• 07.06.2008 05:45

Coulthard: "Ich bin natürlich enttäuscht"

David Coulthard in der FIA-PK über seine bisherige Saison, den NASCAR-Besuch, sein Training in Montréal und das geplante Verbot der Reifenwärmer

(Motorsport-Total.com) - Frage: "David, du warst in Dover beim NASCAR-Rennen. Welchen Eindruck hast du dabei von dieser Art von Rennsport bekommen?"
David Coulthard: "Ich habe NASCAR im TV gesehen und die Show immer schon gut gefunden. Es ist natürlich viel einfacher, die ganze Action in einem Oval zu sehen als auf einer Grand-Prix-Strecke. Die Herausforderung ist, dass dort viel mehr los ist - die haben 40 Autos auf der Strecke, mehr Zwischenfälle, mehr Boxenstopps und so weiter. Es ist einfach eine andere Art Motorsport. Vielleicht dauern die Rennen etwas zu lange, denn es waren glaube ich vier Stunden oder so. Ich habe keine Ahnung, wie jemand so lange sitzen bleiben kann, aber ich bin sicher, dass die Fahrer Spaß haben."

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard findet das Verbot der Reifenwärmer zumindest fragwürdig

Frage: "Wie siehst du die bisherige Formel-1-Saison?"
Coulthard: "Ich bin natürlich enttäuscht, dass ich noch keine Punkte geholt habe. So ist das manchmal. Ich wurde in ein paar Zwischenfälle verwickelt, was für mich ungewöhnlich ist, aber in diesen Regionen des Feldes ist das leider ganz normal, weil es da mehr Berührungen gibt. Das Ziel ist natürlich, sich da rauszuhalten. In den ersten sechs Rennen war ich dreimal in den Top 10 des Qualifyings. Das ist der Schlüssel, um Zwischenfällen auf Strecken wie hier in Montréal aus dem Weg zu gehen. Hier hat es vor der ersten Kurve schon oft gekracht."#w1#

Business as usual im Training

"Es war ein normaler Kanada-Freitag." David Coulthard

Frage: "Und was sagst du zum heutigen Training?"
Coulthard: "Es war ein normaler Kanada-Freitag mit der Ausnahme des Regens am Vormittag. Die Strecke ist noch ziemlich rutschig, aber das kennen wir ja - noch dazu wo wir aus Monaco kommen, wo wir viel weniger schnell waren und mehr Downforce hatten. Da ist es dann umso mehr Herausforderung, hier durch die Schikanen zu schneiden. Die Autos, die die Kerbs am besten schlucken, sind hier normalerweise am schnellsten. Wir müssen unsere Performance nach dem Qualifying am Samstag bewerten, aber ich hoffe, dass wir gut aussehen werden."

Frage: "Bist du vom heutigen Resultat ermutigt?"
Coulthard: "Ich war weder ermutigt noch entmutigt. Wir absolvierten unser Programm und prüften das Auto. Ich denke, dass hier einfach alles ein wenig unkonstant ist - einfach weil die Strecke ist, wie sie eben ist, und wegen der Reifen. Die Balance ist hier einfach frustrierender als zum Beispiel in Monaco oder Istanbul, wo man sich auf ein Element der Beständigkeit verlassen kann. Aber das liegt hier an den hohen Geschwindigkeiten, am geringen Anpressdruck und auch an der Windrichtung, denn ob man Gegen- oder Rückenwind hat, das kann sich in den Kurven ganz schön stark auswirken."

Frage: "Ist es in deinem 15. Kanada-Grand-Prix schon einfacher für dich? Hilft dir das im Umgang mit den rutschigen Verhältnissen?"
Coulthard: "Wenn die Regeln in den 15 Jahren gleich geblieben wären, dann hätte es mir etwas gebracht, aber wer die Sache verfolgt hat, der hat festgestellt, dass die Rennserie ganz anders ist als damals, auch wenn sie immer noch Formel 1 heißt. Es geht darum, sich auf die Autos einzustellen. Diese Formelautos mit den Rillenreifen erfordern einen ganz anderen Fahrstil als die 3,5-Liter-Slick-Autos, wie wir sie zu meiner Anfangszeit hatten."

Coulthard und die Reifenwärmer

"Wenn man zu den Grands Prix kommt, ist es ohnehin wärmer." David Coulthard

Frage: "Es heißt, dass das Verbot der Reifenwärmer auf 2010 verschoben werden könnte. Wie ist es, ohne Reifenwärmer zu fahren?"
Coulthard: "Es hat im Winter fünf Runden gedauert, bis man die Reifen auf Temperatur hatte, denn ohne Heizdecken muss man eben erst einmal diese fünf Runden fahren, um den Reifendruck zu stabilisieren. In diesen fünf Runden kann man das Auto nicht weiterentwickeln. Wenn man also Heizdecken verbietet, dann wäre es sinnvoll, sie zumindest für Tests zu behalten, wie es in der Formel 3 oder in der GP2 geschieht, soweit ich weiß. Wenn man nämlich im Sommer zu den Grands Prix kommt, ist es meistens ohnehin wärmer."

"Die Reifen werden so designt sein, dass sie niedrige bis normale Betriebstemperaturen abdecken, also werden wir uns darauf einstellen, aber man muss auch damit rechnen, dass dadurch wie in der ChampCar-Serie späte Boxenstopps erzwungen werden, denn derjenige, der ein, zwei Runden früher zum Boxenstopp kommen muss, wird eine Menge Zeit verlieren. Das führt dazu, dass wieder alle das Qualifying opfern werden - und derjenige in der Gruppe, der am längsten draußen bleiben kann, wird gewinnen. Ganz einfach ist das."

"Technisch gesehen finde ich es spannend, wenn Leute sagen, ob es ein Problem werden könnte oder nicht, denn die Techniker müssen nicht selbst fahren. Ich denke, die Fahrer sollten nach ihrer Meinung gefragt werden. Ich anerkenne, dass es in anderen Serien keine Heizdecken gibt - das ist ein bisschen wie mit und ohne Traktionskontrolle: Man stellt sich auf das ein, was man hat. Aber wenn ich daran denke, welche anderen Dinge sich auch ändern, dann sollten wir uns wenigsten einige konstante Faktoren behalten, um die Variabilität und das Risiko zu verhindern. Wenn man dann eine Saison hinter sich hat, dann kann man es ausklingen lassen, denn im ersten Jahr sind alle noch ganz aufgeregt wegen so etwas, aber im zweiten Jahr sieht schon keiner mehr den Unterschied."