• 13.07.2006 18:33

Bob Bell - der stille Technikchef

Renaults Technikchef geht dem Glamour in der Formel 1 aus dem Weg und ist allein auf seine Aufgaben fokussiert

(Motorsport-Total.com) - Technische Direktoren oder Chefdesigner von Formel-1-Teams treten häufig gern vor TV-Kameras, reden über ihre Kreationen, die zum Großteil ihren Ideen entsprangen. Gordon Murray mimte einst bei Brabham sogar eine Art Popstar. Doch für die Technikchefs zählt am Ende nur der Erfolg ihrer Autos. Der derzeit erfolgreichste Technikchef hält sich aus der Öffentlichkeit jedoch vornehm zurück: Bob Bell von Renault.

Titel-Bild zur News: Bob Bell

Bob Bell genießt seine erfolgreiche Arbeit im Renault-Team

Bewusst ziehe er sich aber nicht zurück, erklärte er gegenüber 'grandprix.com'. "Ich halte mich lieber zurück und mache das, wofür ich bezahlt werde. Das Team ist da auch etwas ähnlich", erklärte er. Dabei ist Bell schon seit 1982 in der Formel 1, arbeitete lange Jahre bei McLaren unter John Barnard, ehe er zu Benetton ging und dann Mike Gascoyne zu Jordan folgte.#w1#

Renaults schlanke Führungsstruktur

Zusammen ging das Paar zu Renault, als die Franzosen das Benetton-Team übernahmen. Dort begann allmählich eine Leistungsbesserung, die 2005 dann in eine Dominanz umschlug. In dieser Saison reißt die Erfolgsserie nicht, die Strukturen bei Renault wurden sorgsam aufgebaut und bieten eine Grundlage für eine lange Erfolgsgeschichte.

"Ich glaube ganz fest daran, dass wir ein Team sind und dass die Erfolge, die wir haben, daher kommen, dass wir ein so starkes Team sind", so Bell. "Zunächst einmal sind wir Ingenieure, wir werden bezahlt, um unsere Arbeit zu machen. Aber wir haben Freude an der Arbeit, es macht uns Spaß. Das Team entstand aus dem alten Benetton-Team heraus, weder das Ethos noch die Herangehensweise haben sich da groß geändert."

Doch Renault brachte die Möglichkeit, sich zu erweitern und weiterzuentwickeln, beließ die Teamführung aber in den bewährten Strukturen. "Wir werden nicht von Führungspersonal aus der Mutterfirma überschwemmt", umriss Bell die Teamstruktur. Zudem genieße man das Vertrauen von Teamchef Flavio Briatore. "Er lässt uns einfach unsere Arbeit machen und er macht seine."

Die Formel 1 als Schach

Er selbst sorge dabei für die Ordnung. "Ich sehe die Formel 1 gern als Schachspiel, aber dabei fangen einige Leute an, auf der eigenen Seite Kämpfe zu führen", erklärte er. "In einigen Teams verwendet man viel Zeit darauf, dass die Leute in eine Richtung arbeiten. Bei Renault aber ist das einfach, denn sie sind stark und arbeiten schon lange zusammen."

Dieser Zusammenhalt ist jedoch nur ein Teil, denn das technische Personal eines Teams ist immer Fluktuationen ausgesetzt, da andere Teams oft den roten Teppich ausrollen. Bei jeder wichtigen Position wird daher immer ein Plan zurechtgelegt, für den Fall, dass eine Person geht. Für Bell gibt es den Plan nicht.

"Ich habe ja keine Angebote. Vielleicht bin ich nicht bekannt genug", scherzte er. "Aber ich bin auch sehr glücklich da, wo ich bin." Bei Renault darf Bell das machen, was er schon als Kind mochte. "Da baute ich Seifenkisten und mochte den Wettbewerb bei der Technik." Selbst fahren wollte er nicht, seine Liebe zum Rennsport entspringt der technischen Seite.