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  • 06.06.2013 12:03

Crashpilot nach Plan: Perez und die Profilbildung

McLaren lässt Sergio Perez gewähren, die Konkurrenz nervt die harte Gangart des Mexikaners: Was steckt hinter den mutigen Attacken des Nachwuchspiloten?

(Motorsport-Total.com/SID) - Sebastian Vettel blieb noch verschont, ansonsten hat die aggressive Fahrweise von Sergio Perez so ziemlich jeden großen Namen in der Formel 1 bereits Punkte gekostet - geht es nach seinem Rennstall McLaren, soll der Mexikaner aber genauso weitermachen.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Wehe, wenn er losgelassen: Sergio Perez hat sich zuletzt nicht viele Freunde gemacht Zoom

Sergio Perez ist ein Mann mit großen Zielen. Formel-1-Weltmeister will der Mexikaner werden, nicht erst in ein paar Jahren, sondern in naher Zukunft. Im Mittelpunkt steht er jetzt schon - der McLaren-Neuzugang ist vor dem Großen Preis von Kanada der meistkritisierte Fahrer im Feld und neben Romain Grosjean (Lotus) als Crashpilot verschrien.

Als einer der wenigen großen Namen hat Sebastian Vettel noch keine wichtigen WM-Punkte durch harte Perez-Manöver eingebüßt. Doch das könnte schon bald nachgeholt werden, denn McLaren denkt nicht daran, seinen Schützling vor Montreal in die Schranken zu weisen.

McLaren lässt Perez gewähren

"Wir unterstützen, was er gerade tut. Wir stehen voll hinter ihm", sagt Sportdirektor Sam Michael, der nichts Falsches in den Aktionen sehen will - im Gegenteil: "Er drückt dem Sport doch gerade seinen Stempel auf. Er zeigt, dass er es kann." Die Aussagen überraschen, tragen sie doch wenig zur Deeskalation bei.

Nach dem Rennen in Monaco war die Stimmung hochgekocht. Der WM-Zweite Kimi Räikkönen regte gar an, Perez doch "mal eine zu knallen", nachdem er kurz vor Schluss durch eine Attacke des Mexikaners wichtige Punkte auf Vettel verloren hatte. "Aggressiv fahren", sagte Räikkönen, "ist ja in Ordnung - aber dumm fahren, das ist eine andere Geschichte."

"Aggressiv fahren, ist ja in Ordnung - aber dumm fahren, das ist eine andere Geschichte." Kimi Räikkönen

Der Finne befand sich mit seiner Wut in prominenter Gesellschaft, nicht weniger als drei ehemalige Weltmeister hatten im Fürstentum mehr Kontakt mit Perez, als ihnen lieb war. Auch seinem eigenen Teamkollegen ließ der 23-Jährige dabei keine Sonderbehandlung zukommen. Jenson Button war der Erste, es folgten Vize-Weltmeister Fernando Alonso (Ferrari) und schließlich Räikkönen.


Fotos: Sergio Perez, Großer Preis von Monaco


Coulthard glaubt: Perez will sich profilieren

Perez' neuerdings so aggressiver Stil und die Auswahl seiner Kontrahenten sind wohl Teil des Plans. All dies, sagt Sportdirektor Michael, gehöre zur Etablierung als Rennfahrer. Perez' Konkurrenten hätten es früher nicht anders gehandhabt. Schon vor Monaten hatte zudem Teamchef Martin Whitmarsh angeregt, Perez möge "seine Ellbogen stärker einsetzen". In der Folge - nicht erst in Monaco - kam es immer wieder zu den nun so kritisierten Duellen auf der Strecke. Vor allem mit den Arrivierten wie Räikkönen, Alonso und Co. - Positionskämpfe zur Profilbildung.

Der frühere Vize-Weltmeister David Coulthard sieht in Perez' Vorgehen aus einem weiteren Grund Taktik. In diesen Duellen, schreibt der 42-Jährige in einem Kommentar für die BBC, "will er zeigen, dass er ein Racer ist. Dabei nutzt er aus, dass die anderen, im Gegensatz zu ihm, um die Spitze in der WM kämpfen und jeden Punkt brauchen. Das ist kein fairer Vergleich." Perez wisse, dass er weniger zu verlieren habe, deshalb folge er einer einfachen Logik: "Ich überhole dich, oder es kracht."

"Ich hatte das Gefühl, dass ich hart und fair gefahren bin." Sergio Perez

Perez selbst sieht in seinen Aktionen kein Problem: "Ich hatte das Gefühl, dass ich hart und fair gefahren bin. Ich habe meine Plätze gewonnen, indem ich gekämpft habe." Beste Voraussetzungen seien das für Montreal: "Das ist eine Strecke, auf der Kämpfer belohnt werden." Für manche mag das wie eine Drohung klingen.