Button: "Die Balance stimmt"
Jenson Button ist mit dem Trainingsauftakt in Spa-Francorchamps zufrieden und spricht über die Herausforderungen dieses Rennwochenendes
(Motorsport-Total.com) - Sechster im ersten, Siebter im zweiten Freien Training - Jenson Button kann mit seinem Abschneiden am ersten Tag in Spa-Francorchamps zufrieden sein. Denn der McLaren-Pilot fühlt sich im Cockpit wohl und hat im Gegensatz zu den vergangenen Rennwochenenden auf Anhieb eine gute Balance gefunden. Diese gilt es nun in ein zählbares Ergebnis umzumünzen.

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Zufrieden: Das Freitagstraining stellt für Jenson Button eine gute Basis dar
Frage: "Jenson, das Wetter war heute richtig schlecht. Wie war das für dich im Cockpit?"
Jenson Button: "Eigentlich gar nicht so tragisch, denn so konnten wir zumindest im Trockenen, im Nassen und sogar mit den Intermediates fahren. Spa hat uns heute alles gezeigt, was es zu bieten hat! Wir haben aber ein paar Runden gedreht und ich bin eigentlich unter allen Bedingungen recht zufrieden mit dem Auto. Das Gefühl passt, auch wenn es noch ein paar Kleinigkeiten gibt, die wir aussortieren müssen, um die Reifen unter bestimmten Bedingungen zum Funktionieren zu bekommen."#w1#
Viel herumexperimentiert
"Am Ende der Session, als wir Slicks drauf hatten, fuhr ich mit viel Benzin an Bord, um sicherzustellen, dass Eau Rouge auch mit Gewicht voll geht. Meistens hatte ich viel Benzin drin, nur zu Beginn drehten wir mal zwei, drei Runden mit ein bisschen weniger Benzin. Damit war ich auch zufrieden. Jetzt haben wir viele Informationen für heute Abend. Wir haben mit dem Auto ein paar verschiedene Dinge probiert - weniger was das Setup angeht, sondern eher Dinge, die ich vom Cockpit aus steuern kann. Angesichts der Bedingungen war es ein brauchbarer Tag."
Frage: "Wie schwierig ist es, unter solchen Bedingungen zu arbeiten?"
Button: "Sehr, weil die Bedingungen nie gleich bleiben. Konstante Bedingungen wären wünschenswert, aber das ist schwierig, wenn es regnet. Das wäre hilfreich, aber diese Strecke trocknet sehr schnell auf. Wir haben einen Run auf Regenreifen, einen auf Intermediates und einen auf Slicks absolviert. Da ist es schwierig, am Setup zu arbeiten, aber das Positive ist, dass das Auto auch ohne große Einstellungsarbeiten recht gut liegt."
Frage: "Nehmen wir mal an, das Wetter bleibt so, was erwartest du dir dann vom Qualifying?"
Button: "Dann wird es kompliziert und chaotisch! Sollte es so bleiben, dann müssen wir sicherstellen, in Q1 zum richtigen Zeitpunkt auf der Strecke zu sein. Das ist einmal das Wichtigste. Danach sehen wir weiter. Den gleichen Fehler wie in Malaysia werden wir sicher nicht mehr machen, denn daraus haben wir gelernt. Mal schauen, was passieren wird, aber wie gesagt: Das Auto lief heute unter allen Bedingungen recht gut. Wir sind zufrieden mit dem Auto, auch wenn es noch nicht ganz perfekt ist - aber die Balance stimmt."
Frage: "Die Entscheidung für eine Flügeleinstellung wird schwierig, wenn das Wetter so bleibt, nicht wahr?"
Button: "Stimmt, sehr schwierig. Wir entscheiden das nicht jetzt, sondern sehr spät. Im Regen wurden heute viele verschiedene Flügeleinstellungen gefahren, wohingegen auf den Trockenreifen alle mehr oder weniger das Gleiche gemacht haben, hatte ich den Eindruck. Die Höchstgeschwindigkeiten von Ferrari, Red Bull, Mercedes, Force India und uns waren sehr ähnlich. Ich werte das positiv, wenn wir ähnliche Einstellungen fahren, denn dann kommt es darauf an, wie effizient und wie stark wir mechanisch sind."
Frage: "Aber muss man im Regen nicht Kompromisse eingehen?"
