Bester Nachwuchsfahrer: Haas "wirklich beeindruckt" von Oliver Bearman

Oliver Bearman beendet FT1 in Mexiko auf dem 15. Platz, obwohl seine schnellste Runde nicht optimal ist - Bei Haas ist man sehr zufrieden mit dem 18-Jährigen

(Motorsport-Total.com) - "Ich glaube nicht, dass man ihm einen Vorwurf machen kann. Er hat sich wirklich gut geschlagen", sagt Haas-Chefrenningenieur Ayao Komatsu nach dem Formel-1-Debüt von Oliver Bearman. Der Ferrari-Junior durfte Stammpilot Kevin Magnussen im ersten Training in Mexiko ersetzen.

Titel-Bild zur News: Oliver Bearman bei seinem Formel-1-Debüt in Mexiko

Oliver Bearman hinterließ bei seinem Formel-1-Debüt einen guten Eindruck Zoom

Der 18-Jährige sei auch schon in der Vorbereitung "sehr professionell" gewesen, betont Komatsu und erklärt, es sei "sehr, sehr leicht" gewesen, mit Bearman zu arbeiten. "Ich habe nichts zu beanstanden", sagt er und erklärt, das gelte auch für Bearmans Management.

"Es war ein wirklich reibungsloser Prozess. Es war ein Vergnügen, mit ihm und seinem Managementteam zu arbeiten", so Komatsu. Bearman habe in FT1 eine beeindruckende "Ruhe" an den Tag gelegt und die vorgegebenen Runs im VF-23 absolviert.

"Er hat wirklich nichts falsch gemacht", lobt er. Lediglich den weichen Reifen habe er "nicht maximal ausgenutzt", verrät er, betont jedoch: "Aber was sein Feedback angeht, war es wirklich gut." Das gelte auch für "die Zusammenarbeit mit seinen Ingenieuren".

Bearmans erster Formel-1-Einsatz sei "sehr vielversprechend" gewesen und habe seine Erwartungen übertroffen, so Komatsu. In Abu Dhabi soll der Brite dann noch einmal im ersten Training für Haas testen und dann Nico Hülkenberg ersetzen.

Größte Herausforderungen: die Sicht und die Bremsen

Der Rookie selbst erklärt derweil, sein oberstes Ziel sei eine "saubere Session" gewesen. "Das haben wir geschafft, und das ist die Hauptsache", betont er und ergänzt, er habe zudem auch "ziemlich schnell" den Speed im Auto gefunden.

"Ich hatte das Gefühl, dass ich ein wirklich gutes Vertrauen in das Auto hatte", so Bearman, der sich zwar sicher ist, dass er einige Dinge bei seinem nächsten Einsatz "besser" machen wird. Insgesamt ist er aber "zufrieden", betont er.

"Für das erste Mal war ich ziemlich happy", so Bearman, der bereits zwei Wochen zuvor den alten Ferrari SF21 aus der Saison 2021 bei einem Privattest in Fiorano testen durfte. Eine gewisse Vorerfahrung brachte er also bereits mit.

Trotzdem hatte er einige interessante Erlebnisse. Er verrät zum Beispiel: "Man merkt gar nicht, wie schnell man fährt, bis man auf die Bremse tritt. Und dann denkst du: Oh, warte mal, ich werde den Scheitelpunkt nicht treffen! Aber auch die Sicht ist wirklich schwierig."

"Deshalb hatte ich vor allem in den ersten Runden Schwierigkeiten, mich zu orientieren", verrät er und erklärt, man müsse im Formel-1-Auto eher nach "Gefühl" fahren. Dazu seien speziell in Mexiko auch noch die Höhenlage und die damit verbundenen Bedingungen gekommen.

Bearman findet schnell "Vertrauen" ins Auto

"Es war ziemlich rutschig da draußen. Ich hatte das Gefühl, wieder in der Formel 2 zu sein, und das war ganz nett", grinst er. Die Strecke sei dann aber "besser und besser" geworden, verrät er und erklärt: "Was mich überrascht hat, war, wie viel schneller man bei einer Quali-Simulation in Kurve 1 ankommt [als im Longrun]."

