De Ferran und die verlorene Formel-1-Fahrerkarriere

Eigentlich wollte Gil de Ferran immer irgendwann einmal Formel 1 fahren, doch im Nachhinein betrachtet ist er auch so mit seiner Karriere im Reinen

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Gil de Ferran zu seiner aktiven Zeit als Prototyp der amerikanischen Rennszene galt, wollte er eigentlich immer Formel 1 fahren. Dennoch hat er heute nicht das Gefühl, in seiner Karriere etwas versäumt zu haben. Außerdem kann er nun ja wenigstens als Honda-Sportchef in der Königsklasse des Motorsports auf Titeljagd gehen.

Titel-Bild zur News: Gil de Ferran

Gil de Ferran ist glücklich darüber, wie seine Rennfahrerkarriere verlaufen ist

"Ich bin vor zwei Jahren vom Rennfahren zurückgetreten", erklärte er im Rahmen der 'Autosport International Show', "und es war eine ganz bewusst getroffene Entscheidung meinerseits. Ich wurde von niemandem unter Druck gesetzt, sondern wollte einfach mal etwas anderes ausprobieren. Trotzdem ist man sich bei so wichtigen Entscheidungen nie hundertprozentig sicher. Bis jetzt habe ich aber das Gefühl, dass ich mich richtig entschieden habe."#w1#

Ende der 80er Jahre war die Formel 1 de Ferrans Ziel

"Als ich 1988 zum ersten Mal nach Europa gekommen bin, war ich schon voll auf die Formel 1 fokussiert. Das war alles, was mich interessiert hat - Formel-1-Weltmeister werden -, und deswegen bin ich aus Brasilien gekommen. Zuerst fuhr ich Formel Ford, dann Formel 3 und dann Formel 3000. Dann schlug ich aber einen anderen Weg ein", erinnerte er sich an die Wegkreuzung, auf der er sich schließlich für den US-Rennsport entschied.

Als erst Emerson Fittipaldi und dann auch noch Nigel Mansell in die IndyCar-Serie wechselten und dort auch noch erfolgreich waren, kam auch de Ferran der Gedanke, dass dies eine gute Idee sein könnte: "Ende 1994 hatte ich einige Möglichkeiten in der Formel 1, ich durfte auch ein paar Mal testen, aber als das klare Angebot aus den USA auf dem Tisch war, war mir klar, dass das das Richtige für mich sein würde", so der 38-Jährige.

De Ferran bedauert seine US-Karriere überhaupt nicht

"Wenn ich jetzt zurückschaue, bin ich sicher kein frustrierter Mann." Gil de Ferran

"Von dort aus entwickelte ich meine Karriere - ein paar Mal gab es Gelegenheiten, in die Formel 1 zurückzukehren -, und wenn ich jetzt zurückschaue, bin ich sicher kein frustrierter Mann. Als ich mich nach meinem Rücktritt auf mein Kissen gelegt habe, war ich glücklich und zufrieden mit meinem Leben, mit meiner Karriere bis zu diesem Punkt. Ich hatte viel Spaß und konnte eine Menge lernen", bilanzierte de Ferran.

Nun verfolgt er bei Honda eine zweite Karriere auf der anderen Seite der Boxenmauer. Ist der Druck jetzt höher, Gil? "Er ist gleich wie damals als Fahrer", entgegnete er. "Natürlich ist mein Verantwortungsbereich ein anderer. Ich muss mich mit mehr Menschen beschäftigen, wodurch sich mein Alltag verändert hat. Der Druck, den ich in mir selbst trage, immer gewinnen zu wollen, ist aber genau derselbe wie früher als Fahrer."