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Button: "Trügerische Verhältnisse"
McLaren-Pilot Jenson Button spricht über den verregneten Trainingstag in Silverstone und über die vielen Fans, die auf den Tribünen ausgeharrt haben
(Motorsport-Total.com) - Das britische Wetter meinte es zum Auftakt in Silverstone nicht gut mit der Formel 1: Den gesamten Tag fegten Niederschläge über die Strecke und auch während der drei Trainingsstunden gab es nur eine logische Reifenwahl: Regenreifen. Jenson Button fuhr bei diesen schwierigen Bedingungen in 1:57.948 Minuten auf den achten Tagesrang, legte insgesamt aber nur 15 Umläufe zurück. In seiner Medienrunde drückt der britische Lokalmatador seine Bewunderung für die britischen Fans aus.

© xpbimages.com
Jenson Button in seinem McLaren: In Silverstone bekam er einige Tropfen ab
Frage: "Jenson, es war ein sehr nasser und nur wenig arbeitsamer Tag. Konntet ihr bei diesen Bedingungen überhaupt etwas lernen?"
Jenson Button: "Ja. Wir haben ein paar Dinge gelernt. Die Fans strömten in Scharen an die Strecke, obwohl es so sehr regnete. Das ist schön. Ich freue mich, so viele Zuschauer zu sehen. Und ich bin froh, dass wir wenigstens ein paar Runden zurücklegen konnten - sowohl für die Fans als auch für uns."
"Es war nicht gerade der schönste Tag hier in Silverstone. Es ist sehr schwierig auf der Strecke. Es gibt viel stehendes Wasser. Das konnte man bei der GP2 ganz gut sehen: Da standen viele Fahrer plötzlich entgegen der Fahrtrichtung. Auch bei der Formel 1 gab es ein paar Zwischenfälle."
"In solchen Bedingungen willst du eigentlich keine Rad-an-Rad-Duelle austragen. Du siehst dann einfach nicht, wo du auf Aquaplaning treffen könntest. Das sind trügerische Verhältnisse. Mit dem Auto bin ich aber zufrieden. Zum Schluss fanden wir eine ganz gute Richtung. Es war gut, am Ende noch zu fahren. So konnten wir ein Gefühl für das Auto entwickeln."
Gefährliche Bedingungen in Silverstone
Frage: "Das ist ja auch wichtig, denn du musst als Fahrer wissen, wo das Wasser steht, nicht wahr?"
Button: "Ja. Und wir haben nun einen ganz guten Eindruck davon, wo Bäche über die Strecke fließen. Eine der schlimmsten Stellen befindet sich auf der Hangar Straight, kurz vor der Stowe-Kurve. Wenn du da mit 290 km/h über einen dieser Bäche fährst, dann hast du einfach nur noch durchdrehende Räder. In einem solchen Fall bricht das Auto schnell mal aus."
"Das ist eine sehr erschreckende Erfahrung. Auch an dem Punkt der Strecke, an dem Senna seinen Unfall hatte, gibt es stehendes Wasser. Das ist eingangs der Hangar Straight. Es ist knifflig. Wenn du alleine unterwegs bist, ist es aber nicht gar so schlimm. Dann findest du schon deinen Weg. Da kannst du auch mal vom Gas gehen, wenn du magst. Im Rennen ist das nicht drin."
Frage: "War es trotz allem ein produktiver Tag für dich?"
Button: "Nun, jeder wartete halt darauf, zumindest ein bisschen fahren zu können. Es war aber anfangs zu nass dafür. Bei solchen Verhältnissen würden wir vielleicht vier, fünf Runden fahren, dann würde das Rennen abgebrochen werden."
"Es ist halt schwierig. So könnte es auch im Qualifying sein. Falls ja, dann müssen wir da halt durch. Du musst halt deinen Raum finden. Das Training am Freitag war schon nützlich. Ich denke, wir haben einiges gelernt. Alles lief soweit nach Plan. Wir haben jetzt ein besseres Verständnis von den Reifen. Vor allem aber wissen wir, wo auf der Strecke das Wasser steht."
Regenwetter als Chance für Button?
Frage: "Du giltst als Spezialist für nasse Verhältnisse. Wenn es also so bleibt, dann ist mit dir doch sicherlich zu rechnen, nicht wahr?"
Button: "Das stimmt, ja (lacht; Anm. d. Red.). Das Problem ist: Du hast überhaupt keinen Grip. Normalerweise funktionieren die Regenreifen ja richtig gut. Und üblicherweise hast du hier im Nassen auch guten Grip."