Button: "Du willst auf dieser Strecke nicht mit minimalem Anpressdruck fahren, wenn es regnet, das stimmt. Abgesehen von Monza ist dies die extremste Low-Downforce-Strecke des Jahres. Wir haben heute schon verschiedene Flügeleinstellungen ausprobiert. Ich muss sagen, die Freien Trainings kamen mir viel länger vor als drei Stunden, denn wir haben nonstop gearbeitet!"
"Aber wir wissen ungefähr, in welche Richtung es gehen soll, und wenn wir heute Abend die Daten studiert haben, werden wir in etwa wissen, wo wir stehen. Auf jeden Fall bin ich hier zufriedener mit dem Auto als in den letzten paar Rennen. Was das bedeutet, werden wir sehen, aber das Wichtigste ist, dass die Balance passt, denn darauf können wir aufbauen."
Regenreifen geschont
Frage: "Bei den Intermediates und teilweise auch bei den Regenreifen kam es sehr schnell zu Graining. Ist das im Falle eines Regenrennens eine Sorge?"
Button: "Sorge würde ich nicht sagen, aber man muss schon auf die Reifen achten. Ich habe mit keinem der beiden Reifen lange Runs gedreht, um sie nicht zu zerstören. Wir bekommen ja nur drei Sätze Regenreifen und vier Sätze Intermediates. Da kannst du es dir nicht leisten, einen Satz einfach zu zerstören, denn wenn du morgen Vormittag mit Intermediates fahren willst, brauchst du auch den heutigen Satz noch einmal. Also haben wir die Reifen geschont. Hoffentlich können wir morgen Vormittag vor dem Qualifying noch nützlich testen."
Frage: "Glaubst du, dass die verbesserte Balance mit dem auspuffangeströmten Diffusor zusammenhängt?"
Button: "Ich bin einfach mit dem Auto zufrieden, glaube aber nicht, dass man das nur am Diffusor festmachen kann. Mit solchen Flügeleinstellungen funktioniert unser Auto gut und wir haben in der Vorbereitung ein gutes Setup ausgearbeitet. Das Gefühl könnte ganz anders sein, sobald die Strecke mehr Grip bekommt, aber mit dem limitierten Training von heute bin ich zufrieden. Die Basis stimmt."

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Jenson Button hat mit Spa-Francorchamps noch eine Rechnung offen Zoom
Frage: "Welche Erinnerungen hast du an Spa-Francorchamps und insbesondere an Eau Rouge?"
Button: "Gute! Ich fahre seit elf Jahren in der Formel 1, aber diese Strecke hat sich kaum verändert. Es ist immer noch ein Klassiker - genau wie Suzuka, Monza, Silverstone. Es ist eine ganz besondere Strecke, aber die Auslaufzonen machen uns das Leben zum Glück ein bisschen leichter."
"Trotzdem hast du unter dem Helm immer ein Grinsen im Gesicht und du bist permanent an der Grenze dazu, in der Mauer zu landen. Das ist aufregend - ohne solche Challenges macht das Rennfahren keinen Spaß. Ich hatte hier schon gute Ergebnisse, zum Beispiel mein erstes Top-3-Qualifying im Jahr 2000, hinter Mika Häkkinen und Trulli. Jetzt hoffe ich dieses Wochenende auf ein weiteres gutes Rennen."
Frage: "Macht es auch im Regen Spaß, hier zu fahren?"
Button: "Ja. Weniger wenn du Verkehr hast, mit 150 Kilo Benzin an Bord am Start, wenn du Eau Rouge hinauf musst - das ist ein bisschen beängstigend. Aber das Fahren im Nassen, wenn du alleine bist, ist großartig, denn du hast weniger Grip, aber die Strecke macht immer noch Spaß."
Frage: "Es gibt noch fünf Fahrer, die realistische WM-Chancen haben und sehr eng beisammen liegen. Ein Sieg hier wäre also besonders wichtig..."
Button: "Klar wünsche ich mir ein gutes Ergebnis. Ich freue mich, dass die Low-Downforce-Strecken gerade jetzt kommen, denn Ungarn war ein schwieriges Rennen für uns. So gewinnen wir ein bisschen Luft, um den Anpressdruck unseres Autos und die aerodynamische Balance in schnellen Kurven zu verbessern. Ende August wäre ein bisschen mehr Sonne schön gewesen, aber stattdessen regnet es wieder einmal. Ein gutes Ergebnis hier wäre für den WM-Kampf wirklich wichtig, aber das gilt für jedes Rennen."

