Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Brundle: Spa ist nicht mehr wie früher
Spa-Francorchamps ist noch immer eine Herausforderung für die Fahrer, doch der Charme der Vergangenheit sei vollends verschwunden
(Motorsport-Total.com) - Die Ardennenstrecke Spa-Francorchamps gilt auch noch heute als die herausforderndste und spektakulärste Formel-1-Rennpiste. Doch Ex-Formel-1-Pilot Martin Brundle blickt mit Wehmut auf seine aktive Zeit zurück, als die belgische Bahn noch weit mehr Herausforderungen besaß und die Piloten schier verängstigen konnte.

© BAR
Martin Brundle trauert der alten Strecke in Spa-Francorchamps nach
"Ich fuhr Formel 1, Sportwagen und Tourenwagen dort, und jedes Mal, wenn ich ankam, blickte ich von der 'La Source' zur 'Eau Rouge'", erklärte er in der 'Times'. "Meine Nackenhaare stellten sich auf. Man musste zu sich selbst sagen: 'Nein, so steil ist es dort gar nicht, auch gar nicht so eng.'" Auch die 'Blanchimont' wurde vor Jahren noch von eng stehenden Leitplanken gesäumt, die Ausfahrt der 'Bus-Stop'-Schikane war ebenfalls eine Herausforderung. Heute aber habe die Strecke einige Reize verloren.#w1#
"Die 'Eau Rouge' ist schon noch beängstigend, aber nun gibt es große, asphaltierte Auslaufzonen, die Strecke wird von aufgemalten Linien vorgegeben", so der Engländer. "Sie haben alle Bodenwellen entfernt. In der 'Blanchimont' stehen keine Leitplanken mehr, auch hier dominiert nun der Asphalt. Vor der 'Bus-Stop'-Schikane gibt es keine Bodenwellen mehr, der Ausgang ist nun fast eine Gerade."
"Im gestrigen Qualifying hätte Kimi Räikkönen die Mutter aller Unfälle erleben können, wenn er die 'Eau Rouge' im alten Layout gefahren wäre. Auf dem Berg wurde er hinausgetragen. Stattdessen war er in diesem Bereich der Schnellste", so Brundle weiter. "Ich glaube, dass dieses Verwässern die Herausforderung verringert."
Die Anforderungen haben sich verlagert, ohne jedoch mehr Spektakel zu liefern. "Die Autos sind heute zehn Sekunden schneller als zu meiner Zeit, aber die Fahrer müssen sich keine Gedanken darüber machen, wie sie mit den Bodenwellen zurechtkommen", so Brundle. "Sie müssen körperlich wesentlich fitter sein, als wir es uns zu unserer Zeit jemals vorstellen konnten. Aber ich denke nicht, dass es bezüglich der Herausforderung so spektakulär ist."
Die gewonnene Sicherheit in der Formel 1 begünstigt auch die jungen Fahrer wie Fernando Alonso. "Er stieg gleich zweimal aus einem Wrack aus, an dem nichts mehr dran war", erklärte er. "Dies vermittelt einem Fahrer das Gefühl der totalen Sicherheit. Damit kann er so stark angreifen, wie er es sich in einer gefährlicheren Zeit nicht getraut hätte."
Zudem spielen die Computer eine immer wichtigere Rolle. "Ich habe 1991 in der Formel 1 zum ersten Mal mit einer Datenerfassung gearbeitet, und die war noch sehr einfach", so Brundle weiter. "Das Lenkrad des Karts meines Sohnes hat ein Elektronikkit für 300 Pfund, das allem, was ich in der Formel 1 bis 1993 hatte, völlig überlegen ist."

