• 13.06.2010 02:00

  • von Dieter Rencken

De la Rosa: "In Kanada ist alles möglich"

Mehr als Startplatz 17 war nicht drin für Pedro de la Rosa, doch der Sauber-Pilot will das Rennen von Kanada dennoch nicht vorzeitig abschreiben

(Motorsport-Total.com) - In der Türkei konnte das BMW Sauber F1 Team erstmals in dieser Saison in die Punkte fahren, in Kanada erwischte der Rennstall aus der Schweiz indes einen schwierigen Start: Pedro de la Rosa und Kamui Kobayashi kamen in der Qualifikation von Montréal nicht über die Positionen 17 und 18 hinaus. Weil die Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve aber immer sehr turbulent sind, rechnet sich de la Rosa trotzdem einiges aus. In seiner Medienrunde spricht er über seine Ambitionen.

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Pedro de la Rosa hat die Hoffnung auf ein gutes Kanada-Ergebnis nicht aufgegeben

Frage: "Pedro, wie würdest du den Samstag von Kanada beschreiben? Haben die jüngsten Schauplätze gezeigt, wo die Stärken und Schwächen eures Autos liegen?"
Pedro de la Rosa: "Genau. Es gibt einige Kurse, auf denen wir ungeheuer schnell sind. Auf anderen Strecken ist indes just das Gegenteil der Fall. Manchmal sind wir einfach weniger konkurrenzfähig - zumindest, was die Qualifikation anbelangt."#w1#

"Das sehen wir in Monaco und nun auch in Kanada. Uns war schon immer klar, dass es in Montréal schwierig werden würde. Man hofft natürlich auf Besserung, doch wir haben es hier mit einer reinen Wissenschaft zu tun. Wir sind auf den Geraden einfach nicht gut genug."

"Der F-Schacht bringt hier keinen Vorteil für uns." Pedro de la Rosa

"Der F-Schacht bringt hier keinen Vorteil für uns, weil wir hier generell mit weniger Abtrieb unterwegs sind. Der Zugewinn hält sich also in Grenzen. Zudem verhält sich unser Auto nicht gerade optimal auf den Randsteinen. Wir hatten uns etwas mehr erwartet. Insgesamt betrachtet, ist das Ergebnis aber in etwa in Ordnung so. Das Rennen ist erst am Sonntag und das ist dann wiederum eine vollkommen andere Geschichte."

"Du musst hier sehr aufmerksam sein. Die Chance, das Safety-Car auf der Strecke zu sehen, ist groß. Außerdem werden alle mit den Reifen zu kämpfen haben. Mit deinen Pneus musst du am Sonntag sehr intelligent umgehen. Es wird sicherlich schwierig, in die Punkteränge vorzustoßen. Unmöglich ist es allerdings nicht."¿pbvin|512|2812|kanada|0|1pb¿

Wie lange halten die Reifen in Kanada?

Frage: "Wird es im Rennen darauf ankommen, möglichst sauber durchzukommen? Safety-Car und Verkehr können eine Menge ausmachen..."
De la Rosa: "Uns steht gewiss ein interessantes Rennen bevor. Manche Teams werden zwei Stopps einlegen, andere werden hingegen nur einmal Reifen wechseln. Vielleicht sehen wir auch Fahrer, die eigentlich mit einem Boxenstopp durchfahren wollen, aber aufgrund nachlassender Reifen doch zweimal hereinkommen müssen."

"In gewisser Weise ist das Rennen also ziemlich offen. Wir sollten uns von der Qualifikation also nicht allzu sehr ins Bockshorn jagen lassen. In Kanada ist nämlich alles möglich. Das haben wir in der Vergangenheit gesehen."

"Die harte Variante bereitet mir nicht allzu viele Sorgen." Pedro de la Rosa

Frage: "Du hast die Reifen angesprochen. Wie viele Runden lassen die unterschiedlichen Mischungen deiner Meinung nach zu?"
De la Rosa: "Die harte Variante bereitet mir nicht allzu viele Sorgen. Je mehr Gummi auf die Strecke kommt und je wärmer die Bedingungen sind, umso besser für diesen Pneu. Der weiche Reifen wird uns vor Probleme stellen. Ich wäre überrascht davon, wenn die Leute mehr als zehn Runden mit der weichen Mischung absolvieren würden."

Frage: "Dann müsste man im Umkehrschluss etwa 60 Runden auf dem harten Reifen zurücklegen. Ist das drin?"
De la Rosa: "Man muss es wahrscheinlich versuchen (lacht; Anm. d. Red.). Ich weiß es nicht. Realistisch gesehen, sollte das drin sein, wenn sich die Strecke so entwickelt, wie wir uns das vorstellen. Auch die möglichen Safety-Car-Phasen spielen da eine Rolle. Niemand hat diesbezüglich allerdings eine klare Antwort parat. Vieles wird vom Reifenverschleiß abhängen."

