro de la Rosa hatte schon niemand mehr auf der Rechnung, bis Peter Sauber zugeschlagen und sich die Dienste des Spaniers gesichert hat

(Motorsport-Total.com) - Die banale Wahrheit ist: Rennfahrer wollen Rennen fahren, und zwar regelmäßig. Pedro de la Rosa hat lange warten müssen, ehe sich ihm diese Chance wieder bot. Seit 2003 war der Spanier Test- und Ersatzfahrer für McLaren Mercedes. In den sieben Jahren fuhr er neun Rennen. Das Zuschauen fiel dem Spanier extrem schwer.

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Pedro de la Rosa ist neben Michael Schumacher der große Rückkehrer

"Ich habe meine Motivation für die Arbeit als Testfahrer immer aus dem festen Glauben an mein Comeback als Rennfahrer gezogen", meint de la Rosa. So hat er auch die Saison 2009 überstanden. "Mit dem Einsetzen des Testverbots während der Saison war ich zum Zuschauen verdammt", erinnert er sich, "das war mental ein sehr hartes Jahr für mich." Jetzt brennt er auf den Wettbewerb und genießt den Anstieg seines Adrenalinpegels.#w1#

Dafür, dass ihm die Rückkehr ins Renncockpit gelungen ist, ist er auch seinem ehemaligen Arbeitgeber dankbar: "McLaren-Mercedes ist ein tolles Team. Ich bin dort gereift und habe unheimlich viel gelernt." Er ist sich sicher, heute der bessere Rennfahrer zu sein als bei seinem Dienstantritt 2003. Früher saßen Testfahrer oft mehr am Steuer als die Rennfahrer.

Karrierehöhepunkt McLaren-Mercedes

Dennoch bleiben für de la Rosa die Grands Prix, bei denen er einspringen musste, die Höhepunkte dieser Zeit. Vor allem der Grosse Preis von Bahrain 2005, als er kurzfristig ins Cockpit bestellt wurde und nach zwei Jahren Pause mit der schnellsten Rennrunde auftrumpfte. Ein Jahr später nutzte er seine Rolle als Ersatzmann, um seinen ersten Podestplatz einzufahren. Er wurde 2006 Zweiter beim Grossen Preis von Ungarn.

Pedro de la Rosa

Platz zwei in Ungarn 2006 - de la Rosas großes Karriere-Highlight Zoom

Erfahrung ist ein Schatz, den er mit in sein neues Team bringt. Das weiß auch Peter Sauber, der schon lange mit dem in Zürich lebenden Spanier Kontakt pflegte und ihn über den Fortgang der Dinge bezüglich des Teams und dessen Zukunft auf dem Laufenden hielt. "Peter war sehr ehrlich zu mir. Er hat keine falschen Hoffnungen geweckt, aber sein Wort immer gehalten", sagt de la Rosa. "Außerdem haben mich die Fabrik und der Windkanal in Hinwil sehr beeindruckt. Ich wollte zu Peter Sauber." Für beide war das zweite Halbjahr 2009 eine Achterbahnfahrt, bei der viel und Unterschiedliches auf dem Spiel stand.

Zu den Dingen, die de la Rosa im Laufe seiner Karriere gelernt hat, gehört die Erkenntnis, dass Talent allein nicht alles ist. Er ist ein harter Arbeiter. Und neben Fleiß und Motivation hilft ihm seine Intelligenz. Der Sauberpilot gilt als einer der Piloten mit der größten Aufnahmekapazität in Sachen Technik, und er ist sich wirtschaftlicher und geschäftlicher Zusammenhänge in der Formel 1 sehr bewusst.

Dass er sein Wirtschaftsstudium seinerzeit zugunsten des Rennsports abgebrochen hat, bereut er nicht. Dass er es bis heute nicht abgeschlossen hat, hingegen schon. Aber die Arbeit in der Formel 1 duldet eben keine Ablenkung.

Keine klassische, von der Moderne geprägte Nachwuchskarriere

De la Rosa kennt die Formel 1 seit 1998. Im Folgejahr stieg er vom Testfahrer zum Rennfahrer auf. Seitdem hat sich viel verändert in diesem Sport. "Aber nichts Wesentliches", schränkt er ein. "Damals wie heute ist die Essenz: Du musst schnell sein, und dafür brauchst du ein gutes Team, das voll und ganz hinter dir steht."

Pedro de la Rosa im Jaguar

Zwischenstation bei Jaguar 2001 bis 2002 - keine großen Erfolge für de la Rosa Zoom

De la Rosa war kein Kind, das schon im Vorschulalter im Kart trainierte. Bis zu seinem 17. Lebensjahr bestimmten die Schule und sein Hobby des Lenkens ferngesteuerter Geländewagen sein Leben. Er betrieb sein Hobby akribisch und brachte es weit darin: Zwei Mal war er Europameister und ein Mal WM-Zweiter.

Dass er ein nicht minder großes Talent für selbst gesteuerte Fahrzeuge besaß, wurde schon im ersten Jahr seiner Kartkarriere klar. Der Spanische Automobilverband entdeckte und förderte ihn. Nach verschiedenen Formelklassen in Spanien wurde der Aktionsradius rasch größer. England war das Land mit dem höchsten Wettkampfniveau. Die nächste Station der Weiterbildung folgte in Form von drei Jahren Rennsport in Japan, 1995 bis 1997. Er startete in der Formel 3, der Formel 3000 sowie der GT-Meisterschaft und holte alle drei Meistertitel. Damit war er reif für die Formel 1.

Weltbürger de la Rosa ist überall zuhause

Auch privat klebt er nicht an der Heimat, wenngleich er sie liebt. Seit seinem 18. Lebensjahr ist er praktisch Weltbürger. Im Januar 2007 zog er mit seiner Familie nach Zürich - mit seiner Frau Maria Reyes und den Töchtern Georgina und Olivia. Töchterchen Luna wurde 2008 in Zürich geboren. Ein Grund für den Umzug war der Wunsch, dass die Kinder mehrsprachig aufwachsen. Mittlerweile plappern sie neben Spanisch auch Deutsch und Schweizerdeutsch, Englisch oder Portugiesisch.

Pedro de la Rosa

Pedro de la Rosa wohnt in Zürich - war das ein Wink des Schicksals? Zoom

"Außerdem", ergänzt er, "hat dieser Wechsel viele neue Impulse in unser Leben gebracht, und das genießen wir." Dass er damit nun praktisch vor der Haustür seines Arbeitgebers wohnt, war nicht vorhersehbar und ist ein mehr als glücklicher Umstand. Denn de la Rosa sucht die Nähe zum Team. Er will sich einbringen.

Spanienreisen haben vor allem Verwandtschaftsbesuche zum Anlass. De la Rosa ist Katalane und spricht diese Sprache ebenso wie Spanisch und Englisch. Seine Zugehörigkeit definiert er sehr natürlich so: "Außerhalb Spaniens bin ich Spanier, innerhalb Spaniens bin ich Katalane und innerhalb von Katalonien bin ich Barcelonés. Darüber hinaus befasse ich mich nicht mit diesen Fragen."