BMW würde ein Kundenteam beliefern
BMW Motorsport Direktor Mario Theissen kann sich gut vorstellen, neben dem eigenen noch ein zweites Team mit Motoren zu beliefern
(Motorsport-Total.com) - Ziemlich genau vor einem Jahr hat BMW Motorsport Direktor Mario Theissen erstmals erklärt, dass er sich gut vorstellen könnte, neben dem Werksrennstall noch ein zweites Team mit V8-Motoren zu beliefern. An der Bereitschaft dazu hat sich seither nichts geändert, wie der Deutsche gestern in München unterstrich.
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Mario Theissen von BMW hat für Kundenteams jederzeit ein offenes Ohr
Zwar ist uns nicht bekannt, dass in den vergangenen zwölf Monaten jemand ernsthaft bei BMW angefragt hätte, aber weil die Motorenentwicklung bis auf einige wenige Randbereiche von der FIA eingefroren wurde, sind in München unter den dortigen 300 Formel-1-Mitarbeitern einige Ressourcen frei geworden. Theissen: "Wir sind schon seit dem Vorjahr dazu in der Lage, weil wir unter den neuen Regeln die Kapazitäten dafür haben."#w1#
Neues Geschäftsfeld für die Hersteller?
"Meiner Meinung nach wird ein unabhängiges Team ab nächstes Jahr nicht mehr nur den Motor kaufen, sondern eher den gesamten Antriebsstrang bestehend aus dem Motor, dem KER-System und der Elektronik. Das wird ein richtiger Handel, aber es macht Sinn, diese Route einzuschlagen. Wenn also jemand auf uns zugeht und es passen würde, dann könnte ich mir das schon vorstellen", fügte der 55-Jährige an.
Für BMW hätte ein solcher Kundendeal mehrere Vorteile: Erstens hätte man eine Beschäftigung für einige der Motorenexperten, die nicht mehr in ihrem bisherigen Spezialgebiet eingesetzt werden können, zweitens würde man mit den Einnahmen das Budget entlasten und drittens würde man bei FIA-Präsident Max Mosley Sympathiepunkte sammeln, denn der wünscht sich seit Jahren, dass die großen Hersteller die kleinen Privatiers unterstützen, ohne diese ganz zu schlucken.
KERS eine große Chance
Theissen sieht die große Chance aber weniger in einem reinen Kundenmotor, wie es bei solchen Allianzen bisher immer der Fall war, sondern im neuen KERS (Kinetic Energy-Recovery-System): "Ich bin sehr aufgeregt über dieses Projekt, denn es ermöglicht der Formel 1, eine technologische Vorreiterrolle einzunehmen - in einem Bereich, der für die Entwicklung von Straßenautos sehr wichtig wird", ließ er seinem Ingenieursherz freien Lauf.
Und: "Das KER-System, das früher von fast allen heftig kritisiert wurde, ist meiner Meinung nach eine große Chance. Es ist eine echte Herausforderung für die Antriebsingenieure, denn die müssen sich dann nicht mehr nur mit einem Verbrennungsmotor befassen, sondern mit einem sehr komplexen System bestehend aus Verbrennungsmotor, elektrischem Generator, Elektromotor, Batterie und Elektronik. Da steckt eine Menge Potenzial drin", so Theissen.