BMW Sauber F1 Team: Die Richtung stimmt
Nach einer viel versprechenden Premierensaison will das BMW Sauber F1 Team 2007 eine weitere Steigerung schaffen - Mario Theissen ist zuversichtlich
(Motorsport-Total.com) - Die Richtung stimmt, aber der Weg ist noch lang: Nach seinem guten Debütjahr in der Formel 1 will das BMW Sauber F1 Team 2007 den nächsten Schritt machen. In der kommenden Saison wird im neu formierten Team die erfolgreich begonnene Aufbauarbeit wie geplant fortgesetzt.

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2007 möchte das BMW Sauber F1 Team die gute Basis von 2006 ausbauen
Die sportliche Zielsetzung ist klar: 2007 sollen weitere Podestplätze eingefahren werden. Gleichzeitig wird der personelle Ausbau der Belegschaft in Hinwil abgeschlossen. Bis auf 430 Mitarbeiter wird der Standort wachsen. Bis zum Jahresende wird in Hinwil auch der neue Gebäudekomplex fertig gestellt sein. Dann hat das BMW Sauber F1 Team seine volle Schlagkraft erreicht.#w1#
"Wir haben 2006 die eigenen Ziele übertroffen. Jetzt steigen die Erwartungen schneller, als das Team sich entwickeln kann. Das ist der Fluch der guten Tat", sagt BMW Motorsport Direktor Mario Theissen und erklärt die Marschroute: "2007 steht das zweite und letzte Jahr unserer Aufbauphase auf dem Programm. Wir wollen aus eigener Kraft den Weg aufs Podium schaffen. Wenn die Spitzenteams schwächeln, wollen wir zur Stelle sein. Siege aus eigener Kraft sind 2007 noch nicht realistisch. Siege haben wir uns für 2008 vorgenommen. 2009 wollen wir um die WM mitfahren."
Erfolgreiche Premierensaison
Ohne Zweifel: Das erste Jahr des BMW Sauber F1 Teams in der Königsklasse des Motorsports hat Lust auf mehr gemacht. Zwei Podestplätze, 15 Mal in den Punkten, am Ende sogar Platz fünf in der Herstellerwertung - das BMW Sauber F1 Team war besser unterwegs als gedacht. "Das", weiß Theissen, "war tatsächlich mehr, als die Fachwelt einem neu aufgestellten Team zugetraut hat. Allmählich wird auf der Grand-Prix-Bühne sichtbar, wie intensiv und zielstrebig hinter den Kulissen gearbeitet wird."
125 Mitarbeiter wurden in Hinwil bereits eingestellt, weitere 30 werden folgen. Sie alle mussten und müssen integriert und mit der Münchner Belegschaft von knapp 300 Formel-1-Mitwirkenden vernetzt werden. Bei einer derart großen Anzahl kein leichtes Unterfangen. Schließlich darf das Gesamtgebilde nicht aus den Fugen geraten. Bisher lief alles nach Plan. Schneller, ist sich Theissen bewusst, kann man nicht wachsen. Zumal viele Mitarbeiter vorübergehend ausgelagert sind und in angemieteten Büros ihrer Arbeit nachgehen. Denn der neue Gebäudekomplex in Hinwil wird nicht nur Prüfstände, Labors und Entwicklungsabteilungen beherbergen, sondern auch neue Büros. Noch geht es also eng zu in Hinwil, doch die Zeit der Provisorien ist absehbar.
Trifft man am Standort Hinwil viele neue Gesichter, sind die Fahrer des Teams gute Bekannte: Nick Heidfeld und Robert Kubica werden als Stammpiloten um WM-Punkte kämpfen. Sebastian Vettel, der bereits ab dem Türkei-Grand-Prix 2006 als Freitagsfahrer im Einsatz war, ist der offizielle Test- und Ersatzfahrer.
Einheitsreifen ab sofort Vorschrift
Interessant wird, was die Umstellung auf Einheitsreifen 2007 bringt. Denn ab sofort wird in der Formel 1 auf Bridgestone gefahren. Nach dem Rückzug von Michelin rüsten die Japaner fortan alle Teams mit dem "schwarzen Gold" aus. BMW war in der Formel 1 ab 2001 mit Reifen von Michelin unterwegs, Sauber hat von 1999 bis einschließlich 2004 Erfahrungswerte mit Bridgestone sammeln können. "Die Einheitsreifen werden die Teams enger zusammenrücken lassen", ist Theissen überzeugt.
