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Brawn: Graining-Problem nicht unbekannt
Ferrari-Technikchef Ross Brawn will die Reifenprobleme von Imola bei Testfahrten lösen - Renaults Taktik hält er auch im Nachhinein für richtig
(Motorsport-Total.com) - Am vergangenen Wochenende konnte Ferrari mit Michael Schumacher beim Heimspiel in Imola den ersten Saisonsieg feiern. Dennoch hatten die "Roten" auf dem Weg zum Triumph Reifenprobleme zu beklagen, die dazu führten, dass Fernando Alonso im Mittelstint zu Schumacher aufschließen und den Deutschen attackieren konnte.

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Die Reifenprobleme von Imola sind für Ross Brawn nicht unbekannt
Die Probleme waren laut Ferraris Technischem Direktor Ross Brawn auf die hohen Temperaturen in Imola zurückzuführen, die um einige Grad über der Vorhersage lagen. Auf den ersten Blick sei dies verwirrend gewesen: "Wir waren auf der weichen Mischung. Man würde erwarten, dass wir mehr Schwierigkeiten mit der Abnutzung gehabt haben sollten, aber genau das Gegenteil war der Fall. Wir konnten den Reifen nicht nutzen, er wurde zu heiß und wir verloren Grip", wird der Brite von 'autosport.com' zitiert.#w1#
Bekanntes Problem
Dieses Phänomen sei für Ferrari jedoch nicht neu, denn schon in den Jahren 2003 und 2004 habe man beobachtet, dass man die Reifen nicht richtig zum Arbeiten bekomme, wenn viel Gummi auf einer Strecke liegt und diese somit an und für sich eine Menge Grip bieten sollte. "Das passiert, weil der Reifen nicht anfängt, sich abzunutzen. Man kann dann am Gummi beobachten, dass sich der Reifen nicht in die Oberfläche beißt", so Brawn. Nach dem Rennen habe man dann einen nahezu nicht abgenutzten Reifen. In der Vergangenheit sei dies immer wieder der Fall gewesen, wenn die Temperaturen etwas zu hoch für die entsprechende Reifenmischung lagen.
Man falle dann aus dem Temperaturfenster heraus, in dem die Pneus optimal funktionieren, erläuterte Brawn. Unter derartigen Bedingungen bekomme man oft das Problem eines körnenden Reifens: "Das ist keine normale Abnutzung. Es ist nur insofern Abnutzung, weil der Reifen nicht im richtigen Operationsbereich verwendet und einfach abgeschabt wird." An den Vorderreifen könne man dies besonders deutlich beobachten.
Erster Reifensatz wurde weniger beansprucht
Unverständlich sei für ihn nur, warum Ferrari das einzige Bridgestone-Team mit diesbezüglichen Schwierigkeiten war: "Williams und Toyota litten nicht darunter, und keiner verwendete die gleiche Mischung wie wir. Das müssen wir verstehen", berichtete Brawn. Bereits in dieser Woche will man bei Testfahrten in Paul Ricard den Beobachtungen aus Imola auf den Grund gehen.
Dass die Probleme mit körnenden Reifen bei Ferrari erst ab dem ersten Boxenstopp Schumachers auftraten, war für Brawn leicht zu erklären: "Der erste Satz profitierte davon, dass wir eine geringere Spritmenge an Bord hatten. Außerdem wurde sein Leben durch die Safety-Car-Phase zu Beginn erleichtert - und es war außerdem ein schon leicht angefahrener Satz." Dabei habe sich beim Neustart nach der Safety-Car-Phase auch gezeigt, dass man keine Probleme mehr dabei hatte, die Reifen möglichst schnell wieder auf die richtige Betriebstemperatur aufzuheizen. Noch in Australien hatte man darunter gelitten.
War Renaults Taktik ein Fehler?

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Trotz Reifenproblemen konnte Schumacher Alonso in Schach halten Zoom
Die aus den Reifenproblemen resultierenden langsamen Rundenzeiten Schumachers im zweiten Stint führten dazu, dass Alonso innerhalb weniger Umläufe auf den Ferrari-Piloten aufschließen konnte. Der Spanier setzte den siebenfachen Weltmeister rundenlang unter Druck, fand jedoch keinen Weg am Deutschen vorbei. Daher änderte Renault kurzfristig die Strategie und holte Alonso schon einige Runden früher als geplant zum Boxenstopp, um anschließend bei freier Fahrt mit schnellen Zeiten vor Schumacher zu kommen.
Dieser Schachzug ging jedoch nicht auf, da Ferrari die eigene Strategie anpasste und Schumacher nur einen Umlauf später ebenfalls zum Service bat, wodurch der 37-Jährige vor seinem Konkurrenten zurück auf die Strecke kam. Nach dem Rennen wurde Renaults kurzfristige Strategieänderung von einigen Experten als Fehler bezeichnet. Die Franzosen hätten Alonsos Boxenbesuch vielmehr ganz klassisch weiter hinauszögern sollen, um dann mit schnellen Rundenzeiten vor dem Stopp die Spitze übernehmen zu können.
Brawn kann die Renault-Strategie nachvollziehen
Renault verteidigte sich jedoch offiziell, dass Alonso dann nur eine Runde nach Schumacher an die Box gekommen wäre, da der Spanier nicht ausreichend Benzin für weitere Runden in seinem Auto gehabt hätte. Auch Brawn hält die Entscheidung Renaults für richtig: "Sie haben eine Möglichkeit gesehen. Fernando war auf den Runden nach seinem ersten Boxenstopp sehr schnell - und sie hatten das Gefühl, dass - wenn sie dies wiederholen könnten - sie dazu in der Lage sein würden, uns zu schlagen", erläuterte der Brite, dass der französische Rennstall auf diese Weise seinen Performance-Vorteil nutzen wollte.
Bei dem über viele Runden dauernden Duell zwischen Schumacher und Alonso fühlte sich Brawn überdies an das Rennen des vergangenen Jahres erinnert, als die Situation genau umgekehrt war: Damals lag Alonso mit schwächelnden Reifen in Führung vor Schumacher, und auch der Deutsche fand damals trotz einiger halbherziger Überholversuche keinen Weg vorbei. Doch die Erfahrung aus diesem Rennen sei Schumacher nun zu Gute gekommen: "Michael hat sich erinnert, wo man angreifen kann und wo nicht", erläuterte der 51-Jährige.
Durch den Sieg habe man sich darüber hinaus für das erste Rennen in Bahrain revanchieren können, bei dem Alonso nach seinem Boxenstopp direkt vor Schumacher auf die Strecke gekommen war. Bahrain sei für Ferrari schmervoll gewesen, und ähnlich sei es nun auch Renault ergangen: "Das ist das, was den Rennsport ausmacht", meinte Brawn abschließend.

