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Carlos Sainz: "Ein McLaren kann einen Mercedes halt nicht überholen ..."

Carlos Sainz verpasst das Podium im Grand Prix von Sachir knapp, dennoch ist er nicht enttäuscht - Warum er sich über Valtteri Bottas geärgert hat

(Motorsport-Total.com) - McLaren-Pilot Carlos Sainz verpasst das Podium im Grand Prix von Sachir in Bahrain um nur 0,711 Sekunden. Der Spanier ist dennoch glücklich über den vierten Platz. Er sei eines seiner besten Formel-1-Rennen in der Wüste gefahren, erzählt er stolz.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz, George Russell

Carlos Sainz verpasst P3 um sieben Zehntel Zoom

Sainz konnte sich bereits in der ersten Rennrunde auf die dritte Position nach vorne arbeiten. Er profitierte von den Scharmützeln in Kurve 4, überholte dadurch Daniel Ricciardo und reihte sich hinter den Mercedes-Piloten ein.

"Ich habe alles gegeben, was ich konnte. Ich war Dritter im ersten Stint", erzählt er stolz. Allerdings habe er keinen ausgezeichneten Start erwischt, gibt er zu. "Ich wusste, dass es in Kurve 4 viel Chaos geben würde, da wir dort viel Rückenwind hatten."

Virtuelles Safety-Car zur falschen Zeit

Sainz antizipierte, dass viele Fahrer an jener Stelle spät bremsen würden, was unweigerlich zu heiklen Szenen führen würde bei Windböen von 30 km/h. "Manche haben dann tatsächlich zu spät gebremst und andere rausgeschoben. Es hat sich diesmal also ausgezahlt, konservativer zu bleiben."

Der Spanier behielt die Übersicht und kontrollierte das Rennen, Ricciardo hatte er immer im Rückspiegel unter Beobachtung. Bis zu seinem ersten Stopp in Runde 28 hatte er 2,3 Sekunden Vorsprung gegenüber dem Australier und 12,5 Sekunden Rückstand auf die Mercedes-Spitze aufgerissen.

Durch die Boxenstopps der anderen Fahrer fand er sich schließlich wieder auf Platz drei ein - bis zu seinem entscheidenden zweiten Stopp in Runde 55. McLaren wollte das Virtuelle Safety-Car zu jenem Zeitpunkt ausnutzen und Sainz mit frischen Mediums in den Schlussstint schicken.


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Allerdings missglückte das Timing, denn noch bevor er in der Box ankam, wurde das VSC wieder aufgehoben. "Das Virtuelle Safety-Car hat uns nicht in die Karten gespielte. Dadurch haben wir heute ein Podium verloren", glaubt er im Nachhinein.

Als die Rennleitung sich für das VSC entschloss, da Nicholas Latifi seinen Williams am Streckenrand geparkte hatte, befand sich Sainz erst in Kurve 2. Das Team holte ihn daraufhin herein, als er schließlich in die Boxengasse abbog, wurde der Kurs wieder freigegeben.

In der Onbord-Aufnahme von Sainz ist zu hören, wie er seinen Renningenieur darauf hinweist, dass das VSC wieder aufgehoben wurde. Dennoch beharrte dieser darauf, dass der Pilot an die Box abbiegen sollte. "Wir stoppen dennoch", wurde ihm gesagt.

Hinter Bottas gesteckt: "Was macht der Merc da?"

Im Nachhinein muss er feststellen: "Andere hatten heute mehr Glück mit dem Timing ihrer Stopps und dem Virtuellen Safety-Car." Da auch Ricciardo an die Box kam, wurde das Paket Perez-Ocon-Stroll nach vorne gespült, das auf eine Einstoppstrategie setzte.

Sainz war nach dem Stopp auf Platz sechs zu finden, hinter beiden Mercedes-Piloten. "Das war ein komisches Rennen, da wir sogar hinter einem Mercedes feststeckten, was nicht geholfen hat", kommentiert er.


Grand Prix von Sachir

Tatsächlich ärgerte er sich schon im Rennen über Valtteri Bottas: "Was macht der Mercedes da? Komm schon!", funkte Sainz. Der Finne rutschte nach dem missglückten Boxenstopp auf Platz fünf ab, auf alten harten Reifen fand er jedoch keinen Weg an Lance Stroll vorbei.

Sainz hing insgesamt sechs Runden im Heck des WM-Zweiten und verlor wertvolle Zeit auf Stroll. "Ich habe nicht verstanden, warum Bottas den Racing Point nicht überholt. Dann sagten sie mir erst, dass sie ihm einen gebrauchten Reifensatz angeschraubt haben, dadurch hatte er Grip-Probleme."

Wenig später konnte er Bottas schließlich in Kurve 7 überholen. "Das war ein ziemlich gutes Manöver, aber ich habe nicht erwartet, dass ich einen Mercedes überholen müsste, um ein Podium zu kriegen. Ein McLaren überholt eben keinen Mercedes, außer sie machen einen Fehler."

Dadurch konnte er den Racing Point bis zum Ende noch jagen, aber es hat zum Schluss ein wenig Pace im MCL35 gefehlt. "Manche Autos waren heute einfach sehr viel schneller. Checo war zu Beginn Letzter und am Ende zehn Sekunden vor uns, obwohl wir auf neueren Reifen draußen waren."

"Hätten das Podium nicht vollkommen verdient"

Das würde ganz gut veranschaulichen, dass dies nicht das optimale Wochenende für McLaren war. "Die Pace des Autos war an diesem Wochenende nicht großartig. Das wir jetzt überhaupt über ein Podium sprechen, ist verrückt."

Am Ende sei es für jene Autos besser gelaufen, die eine bessere Pace hatten, muss er anerkennen. "Als ich gehört habe, dass es ein paar mit einem Stopp probieren, war es wirklich schwierig für uns, mit denen mitzuhalten. Ich habe Vollgas gepusht."

Carlos Sainz

Schlechtes Timing mit dem Stopp nach dem VSC Zoom

Auch ohne das schlechte Timing und die Blockade durch Bottas wäre es schwierig geworden, Racing Point zu schlagen, glaubt Sainz. "Sie hatten ein wenig Glück mit dem VSC, das ich nicht nutzen konnte, sie hatten die bessere Pace und waren auch auf einer sehr cleveren Strategie."

Deshalb ist Sainz im Ziel auch nicht enttäuscht über Platz vier. Denn: "Wir hätten das Podium nicht vollkommen verdient, weil wir nicht die Pace dazu hatten." Teamchef Andreas Seidl stimmt ihm nach dem Rennen bei 'Sky' zu.

"Ich glaube, Carlos ist ein super Rennen gefahren. Viel mehr war nicht drin heute als P4. Die Racing Points waren schneller, vor allem Checo. Ich glaube, Ocon und Lance haben wahrscheinlich am Ende von diesem Safety-Car profitiert."

Generell zieht der Deutsche eine positive Bilanz: "Wenn man mir heute Morgen gesagt hätte, dass wir auf Platz vier und zehn ins Ziel kommen, dann wäre ich zufrieden gewesen. Aber dadurch dass die üblichen Verdächtigen nicht auf dem Podium gestanden haben, haben wir leider gute Punkte verloren in der Konstrukteurs-Meisterschaft."

Als Außenseiter im Kampf um WM-Platz drei kommt die britische Mannschaft nach Abu Dhabi. Sainz glaubt, dass Racing Point bereits das gesamte Jahr über deutlich schneller war. "Ich verstehe nicht, wie sie P3 nicht schon längst in der Tasche haben können."