• 29.09.2003 12:27

  • von Marco Helgert

Das "Saubere Wunder"

Zehn Punkte auf einen Streich - das Rennen in Indianapolis wurde für das Sauber-Team zu einer wahren Erfolgsgeschichte

(Motorsport-Total.com) - Selbst die größten Optimisten schütteln bei einigen Vorhersagen energisch den Kopf. Ein Podestplatz für Sauber in dieser Saison, in der man darum kämpft, nicht das zweitschlechteste Team zu sein? Unmöglich! Doch dann kam der Regen, und der Weg für Heinz-Harald Frentzen an die Spitze des Feldes war gar nicht mehr weit. Seine Entscheidung, frühzeitig auf Regenreifen zu wechseln und dies mit dem normalen Tankstopp zu verbinden, war der Schlüssel zum Erfolg.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen wird von seinem Team bejubelt

Die Sauber-Mannen jubeln - Heinz-Harald Frentzen jubelt mit

Doch auch Nick Heidfeld, der Fünfter wurde, konnte gut mit der Konkurrenz mitfahren, absolvierte jedoch einen Stopp mehr als Frentzen. Es ist fast tragisch, dass man diese beiden Piloten, die in Indianapolis alles gegeben haben, ziehen lässt. Für Heinz-Harald Frentzen war es der vielleicht letzte Podestplatz der Formel 1, aber vielleicht auch die letzte Gelegenheit, seine Namen in den Notizblöcken der Teamchefs wieder rot unterstreichen zu lassen.

Sauber wurde vom "Glück überschüttet"

Neun Punkte hatte das Sauber-Team vor dem USA-Grand-Prix, danach waren es doppelt so viele. Auffällig ist, dass von den 19 Punkten, die das Team jetzt hat, 18 bei Überseerennen geholte wurden ? der C22 scheint Europa nicht zu mögen. "Unfassbar, unheimlich. Plötzlich hat uns das Glück überschüttet", wurde Teammanager Beat Zehnder vom 'Blick' zitiert.

Die gesamte Sauber-Truppe rannte zum Platz unter dem Siegerpodest, die Freude war kaum zu beschreiben, Teamchef Peter Sauber kämpfte 15 Tage vor seinem 60. Geburtstag mit den Tränen. Nun ist sein Team Fünfter in der Konstrukteurswertung, ein Platz, der in diesem Jahr für utopisch gehalten wurde.

Ein Podestplatz im richtigen Moment

Für Heinz-Harald Frentzen, der in Monza 1995 auch den ersten Podestplatz für die Schweizer eroberte, lief "alles perfekt". Doch der Mönchengladbacher blieb im Rennen abergläubisch: "Diesmal habe ich nie ans Ziel gedacht, sondern jede Runde genossen. Monza mit dem Getriebeschaden kurz vor dem Ziel war Warnung genug." Später lud Frentzen das gesamte Team ein, um das Ergebnis zu feiern und den Rest der Saison vergessen zu machen, in der man "oft nicht schnell genug" war.

"Wenn mir das jemand vor Indy gesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt", so Peter Sauber im 'Blick', und im Interview mit 'Premiere' fügte er an: "Es ist nicht nur einfach ein Podiumsplatz, sondern es ist das Podium im richtigen Moment! Man ist wieder zurück und das ist natürlich unwahrscheinlich schön. Wenn man so eine schlechte Saison hinter sich hat, fast Letzter ist und jetzt noch so einen Riesenschritt nach vorne macht, ist das phantastisch."