Buttons Probleme gelöst? "Wahre Zuversicht wäre gewagt"

McLaren-Technikchef Paddy Lowe gibt Einblicke in die Probleme von Jenson Button, hütet sich aber vor allzu optimistischen Prognosen

(Motorsport-Total.com) - Das Kanada-Wochenende hätte Jenson Button eigentlich auf den richtigen Weg führen sollen - stattdessen trug es zur zusätzlichen Verwirrung des McLaren-Piloten bei. Aus diesem Grund will er beim kommenden Rennen in Valencia einen Schritt zurück gehen und das gleiche Setup wie sein Teamkollege Lewis Hamilton verwenden. Ihm ist zwar bewusst, dass er damit wegen des unterschiedlichen Fahrstils zwar gegenüber dem WM-Leader im Nachteil sein wird, aber immerhin kann er auf einer gesunden Basis aufbauen. Von dort weg will man dann das Setup so verfeinern, dass auch Button wieder zu alter Stärke zurückfindet.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Wann kriegt McLaren-Star Jenson Button endlich die Kurve?

"In Valencia wird es darum gehen, für beide Seiten das bestmögliche Setup zu finden, und dann in eine viel ähnlichere Richtung zu gehen, von der wir uns mehr versprechen", erklärt Technikchef Paddy Lowe gegenüber 'Autosport'. Eine Folge der Lektion, die man in Kanada gelernt hat: Da übernahm man zwar die Daten von Hamilton, war aber mit der alten Hinterradaufhängung unterwegs - das hat nicht zusammengepasst. Durch das Getriebeproblem am Freitag musste Button im Training auf Longruns verzichten und erkannte erst im Rennen, dass der Verschleiß an der Hinterachse viel zu hoch ist.

Änderungen am McLaren als Problemquelle?

Doch das war ein Resultat von Buttons Problemen, nicht die Ursache. Seit dem Rennen in Spanien hat der 32-Jährige große Probleme, die Vorderreifen im Qualifying auf die richtige Temperatur zu bringen. Interessant ist, dass McLaren nach dem China-Wochenende auf Befehl der FIA beim Unterboden nachbessern musste - zudem brachte man beim Spanien-Wochenende eine neue Nase für den MP4-27. Besteht ein Zusammenhang mit Buttons Abstieg?

Lowe winkt ab - er vermutet, dass man beim Setup in die falsche Richtung gegangen ist. "Es geht um verschiedene Dinge, die zusammenspielen müssen, wie es in der Formel 1 noch nie davor der Fall war. Unsere Fahrer hatten in Australien ein viel ähnlicheres Setup. Danach wurden hie und da Entscheidungen getroffen, durch die sich die beiden etwas voneinander entfernt haben. Kanada war da am extremsten."

Liegt es am Fahrstil?

Eine weitere mögliche Erklärung ist, dass Buttons sauberer, aber im Vergleich zu Hamilton wenig aggressiver Fahrstil eine Ursache des Problems ist. Der Weltmeister 2009 ist kein Freund von übersteuernden Autos - das Verbot des abgasangeblasenen Diffusors sorgte aber genau für diese Charakteristik, mit der sein Teamkollege viel besser zurecht kommt.

Button klagte zuletzt immer wieder darüber, dass er die Vorderreifen im Qualifying nicht auf Temperatur bekommt. Ein Problem, das auch andere Fahrer kennen. Witali Petrow zum Beispiel. Der Caterham-Pilot erklärt, dass dadurch die Hinterreifen schneller überhitzen, was Button in Kanada wiederfahren ist: "Mann musste also einerseits auf die Hinterreifen aufpassen, andererseits aber aggressiv in die Kurven hineinfahren, um die Vorderreifen auf die richtige Temperatur zu bringen."

Lewis Hamilton, Jenson Button

In Valencia setzt McLaren bei beiden Autos auf das gleiche Setup Zoom

Zuversicht? Lowe bleibt vorsichtig

Doch McLaren-Technikchef Lowe will nicht zustimmen, dass Buttons Fahrstil das Problem ist: "Es hat definitiv nichts damit zu tun, wie Jenson fährt. Jenson hat das Fahren nicht über Nacht verlernt. Es hat einfach mit der Beziehung zwischen dem Setup des Autos und wie es mit den Reifen umgeht zu tun."

Bleibt die Frage, ob man nach den bitteren Lehrstunden der vergangenen Wochen die richtigen Schlüsse gezogen hat und der McLaren-Pilot nun endlich wieder an der Spitze mitmischen kann. "Ich denke, wir haben viel gelernt und befinden uns jetzt in einer viel besseren Position als zuletzt", übt sich Lowe in Zweckoptimismus. "100 Prozent zuversichtlich zu sein wäre aber in Anbetracht der aktuellen Lage sehr gewagt. Und ganz ehrlich: Je besser wir diese Reifen verstehen, desto mehr erkennen wir, dass wir sie nicht verstehen."