Button: "Man braucht Fleisch auf den Rippen"

Jenson Button ist kein Fan des aktuell erzwungenen Magerwahns in der Formel 1 und sieht dadurch besonders die Zukunft von jungen Talenten in Gefahr

(Motorsport-Total.com) - Viele Fahrer stöhnen schon angesichts des neuen Mindestgewichts von 690 Kilogramm der Kombination Fahrer und Auto, das in der kommenden Saison Bestand haben wird. Da viele Fahrer damit rechnen, das Mindestgewicht nicht einhalten zu können, klafft wohlmöglich eine noch größere Lücke zwischen leichteren und schwereren Fahrern als in der aktuellen Saison. Auch Jenson Button, eigentlich einer der fittesten Fahrer im Feld, schüttelt angesichts der neuen Grenze mit dem Kopf.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Fitnessfreak Jenson Button kann nicht so trainieren, wie er es möchte Zoom

"Ich wiege rund 74 Kilogramm mit Rennanzug und habe Probleme - und zwar schon die letzten drei Jahre", erzählt er. "Ich liebe Fitnesstraining, kann aber manche Dinge nicht ausführen. Ich kann kein Muskeltraining machen, ich kann keine Kohlenhydrate essen, weil ich das richtige Gewicht haben muss. Das wird im nächsten Jahr nur noch schlimmer." Schon in diesem Jahr habe sich der Brite stets genau am Gewichtslimit oder ein Kilogramm darüber bewegt.

Und das habe einen großen Einfluss auf die Leistungen auf der Strecke, schildert er: "Es macht über eine Runde nicht so viel aus, aber man verliert viele Hilfsmittel um das Auto einzustellen. Man kann die Gewichtsverteilung nicht ändern, weil man so eingeschränkt ist. Das ist ein großes Problem." Im kommenden Jahr könnte es dann nicht bloß um die eingeschränkte Gewichtsverteilung gehen, mit dem Überschreiten der Grenze kommt mit jedem Kilo unnötiger Zusatzballast hinzu.

Abnehmzwang "unfair"

"Die Leute realisieren nicht, wie viel Unterschied so ein Kilo Gewicht machen kann", sagt der McLaren-Pilot. "Wenn es dein eigenes Mehrgewicht ist, dann sind das 30 Millisekunden. Auf den meisten Strecken sind es drei Zehntelsekunden pro zehn Kilo. Wenn man vier Kilo mehr Gewicht hat, dann ist das sehr viel - fast zwei Zehntel." Ein Nico Hülkenberg soll beispielsweise bei McLaren abgeblitzt sein, weil er noch vier Kilogramm mehr als Button wiegt. "Das ist sehr, sehr schwierig", seufzt der Brite.

Er weiß nämlich, dass Hülkenberg diese vier Kilo das ganze Jahr über verfolgen werden: "Man geht in jedem Jahr mit einem Ballast (als Zusatzgewicht im Auto; Anm.) in die Saison, aber im Verlauf der Saison kommen immer mehr Teile und damit Gewicht hinzu. Und in der kommenden Saison starten alle Teams schon mit kaum Ballast im Auto. Das wird im Verlauf des Jahres nur schlimmer", sieht er nicht unbedingt positiv in die Zukunft.


Fotos: Großer Preis von Südkorea, Pre-Events


"Das tut den schwereren Fahrern weh und es ist unfair zu sagen: 'Ihr müsst alle abnehmen.' Manche von uns können einfach nicht weiter abnehmen. Man braucht Fleisch auf den Rippen und auch ein paar Muskeln, um ein Formel-1-Auto zu bewegen." Dass solche Sachen nun den Ausschlag geben können, ob ein Fahrer ein Cockpit bekommt oder nicht, stößt dem 33-Jährigen sauer auf - "besonders wenn er sehr talentiert ist."

Regelanpassung wäre ein Klacks

Gerade deshalb fordert er eine Nachjustierung des Mindestgewichts: "Ich sehe keinen Grund, warum man das nicht um zehn Kilo anheben kann. Es würde dem halben Starterfeld einen Vorteil bringen - oder besser gesagt dem halben Feld einen Nachteil bescheren." Den Briten wundert es, warum das bisher noch keiner in Betracht gezogen hat. "Aber vielleicht ist das so, weil wir noch nie danach gefragt haben, die Autos schwerer zu machen."

Bei der Fahrervereinigung GPDA will Button das Thema nun aber mal wieder anklingen lassen: "Wir haben darüber schon eine ganze Weile nicht gesprochen. Aber das könnte schon morgen der Fall sein", sagt er. "Es wäre eigentlich etwas einfaches, das richtigzustellen. Es könnte eine Fahrerkarriere retten oder in Gang bringen. Das ist definitiv etwas, dass es wert ist, sich dafür einzusetzen."