"Bei meinem ersten Versuch auf den Softs habe ich wohl etwas Luft gelassen", gesteht er und erklärt: "Es war wirklich hart, um ehrlich zu sein. Ich wechselte von einem 15 Runden alten harten Reifen mit viel Benzin zu einem neuen weichen Reifen mit offenem DRS."

"Man muss dem Auto einfach vertrauen. Und ich habe es geschafft, dieses Vertrauen recht früh zu gewinnen", betont er. Trotzdem sei seine erste Runde auf den weichen Reifen nicht gut gewesen, weil er einen Fehler in Kurve 7 gemacht habe. Dieser habe sich dann auch durch die nächsten Kurven gezogen.


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"Daher musste ich die Runde leider abbrechen", erklärt er und erinnert: "Die erste Runde [auf dem Soft] ist die schnellste, das ist ein bisschen unglücklich." Trotzdem landete er am Ende auf P15 und war damit der beste der insgesamt fünf Nachwuchsfahrer, die in FT1 zum Einsatz kamen.

Körperlich sei der Umstieg ins Formel-1-Auto für ihn übrigens kein Problem gewesen. "Es geht mir gut. Es ist körperlich nicht so schwer. Ich bin nur so ungefähr 30 Runden gefahren", verrät er. Am Ende waren es 31, wobei Bearman betont, dass viele davon nicht am Limit gewesen seien.

Die Stammpiloten Hülkenberg und Magnussen hätten ihm derweil einige wertvolle Tipps über die Strecke gegeben, verrät er und erklärt, dass die beiden "wirklich hilfreich" gewesen seien. Trotzdem war es für ihn auf der Strecke phasenweise ziemlich stressig.

Bearman sicher: Habe das Zeug für die Formel 1!

So sei er seine schnelle Runde genau zu dem Zeitpunkt gefahren, als andere Piloten gerade Longruns absolvierten. "Das ist ziemlich schwierig, weil man natürlich versucht, eine langsame Runde zu fahren, um die Reifen im richtigen Fenster zu haben und gleichzeitig den Autos aus dem Weg zu gehen und nicht im Verkehr stecken zu bleiben."

Er habe viele Dinge managen müssen, betont er, erklärt aber auch: "Mein Ingenieur Mark [Slade] hat einen tollen Job gemacht. Aber es ist super schwierig, wenn man Autos hat, die mit drei Sekunden Abstand zueinander hinter einem pushen."

Trotzdem wäre er gerne noch länger gefahren. "Es war so schnell vorbei", verrät er und erklärt, es sei "etwas unglücklich", dass er nun bis Abu Dhabi warten müsse, bevor er wieder ins Auto steige. Er werde sich im Simulator auf seinen zweiten Einsatz vorbereiten.


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Der sei aber ohnehin eher ein "Bonus", weil sein Fokus am Abu-Dhabi-Wochenende auf der Formel 2 liege, die dort ebenfalls ihr Saisonfinale fährt. In seiner Formel-2-Rookiesaison liegt Bearman aktuell auf dem sechsten Gesamtrang und konnte bereits vier Rennen gewinnen.

Auf die Frage, ob er es irgendwann in die Formel 1 schaffen werde, antwortet er: "Ich glaube, dass ich das Zeug dazu habe. Daran gibt es für mich keinen Zweifel. Aber das ist nicht alles, was man braucht, um in die Formel 1 zu kommen."

"Es gibt noch viel mehr, was hinter den Kulissen passiert. Ich muss mich einfach weiter auf mich selbst konzentrieren, ich muss nächstes Jahr in der Formel 2 einen guten Job machen", weiß er. Sein Debüt in Mexiko war aber zumindest ein kleiner Schritt in Richtung Königsklasse.