Colin Kolles und der Rollentausch für einen Tag
Der Spyker-Teamchef über seine Arbeit als Formel-1-Teamchef, schöne und schwierige Momente, und das Thema Politik im Sport
(Motorsport-Total.com) - Als Colin Kolles mit dem russischen Stahl-Tycoon Alexander Shnaider in die Formel 1 kam, da begab er sich mit dem ehemaligen Jordan-Team als Teamchef in eine stürmische Zeit. Der Rennstall wurde nach nur einer Saison erneut verkauft - an Spyker. Doch auch die Holländer mussten den Rennstall wegen finanzieller Schwierigkeiten abstoßen, sogar während der laufenden Saison.

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Colin Kolles hat in der Formel 1 schon turbulente Zeiten erlebt
Doch irgendwie hat es Kolles zusammen mit seinem Team geschafft, alle Rennen zu bestreiten. Natürlich musste man bei der Entwicklungsarbeit Kompromisse eingehen und den einen oder anderen Testtag auslassen, aber immerhin ließ man diese Saison sogar ein B-Modell vom Stapel und holte sich in Japan den ersten WM-Punkt - den man aber am (heutigen) Freitag vor dem Berufungsgericht der FIA noch verlieren könnte.#w1#
In Kolles' Augen sind die besten Momente als Teamchef jene, in denen das Team völlig unerwartet eine gute Leistung zeigt: "Das Rennen auf dem Nürburgring (Markus Winkelhock lag in Führung; Anm. d. Red.) dieses Jahr ist hierfür ein gutes Beispiel", so der Spyker-Teamchef im Interview mit 'formula1.com', der das viele Reisen als Schattenseite seines Berufes bezeichnet: "Ich scheine nie sehr lang zu Hause zu sein."
Der erste Sieg in der "Königklasse des Motorsports" würde für den gelernten Zahnarzt "alles" bedeuten: "Und eine Menge Geld! Es verändert nichts, aber es macht einem das Leben leichter", meint Kolles zum Thema Geld, der neben den Führungsrunden von Winkelhock "die Unterzeichnung unseres ersten großen Sponsoring-Abkommens" als einen seiner bisher besten Momente als Teamchef bezeichnet.
Bis es soweit ist und das Team als Sieger über die Ziellinie fahren kann, muss das Team noch hart arbeiten und Kolles einige wichtige Entscheidungen treffen: "Alle Entscheidungen sind zu einem gewissen Grad schwierig. Man muss einfach sicherstellen, dass man die zu diesem Zeitpunkt beste Entscheidung trifft."
Der 39-Jährige, der gerade hinter den Kulissen versucht, gegen die Verwendung von "Kunden-Autos" in der Formel 1 vorzugehen, muss sich also nicht nur um sein eigenes Team kümmern, sondern auch um andere Belange.
Welches Verhältnis hat Kolles zur Formel 1 und zur Politik? "Gibt es da einen Unterschied?", fragt Kolles zurück. "Man kann das eine nicht vom anderen trennen." Vielleicht wünscht sich Kolles aus diesem Grund, "einen Tag lang Bernie Ecclestone" zu sein...

