• 02.09.2006 11:53

  • von Marco Helgert

Boutsen: "Ich respektierte jeden"

Der Belgier war am Aufstieg des Williams-Teams Anfang der 90er Jahre beteiligt, durfte die Früchte aber nicht selbst ernten

(Motorsport-Total.com) - In einer umkämpften Formel-1-Zeit, als Nelson Piquet beweisen wollte, dass er noch nicht zu alt für die Formel 1 ist, als sich Ayrton Senna mit Alain Prost großartige Duelle lieferte, fuhr ein Belgier in der Königsklasse mit, der den ganz großen Sprung nie schaffte, Thierry Boutsen.

Titel-Bild zur News: Thierry Boutsen 1987

Thierry Boutsen 1987 beim Großen Preis von Großbritannien

Sein technisches Wissen als Ingenieur half in seiner Karriere, in der er zumeist als ruhiger und zuverlässiger Fahrer punkten konnte, weniger als schieres "Vollgastier". So sicherte er sich 1988 den vierten Gesamtrang, obschon er kein Rennen in jenem Jahr gewinnen konnte. Neun Mal aber fuhr er in die Punkte, fünf Mal gar auf das Podest.#w1#

Bei Williams war er 1989 und 1990 am Aufbau des Teams beteiligt, der später in einer Williams-Dominanz endete. Davon aber konnte Boutsen nicht mehr profitieren. "Es war hauptsächlich ein Budgetproblem", erklärte er 'F1Technical'. "Belgien ist eben ein kleines Land ohne Industrie. Es gab nur wenige verfügbare Sponsoren. Ein neuer Sponsor kam zu Williams und der wollte Nigel Mansell haben, also musste ich gehen."

Zwei Jahre schlug er sich noch bei Ligier durch, ersetzte dann den glücklosen Ivan Capelli bei Jordan. Nach seinem Heim-Grand-Prix 1993 war dann endgültig Schluss mit der Formel 1. "Ich hatte das Gefühl, dass ich mich gut geschlagen habe", erklärte er. "Ich hatte zu jener Zeit keine Chance auf ein gutes Cockpit, also entschied ich, die Formel 1 zu verlassen."

Verbittert schaut er dennoch nicht auf seine Zeit als Formel-1-Fahrer zurück. "Ich habe mit dem Material, das ich zur Verfügung hatte, immer das Beste versucht", so Boutsen, der keinen seiner Ex-Kollegen besonders herausstellen möchte. "Ich respektierte jeden, alle hatten viel Potenzial."

Heute verkauft Thierry Boutsen Privatjets und gibt seinen guten Namen auch für ein Motorsport-Team her, das von seinem Schwager Olivier Lainé geführt wird. "Wir setzen fünf Autos in der Formel Renault 1600 in der Belgischen Meisterschaft ein", erklärte er. "Ich bin in das Tagesgeschäft aber nicht involviert, fungiere da mehr als Berater."