• 09.05.2009 21:57

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

BMW: Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Mario Theissen hat sich von der neuen Aerodynamik des F1.09 eine halbe Sekunde versprochen, doch die wurde im Qualifying nicht voll abgerufen

(Motorsport-Total.com) - Eine halbe Sekunde soll das neue Aeropaket für den BMW Sauber F1.09 laut Windkanal bringen - und der erste Praxistest im heutigen Qualifying in Barcelona hat diese Daten in etwa bestätigt. Trotzdem kamen unterm Strich nur die Startpositionen zehn und 13 für Robert Kubica und Nick Heidfeld heraus.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Das BMW Sauber F1 Team befindet sich stufenweise auf dem Weg nach oben

Vor allem für Kubica wäre noch mehr drin gewesen, doch ein "Montageproblem" der Reifen verhinderte im letzten Run eine weitere Steigerung. BMW Motorsport Direktor Mario Theissen präzisiert: "Wir haben die Vorderreifen links und rechts vertauscht. Das ist uns das erste Mal passiert. Ansonsten wäre vielleicht die dritte Reihe möglich gewesen." Im repräsentativen zweiten Segment des Qualifyings fehlten Kubica als Achter nur 0,454 Sekunden.#w1#

Vierter Motor am fünften Wochenende

Der Pole ging übrigens mit einem neuen Motor in die Session - mit dem vierten aus dem Kontingent von insgesamt acht für die komplette Saison. Doch das stellt noch keine besorgniserregende Abweichung vom Einsatzplan dar: "Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, werden wir mit acht Motoren auskommen", so Theissen. Mit dem Einsatz eines neunten Triebwerks müsste man bekanntlich eine Rückversetzung um zehn Startpositionen in Kauf nehmen.

¿pbvin|512|1533||1pb¿Kubica ist für das Rennen pessimistisch und erwartet "vielleicht einen Punkt". Auch bei Theissen hält sich die Begeisterung über das heutige Abschneiden in Grenzen: "In Kanada war ich letztes Jahr zufrieden! Aber im Ernst: Ich bin zufrieden mit dem Sprung, den das Auto macht, aber ich bin natürlich nicht zufrieden mit dem Resultat. Robert war im Qualifying ausgezeichnet unterwegs. Das wäre mit dem bisherigen Auto nicht möglich gewesen."

"Wir haben das Potenzial des Autos nicht voll ausgeschöpft", erklärt der Deutsche. "Das Fahrverhalten ist anders als davor und wir haben uns noch heute Morgen über das Setup unterhalten." Heidfeld bestätigt: "Wir haben einen größeren Schritt als einige andere Teams gemacht. Wir haben überall mehr Downforce, aber die Balance ist noch nicht perfekt. Das hier ist ja praktisch unser erster Test. Jetzt werden wir Feedback geben und versuchen, die Balance zu verbessern."

"Das heutige Ergebnis ist nicht zufrieden stellend, aber es ist ermutigend für die nächsten Rennen, dass wir eine Verbesserung geschafft haben", analysiert "Quick Nick". "Es war kein ideales Wochenende, denn gestern habe ich wegen technischer Probleme und heute wegen des Unfalls Trainingszeit verloren. Die Reifentemperaturen waren bei mir auch zu niedrig, sodass wir nicht den idealen Reifendruck erreichten. Das Handling hat einfach nicht gepasst."

Und wieder sind's die Reifen...

Damit ist ein altbekanntes Problem wieder da, denn schon im Vorjahr kämpfte Heidfeld ständig damit, seine Reifen auf eine schnelle Runde im Qualifying auf Temperatur zu bekommen - damals freilich noch nicht mit Slicks, sondern mit Rillenpneus. Jetzt wiederholt sich dieses Spiel. Aber was am Samstag noch ein Nachteil ist, kann schon am Sonntag ein Segen sein, wenn es darum geht, die weichere Gummimischung nicht zu schnell zu verschleißen.


Fotos: BMW Sauber F1 Team, Großer Preis von Spanien, Samstag


Theissen tappt noch im Dunkeln, was dieses Phänomen angeht: "Wir tun uns schon das ganze Jahr schwer, von einem Reifensatz zum nächsten die Performance zu finden. Ob das nun am Reifen selbst liegt oder an der Vorbereitung des Reifens für einen Run oder daran, wie der Fahrer in der Einführungsrunde mit dem Auto umgeht, das ist mir noch nicht ganz klar. Aber wir stellen fest, dass es Streuungen gibt", so der BMW Motorsport Direktor.

KERS war heute übrigens nicht an Bord. Aufgrund des neuen Aeropakets muss erst ein neues KERS konstruiert werden, das wahrscheinlich in Istanbul Premiere feiern wird - gemeinsam mit dem neuen Doppeldiffusor. Aber hätte euch KERS in Barcelona überhaupt etwas gebracht, Nick? "Ich habe das gar nicht analysiert, weil sich die Frage nicht gestellt hat. Manchmal war es ein Vorteil, manchmal nicht. Es hätte keinen Riesenunterschied gemacht", winkt Heidfeld ab.

Theissen fügt an: "Vielleicht wäre es ein Vorteil gewesen - auf der Geraden sicher, aber auf die Rundenzeit gesehen nicht, weil dadurch ja der Schwerpunkt nach oben rücken würde. Aber selbst bei Rundenzeitneutralität ist KERS natürlich ein strategischer Vorteil. Wir entwickeln ein neues KERS-Paket. Das hätte ursprünglich gemeinsam mit dem neuen Aeropaket kommen sollen, aber uns war klar, dass schon das Aeropaket alleine die ganze Trainingszeit erfordern würde."