Blaue Flaggen: Gleichheit für alle gewünscht

Frage: "In der Türkei wurdest du für ein paar Runden von einem Konkurrenten aufgehalten. Das war im TV offensichtlich nicht zu sehen, kam aber am Freitag zur Sprache. Erzähle uns davon..."
De la Rosa: "Ein paar Runden? Nun ja. Das ist ja nun wirklich kein neues Thema. Auf blaue Flaggen sollten wir eigentlich sehr schnell reagieren."

"Da spielt es keine Rolle, ob man nun um die Führung, den letzten Punkt oder den letzten Platz kämpft. Das ist eine Sache, die wir mit Charly (Whiting, Renndirektor) und mit Nico (Hülkenberg; Anm. d. Red.) besprechen. Es gab da eine recht große Konfusion. Letztendlich spielt es keine Rolle, denn der Punkt blieb ja im Team."

"Für mich ist die Geschichte glasklar. Auf blaue Flaggen musst du rasch reagieren." Pedro de la Rosa

"Wir hätten eben diesen einen Zähler aber auch verlieren können. Kamui und ich kämpften darum und von hinten rauschte Alguersuari mit frischen Reifen heran. Für mich ist die Geschichte glasklar. Auf blaue Flaggen musst du rasch reagieren. Wir besprechen das. Es wird nicht wieder passieren. Das ist kein größeres Problem für mich, muss ich hinzufügen."

Frage: "Ist das Verkehrsaufkommen in diesem Jahr generell schlimmer als früher? Es sind einige neue Teams und einige neue Piloten am Start..."
De la Rosa: "Nein. Ich muss sagen: Bislang waren die Fahrer sogar sehr aufmerksam. Die Piloten haben gute Arbeit geleistet - zum Beispiel auch beim Stadtrennen in Monte Carlo. Dass die Spiegel nun am Cockpitrand befestigt sind, ist natürlich eine Hilfe."


Fotos: Pedro de la Rosa, Großer Preis von Kanada


"In der Türkei gab es allerdings doch einige Schwierigkeiten und deswegen müssen wir uns halt darüber unterhalten. Das ist keine große Sache. Wichtig ist mir nur: Jedem sollte in Bezug auf die blauen Flaggen die gleiche Priorität beigemessen werden. Wir brauchen diesbezüglich einfach Konstanz. Das ist nun klar geworden."

De la Rosa setzt auf schnelle Strecken

Frage: "Du bist nicht mehr so stark in die Fahrergewerkschaft (GPDA) eingebunden. Kannst du uns sagen, warum es etwas ruhiger um die GPDA geworden ist?"
De la Rosa: "Ist das so? Ich denke, Nick (Heidfeld; Anm. d. Red.) macht einen sehr guten Job. Wir sind noch immer sehr aktiv und auch Nick ist sehr engagiert. Die Meetings sind genau so interessant wie eh und je. Wir sind aktuell vielleicht etwas stiller, aber man muss ja auch nicht alles gleich an die Öffentlichkeit tragen. Wir sind noch immer sehr aktiv."

Frage: "Mit welchen Themen setzt ihr euch aktuell auseinander?"
De la Rosa: "Ich bin nicht mehr der Vorsitzende der GPDA. Richtet eure Fragen einfach an Nick. Was er zu sagen hat, ist auch in meinem Sinne."

"Auf schnellen Strecken sollten wir recht konkurrenzfähig sein." Pedro de la Rosa

Frage: "Lass uns noch etwas vorausblicken: Wo werdet ihr stark sein, wo nicht? Wie würdest du die zweite Saisonhälfte einschätzen?"
De la Rosa: "Auf schnellen Strecken sollten wir recht konkurrenzfähig sein. Das wären beispielsweise Spa oder auch - bis zu einem gewissen Grad - Silverstone. Suzuka könnte gut für uns sein. Solche Kurse könnten uns prima liegen."

"Natürlich muss man festhalten: Wir hatten hier eine schlechte Qualifikation, doch das liegt an der Natur dieser Rennbahn. In manchen Kurven zählen wir zu den schnellsten Autos. Wir sind halt nur nicht so komplett aufgestellt wie andere Teams, die in allen Bereichen schnell sind."

"Wir haben einige Schwächen, doch diese sind uns bekannt. Es werden Strecken kommen, auf denen wir sehr konkurrenzfähig sein können. Dort sollten wir dann auch um den Einzug in die dritte Einheit der Qualifikation kämpfen können. Das ist unser Ziel. In Kanada war es das nicht. Es war nicht unser Tag. Aber so ist das Leben."