"Hier fühlt es sich jetzt aber unheimlich rutschig an. Du kommst selbst dann nicht auf Geschwindigkeit, wenn du den Abtrieb an deinem Auto entsprechend einstellst. Wir versuchen einfach, ein paar Dinge so hinzukriegen, dass es für uns besser funktioniert als für die anderen."
Frage: "Sind solche Bedingungen eine Chance oder eine Gefahr?"
Button: "Ein bisschen Risiko ist da immer mit dabei. Entweder du hast Glück oder du hast Pech. In diesen Bedingungen ist es unheimlich schwierig. Du kannst wie ein Held ausschauen, dann aber trotzdem in der Mauer landen."
Frage: "Musst du in einem solchen Fall deinen Fahrstil anpassen?"
Button: "Du fährst eigentlich normal oder du musst manchmal etwas Gas herausnehmen. Das liegt einfach daran, dass der Kurs plötzlich unter Wasser steht. Das ist zum Beispiel das Problem, das Senna hatte. Er kam an eine Kurve, in der auf einmal mehr Wasser stand als zuvor. Er hatte Aquaplaning und flog ab. Das war ziemlich heftig."
Mehr Reifen für die Freitage?
Frage: "Wie war es eigentlich für dich, die drei Stunden Training fast ohne Fahren zu verbringen?"
Button: "Nun, es war wirklich nicht so, dass wir ständig das Auto bewegt hätten. Eigentlich habe ich über weite Strecken des Tages einfach nur Tee getrunken. Mehr können wir aber nicht tun. Da sind uns halt die Hände gebunden. Das wirklich Beeindruckende ist, dass so viele Fans an die Strecke gekommen sind, obwohl das Wetter so schlecht ist. Das ist schön zu sehen. Ich freue mich darüber."
Frage: "Dein Teamkollege Lewis Hamilton hat sich dafür ausgesprochen, die Reifenregeln zu verändern, um in solchen Fällen mehr fahren zu können - auch für die Fans. Wie siehst du das?"
Button: "Hundertprozentige Zustimmung. Wir sollten freitags mehr Reifen haben. Ich meine solche Reifen, die wir am Abend abgeben. Ansonsten fahren wir kaum."
"Heute war es so nass, dass es die Reifen gar nicht so sehr strapaziert hat. Deshalb fuhren wir. Es hätte auch sein können, wir fahren nur eine Installationsrunde und das war's. So haben die Fans wenigstens etwas gesehen. Ich glaube aber, sie verdienen mehr. Auch für uns wäre es gut gewesen, mehr Runden zurückzulegen."
Frage: "Bleiben wir beim Reifenthema: Wird die Temperatur der Pneus entscheidend sein?"
Button: "Wir werden sehen. Wir hatten eine gute Temperatur in den Reifen. Ich glaube nicht, dass es das Zünglein an der Waage sein wird."
Button spekuliert auf einen Podestplatz
Frage: "Wie zuversichtlich bist du, dass deine Probleme aus jüngster Zeit bald der Vergangenheit angehören?"
Button: "Nun, ich bin recht zufrieden mit dem Auto, wenn ich im Trockenen fahre. In Valencia hatten wir ein gutes Tempo. Mehr kann ich heute nicht dazu sagen."
Frage: "Ist dies deine bisher schwierigste Saison überhaupt?"
Button: "Nein. Ich hatte zwar ein paar schlechte Rennen, aber meine schwierigste Saison ist es nicht. Das war 2001, als ich dreimal in Folge auf dem letzten Startplatz stand. Das ist aber schon lange her."
Frage: "Könnt ihr an diesem Wochenende überhaupt ein paar eurer Neuerungen ausprobieren? Kommen bei diesem Wetter brauchbare Daten heraus? Wie ist dein Eindruck?"
Button: "Manche dieser Elemente funktionieren, andere tun es nicht, wenn wir so langsam unterwegs sind. Wahrscheinlich müssen wir warten, bis wir wieder trockenes Wetter haben und bis wir mit höherem Tempo durch die schnellen Kurven fahren können. Schade, dass wir ausgerechnet diese Teile für Silverstone vorgesehen hatten."
Frage: "Wie lautet dein Ziel an diesem Wochenende? Willst du auf das Treppchen?"
Button: "Ja, unbedingt. Das brauche ich jetzt. Dieser Tage gewann ich ein Simulator-Rennen gegen Lewis. Der Pokal steht nun bei mir zuhause. Etwas dergleichen wäre also klasse. Das Rennen hier in Silverstone bedeutet für jeden Fahrer etwas Besonderes. Die Geschichte dieses Orts geht bis in die 1950er-Jahre zurück. Viel wichtiger ist aber noch, dass es mein Heimrennen ist. Auch die Fabrik ist nicht weit."