Neben Einheitsreifen gibt es noch andere Neuigkeiten im Regelment. Zu den wichtigsten technischen Änderungen zählen weitere Einschränkungen für die Motoren. Die Triebwerke der Saison 2007 stellen die technische Basis bis einschließlich der Saison 2010 dar. Sie sind neuerdings mit maximal 19.000 Touren unterwegs und müssen weiterhin zwei Grand-Prix-Wochenenden durchstehen. Dabei zählt der Freitag nicht mehr dazu.
Freitags werden 2007 zwei 90-minütige Sessions abgehalten, in denen die Teams maximal zwei Autos einsetzen dürfen. Damit dürfte sich der Fahrbetrieb am jeweils ersten Veranstaltungstag deutlich erhöhen. Stark reduziert hingegen wurden die Testfahrten. 2007 sind maximal 30.000 Kilometer pro Team erlaubt. Zum Vergleich: Im Jahr 2006 absolvierte das BMW Sauber F1 Team allein von Januar bis Saisonende 43.659 Testkilometer.
Erfolgreiche Debütsaison 2006
Trotz einer extrem kurzen Startphase - zwischen der Entscheidung zur Übernahme der Mehrheitsanteile an Sauber durch BMW und der Teampräsentation lag nur ein halbes Jahr - gelangen der jungen Mannschaft in der Debütsaison bereits überraschende Erfolge. 19 Mal schaffte ein Fahrer des BMW Sauber F1 Teams den Sprung ins Top-10-Qualifying (zehnmal Heidfeld, fünfmal Kubica, viermal Villeneuve). Der beste Startplatz wurde Rang drei in Monza (Heidfeld). 15 Mal fuhr ein Pilot in die Punkteränge (zehnmal Heidfeld, viermal Villeneuve, einmal Kubica). Sogar zwei Pokale eroberte das Team - Heidfeld wurde in Budapest Dritter, Kubica in Monza. In der Zuverlässigkeitswertung kam das BMW Sauber F1 Team mit 22.281 Rennkilometern auf Rang vier. Das BMW Sauber F1 Team beendete seine erste Rennsaison auf dem fünften Rang der Konstrukteurs-WM.
"Noch wichtiger als die guten Einzelergebnisse", betont Theissen, "war, dass wir uns kontinuierlich gesteigert haben. Wir haben auch unter dem Druck der laufenden Saison messbare Fortschritte gemacht, anstatt im Vergleich mit der Konkurrenz zurückzufallen. Das hat uns gezeigt, dass der Weg stimmt."
Das BMW Sauber F1 Team hatte die Saison 2006 mit Heidfeld und Villeneuve als Einsatzpiloten begonnen. Kubica beeindruckte trotz seiner Unerfahrenheit von Anfang an mit hervorragenden Leistungen bei Testfahrten und in den Trainings an den Freitagen der Grand-Prix-Wochenenden. Zum 13. Grand Prix des Jahres erhielt Kubica in Budapest die Chance, den zweiten F1.06 neben Heidfeld im Rennen zu steuern. Unter schwierigsten Bedingungen machte er sein Gesellenstück und kam als Siebter ins Ziel.
Er war 51 Runden auf Intermediates gefahren. Der unerwartet hohe Reifenverschleiß führte zusammen mit einem leeren Feuerlöscher, der seine zwei Kilogramm Leichtwasser bei einem Leitplankenkontakt preisgegeben hatte, zu zwei Kilogramm Untergewicht bei der technischen Nachuntersuchung und damit zur Disqualifikation des Polen. Seine Rennreife indes hatte er bewiesen.
Wenige Tage später trennten sich das Team und Villeneuve. Ab dem folgenden Grand Prix in der Türkei übernahm Vettel die Rolle des Freitagsfahrers. Mit fundierten technischen Aussagen und Tagesbestzeiten trat er in die Fußstapfen von Kubica und wurde für 2007 als Test- und Ersatzfahrer bestätigt.

