• 24.08.2013 22:48

  • von Christian Nimmervoll & Christian Schrader

Brawn: "Es war nicht perfekt"

Der Teamchef bemängelt trotz Hamiltons Pole-Position das Temperaturfenster der Vorder- und Hinterreifen, während Rosberg "eine coole Entscheidung" hervorhebt

(Motorsport-Total.com) - Bei Mercedes freut man sich über die Pole-Position von Lewis Hamilton beim Großen Preis von Belgien, wenngleich Teamchef Ross Brawn betont, dass einige Dinge "nicht perfekt" gewesen seien. Außerdem gibt der oftmals als "Superhirn" titulierte Brite zu, dass die Runde von Hamilton in der Art und Weise nicht planbar war. Für Nico Rosberg war die Qualifikation mit Platz vier alles in allem "okay". Der Deutsche lobt die "coole Entscheidung" von Paul di Resta.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Gischt beim Fahren, Probleme bei den Reifen: Teamchef Brawn sieht Probleme Zoom

"Vor der Qualifikation weißt du nie, wie viel Sprit die Autos an Bord haben", betont Brawn. "Wir haben immer so viel Benzin im Tank, wie wir für sinnvoll halten. In Ungarn war es ganz ähnlich. Wir versuchen einfach, unser eigenes Programm durchzuziehen, um daraus dann unsere Lehren zu ziehen." Startplatz eins für Lewis Hamilton gibt dem Teamchef in diesem Fall recht, wenngleich sich der Brite nicht vollends zufrieden zeigt.

"Es gab ein Problem über die eine schnelle Runde, denn es gelang uns nicht, Vorder- und Hinterreifen rechtzeitig und gleichzeitig auf Temperatur zu bringen. Es war also nicht perfekt", hadert Brawn, der dann aber positiv hervorhebt: "In den Bedingungen, wie sie in der Qualifikation vorgeherrscht haben, waren wir dann aber ziemlich konkurrenzfähig. Ob wir das stärkste Auto hatten, weiß ich nicht."

Spa und Monaco die schwierigsten Wetter-Strecken

Hamilton fuhr seine Zeit, die ihn auf die Pole-Position beförderte, als letzter von den Top-Anwärtern. Brawn möchte diesen Schachzug aber nicht auf seinem Kerbholz wissen. "Ich kann nicht sagen, dass wir es mit Lewis auf die letzte Sekunde genau getimt hatten", sagt er. "Wir wussten aber, dass es auf diese eine Runde ankommen würde. Er musste in seiner zweiten Runde auf Tempo bleiben, nur um es in die dritte und letzte Runde zu schaffen. Das ist gelungen. Wir hatten die Situation also zu einem gewissen Grad im Griff. Es war ein schmaler Grat", weiß der Brite.

"Man hätte seine Fahrer natürlich auch erst in letzter Sekunde rausschicken können", spielt er ein anderes Szenario durch. "Dann wäre es aber möglich gewesen, dass sie in Straßenverkehr geraten oder keine Runde hinkriegen. In diesem Fall wären sie weit hinten gestanden", erklärt Brawn. "Es ist einfach schwierig, da eine Entscheidung zu treffen. Heute hat es aber für uns funktioniert. Wir schauen uns aber immer an, wie wir uns verbessern können, um das zu schaffen."

Das unbeständige Wetter spielte heute den Roulette-Faktor. Es gab Streckenabschnitte, die komplett trocken und wiederrum andere, die sehr nass und somit rutschig waren. Neben der "Ardennen-Achterbahn" macht Brawn noch einen weiteren Kurs aus, bei dem die Wetterbedingungen den größten Einfluss haben. "Spa und Monaco sind im Hinblick auf das Wetter die wohl schwierigsten Strecken", so Brawn.

Bedingungen in Spa ändern sich im Halbstunden-Rhythmus

"Es gab Regenfronten, die uns eigentlich hätten erreichen sollen, die dann aber in letzter Sekunde noch abdrehten. Es gab auch schon Prognosen, die Regen für die nächsten Minuten vorhersagen, doch dieser Regen blieb dann aus. Es ist einfach sehr schwierig. Und da sitzen alle im selben Boot", sagt er. "Wenn es dir gelingt, dieses Problem in eine Chance umzumünzen, dann ist das gut für dich. Vom Wetter her ist Spa sicherlich eine der schwierigsten Strecken. Hier verändern sich die Bedingungen im Halbstunden-Rhythmus."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Belgien, Samstag


Den besten Rhythmus schien Rosberg nur kurz gefunden zu haben, seine Bestzeit zum Ende von Q3 hatte jedoch nicht lange bestand. "Nico war der Schnellste, als er seine letzte Runde absolvierte", sagt Brawn. "Nach ihm kamen aber noch einmal drei Autos, die allesamt besser waren." Der Deutsche bezeichnet sein Qualifying, das am Ende mit Startplatz vier endete, im Nachhinein als "okay": "Ich fühlte mich wohl und war stark unterwegs. Am Ende ging es halt um das richtige Timing. Und ich war einer der Ersten, die über die Linie kamen."

Rosberg lobt di Restas Schachzug

"Die Strecke trocknete aber rasch ab, was mich im Hinblick auf die Positionen teuer zu stehen kam", analysiert Rosberg, der aber nicht in das "hätte, wäre, wenn"-Spiel einsteigen möchte: "Niemand weiß, wie es hätte ausgehen können. Alles in Allem ist der vierte Platz in Ordnung."

Nicht nur in Ordnung sondern "sehr cool" fand Rosberg die Entscheidung von Force-India-Pilot di Resta. Der Brite war in Q3 auf feuchter Strecke der erste Fahrer, der mit Interdmediates eine Zeit setzte. Diese hatte minutenlang als Bestzeit Bestand, weil es die Konkurrenz zunächst mit Slicks probierte. Am Ende erreichte di Resta immerhin Platz fünf. "Sie sind aber auch in einer Position, in der sie ein bisschen Risiko eingehen müssen und das auch tun können. Sonst wäre halt Platz neun drin gewesen. So hatten sie eine Chance auf Platz eins. Das ist bei uns etwas anders", relativiert Rosberg.