"Das eine Mal" in Ungarn: Als Daniel Ricciardo betrunken auf der Toilette lag

Für Daniel Ricciardo sind die zwei Rennen vor der Sommerpause entscheidend: In Ungarn helfen dabei schöne und feuchtfröhliche Erinnerungen als Extramotivation

(Motorsport-Total.com) - Besonderes Jubiläum dieses Wochenende in Ungarn für Daniel Ricciardo: Vor zehn Jahren gewann der Australier auf dem Hungaroring, feierte wenige Wochen nach seinem Premierenerfolg in Kanada seinen erst zweiten Grand-Prix-Sieg - und wie:

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Der Sieger genehmigt sich ein Schlückchen: Ricciardo 2014 in Ungarn Zoom

"Ich erinnere mich noch an so viel davon: Wie ich mit bereits geballter Siegesfaust durch die letzte Kurve gefahren bin. Und ein Teil von mir hat sich schlecht gefühlt, weil ich mir dachte: 'Der Motor kann immer noch hochgehen. Also sei nicht zu übermütig.' Aber ja, so viele Dinge sind noch sehr lebendig - auch, wie ich zwölf Stunden später die Toilette umarmt habe. Da habe ich mich nicht mehr so gut gefühlt, weil ich zu viel getrunken habe", verrät Ricciardo über seine wilde Siegesfeier.

"Es waren einfach viele Emotionen in diesen 24 Stunden", sagt der Australier, der sich aber auch heute noch gerne daran erinnert: "Jedes Jahr, wenn wir hierher kommen, gibt es immer dieses 'Das eine Mal, wo du hier gewonnen hast', und jetzt ist es schon zehn Jahre her!", schwelgt der achtfache Grand-Prix-Sieger in Erinnerungen.

"Aber ja, dieser Sieg war wirklich cool. Ich glaube, die Übertragung hat das damals nicht eingefangen, denn ich habe das Rennen ziemlich sicher nochmal geschaut", erklärt Ricciardo: "Es war eines dieser Safety-Cars, das uns aus der Führung warf, und nicht wirklich half. Aber ich ging an den Funk und sagte: 'Jungs, wir gewinnen das Rennen heute'."

Ricciardo erinnert sich mit einem Grinsen: "Ich war so aufgedreht und zuversichtlich - im Sinne von: 'Nur wegen des Safety-Cars werden wir es nicht nicht gewinnen'. Ich war so: 'Wir machen das heute klar'. Und das Rennen hat dann ziemlich Spaß gemacht."

Beim Red Bull blieb es nicht: Daniel Ricciardo offenbart eine wilde Feier

Beim Red Bull blieb es nicht: Daniel Ricciardo offenbart eine wilde Feier Zoom

Zehn Jahre später ist der Sonnyboy aus Australien immer noch in der Königsklasse - kämpft aktuell aber um seine Karriere im Red-Bull-Kosmos, genauso wie Sergio Perez. In den Medien gingen die Wogen in den vergangenen Wochen deshalb hoch: Mal wurde Ricciardo aus dem Racing-Bulls-Cockpit und damit komplett aus der Formel 1 geschrieben, mal aber auch in den Red Bull, für den Fall eines Perez-Aus beim A-Team.

Ricciardo ist lange genug dabei, um die Schlagzeilen einzuordnen: "Schaut, ich denke, es hängt davon ab, wie wir in den Medien dargestellt werden. Aber die Wahrheit ist, jeder Fahrer ist unter Druck." So sei die knallharte Leistungsgesellschaft der Formel 1 nun mal. "Mein Punkt ist: Ich war dieses Jahr ein bisschen im Fokus. Sergio ist es auch."

Alte Faustregel: "Nur so gut wie dein letztes Rennen"

Er sei sich dabei der alten Faustregel im Motorsport bewusst: "Du bist nur so gut wie dein letztes Rennen. Und ein gutes Wochenende bringt dir auch noch keine Ruhe. Also nur temporär, und dann kann es sich schnell wieder ändern." Am Ende liege es an den Fahrern selbst, durch konstante Leistungen die Kritiker ruhig zu stellen, so der Australier.

Dabei sei der Druck, der auf die Fahrer einprasselt, definitiv nicht zu unterschätzen: "Manchmal fühlt es sich sehr negativ oder schwer an", sagt Ricciardo, betont aber im gleichen Atemzug, dass sowohl er als auch Perez lang genug dabei wären, um damit umzugehen: "Und zu realisieren, dass man sich einfach auf die Arbeit mit den Ingenieuren, das Auto und so weiter fokussieren sollte."

Zur Kritik sagt Ricciardo zwar: "Ja, man hört es. Aber damit muss man einfach umgehen." Dabei können sich die negativen Kommentare manchmal "unnachgiebig" anfühlen, wie der Australier etwas aus seiner eher enttäuschend verlaufenen McLaren-Zeit noch zu gut weiß: "Bei McLaren habe ich das erlebt, und ja, solche Medienrunde machen nicht besonders Spaß."

Anno 2024: Daniel Ricciardo am Donnerstag im Fahrerlager von Budapest

Anno 2024: Daniel Ricciardo am Donnerstag im Fahrerlager von Budapest Zoom

Dennoch gehöre es schließlich zum Job eines Formel-1-Fahrers dazu, und über die Leistung sei am Ende jeder seines eigenen Glückes Schmied: "Es ist, wie wenn du selbst dein Bett machst. Dann musst du damit okay sein, manchmal drinnen zu liegen, wenn die Laken nicht frisch gewechselt sind. Das ist doch ein schöner Spruch, darauf melde ich Copyright an", lacht Ricciardo.

Red-Bull-Kenner Ricciardo: "Halten es selbst in Händen"

Ob der Australier auch in der Sommerpause Grund zu guter Laune hat, oder es ungemütlich wird, steht aktuell noch nicht fest: Sollte Red Bull allerdings etwas bei der Teambesetzung im A-Team verändern - zuletzt wurde etwa über eine Direktbeförderung von Talent Liam Lawson spekuliert - und sowohl Teamkollege Yuki Tsunoda, als auch Ricciardo dabei übergangen werden, würde es sich dann seltsam anfühlen für den 35-Jährigen?

"Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wäre es seltsam. Es kommt darauf an, wer der Unbekannte dann ist", erklärt Ricciardo, fügt aber auch an: "In der Red-Bull-Familie und diesem Programm zu sein, ich bin schließlich kein Junior mehr, ich weiß, wie es funktioniert - und es ist immer abhängig von den Resultaten."

Dem Racing-Bulls-Star ist bewusst: "Wenn wir uns gut genug schlagen, dann bringen wir uns auch in die beste Position, falls es Bewegung gibt. Dann halten wir es selbst in Händen. Es ist in unserer Kontrolle, wie wir uns hinterm Lenkrad schlagen, und was die Stoppuhr sagt. Also muss man versuchen, das Kontrollierbare zu kontrollieren - und ich denke, damit haben wir ziemlichen Einfluss auf die Situation."

Ganz anders also, als vor zehn Jahren bei seinem Kontrollverlust über der Kloschüssel ...

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