• 21.02.2005 18:30

Boxenstopps: Übung macht den Meister

Die meisten Menschen nutzen Sonntage dazu, sich zu entspannen - die Renault-Mechaniker durften jüngst aber nicht die Beine hochlegen

(Motorsport-Total.com) - Die Reglementsänderungen bringt einschneidende Veränderungen mit sich: Besonders deutlich wird sich das in der Saison 2005 gültige technische und sportliche Regelwerk der Formel 1 auf die Boxenstopps auswirken. Die Strategie-Experten der einzelnen Teams gehen zum einen davon aus, dass die Fahrer pro Grand Prix durchschnittlich einmal weniger zum kleinen Service bei ihren Mechanikern vorfahren werden als noch im Vorjahr.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso (Renault R25)

Das Nachtanken ist nur ein Teil des Trainingsprogramms

Da die Piloten zudem während der beiden Trainingssitzungen und der gesamten Renndistanz - bis auf wenige Ausnahmefälle - mit nur einem Satz Pneus auskommen müssen, entfallen bei den Boxenstopps die Reifenwechsel. Trotzdem kommt der Arbeit der Mechaniker nach wie vor eine entscheidende Rolle zu. Als Teil der Saisonvorbereitung absolvierte das Renault-Team deshalb gestern ein intensives Boxenstopp-Training.#w1#

Kleine Schwierigkeiten, große Wirkung

"Das Wichtigste beim Boxenstopp ist Routine", erklärt Chefmechaniker Jonathan Wheatley. "Kein Boxenstopp läuft perfekt: Es kann sein, dass der Fahrer zu schnell hereinkommt oder dass der Tankschlauch nicht richtig positioniert ist. Das Geheimnis liegt darin, wie das Team mit diesen kleinen Schwierigkeiten umgeht. Während des Boxenstopps haben wir keine Zeit für Instruktionen. In diesen Situationen müssen wir uns auf unser Training verlassen."

In zwei jeweils einstündigen Trainingseinheiten spielten die Mechaniker im Renault-Workshops in Enstone gestern alle möglichen Situationen durch, die ihnen während eines Grand Prix widerfahren können. Nach einer theoretischen Einführung ging es am Vormittag mit der ersten Einheit los. Anschließend analysierte das Team gemeinsam die eigene Leistungsfähigkeit. Am Nachmittag stand dann eine weitere Trainingsstunde auf dem Programm. Doch warum betreibt das Renault-Team einen derartigen Aufwand, wenn Reifenwechsel doch eigentlich gar nicht mehr vorkommen?

Auch unwahrscheinliche Szenarien werden trainiert

"Es stimmt, dass Boxenstopps bei trockenen Bedingungen anders ablaufen als bisher", erklärt Wheatley. "Doch wenn das Wetter umschlägt oder wenn es während der gesamten Renndauer regnet, dürfen wir die Reifen wechseln. Zeitgleiches Nachtanken ist in diesen Fällen allerdings untersagt. Diesen Ablauf der Boxenstopps müssen wir trainieren. Die neuen Regeln wirken sich daher nur sehr begrenzt auf unsere Vorbereitung aus. Wir behalten die 90 Prozent der wahrscheinlichen Szenarien ebenso im Auge wie die zehn Prozent der unwahrscheinlichen."

Nach ihrem arbeitsreichen Sonntag werden die Mechaniker bereits am Dienstag wieder im Einsatz sein, wenn sie in Silverstone gemeinsam mit den Piloten Boxenstopps simulieren. "Der Zuschauer kann nicht immer das großartige Teamwork erkennen, dass du in der Formel 1 brauchst", so Wheatley. "Aber die Boxenstopps verdeutlichen sehr anschaulich, wie eng das gesamte Team zusammenarbeitet. Die Arbeit der Mechaniker kann darüber entscheiden, ob wir Positionen gewinnen oder verlieren. Wir tragen also eine große Verantwortung, die wir sehr ernst nehmen."