• 29.05.2010 23:16

  • von Roman Wittemeier

Barrichello über Williams-Sorgen und Red-Bull-Luxus

Rubens Barrichello sieht bei Williams kaum Licht am Ende des Tunnels, hat aber viel Freude am Duell zwischen Mark Webber und Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Williams kommt auch in Istanbul nicht richtig in Gang. Nico Hülkenberg und Rubens Barrichello quälten sich mit dem FW32 in den zweiten Qualifyingabschnitt und schieden dann aus. "Uns fehlt in allen Bereichen etwas", klagt Barrichello. "Wir haben zu wenig Abtrieb, zu wenig Grip und zu wenig Speed. Es gibt eben nicht einen einzelnen Bereich, wo wir ein Problem haben und es eventuell schnell abstellen können. Daher liegen wir insgesamt unterhalb unserer eigenen Erwartungen."

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello kämpft mit dem Williams-Cosworth derzeit in Istanbul

Bei Williams hatte man sich zuletzt offensiv zu einer Problematik mit den Cosworth-Motoren geäußert. Die Triebwerke verlieren mit höherer Laufzeit merklich an Leistung, hieß es vom Team. "Das war bei mir aber heute kein Problem, denn mein Motor war neu", sagt Barrichello. Sorgenvoll fügt er hinzu: "Ich muss aber auch sagen, dass ich trotzdem nicht genug Schub verspürt habe."#w1#

"Es fällt uns schwer, für das Rennen etwas Licht am Ende des Tunnels zu sehen", malt der Brailianer ein düsteres Bild für den Verlauf des weiteren Wochenendes. "Immerhin geht der Wagen auf harten Reifen halbwegs gut. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt, aber natürlich ist es das große Ziel, irgendwie in die Punkte zu kommen."

Die Stimmung bei Williams ist angesichts der jüngsten Leistungen auf einem Tiefpunkt. "Natürlich sieht man die Mechniker nicht grinsend durch das Fahrerlager gehen. Aber wir haben alle die richtige Einstellung. Wir arbeiten weiterhin an der Verbesserung. Wir alle müssen dranbleiben. Ich muss im Cockpit meine Arbeit machen. Ich habe auch nach wie vor Spaß an meinem Job."


Fotos: Williams, Großer Preis der Türkei


"Es kommen bald viele neue Teile aus dem Windkanal, auch mechnische Verbesserungen. Dann müssen wir dafür sorgen, dass wir die Dinge beim Motor auch noch aussortieren", nennt Barrichello die Jobliste für die kommenden Wochen. "Es kann sich immer noch viel verschieben in der Hackordnung. Wir haben zwar Fortschritte gemacht, aber leider waren die Schritte der Konkurrenz größer. Die Richtung stimmt, aber wir müssen aggressiver zu Werke gehen."

"Wir müssen einfach mal die Entwicklung von Renault anschauen", sagt der erfahrene Williams-Pilot. Er erklärt: "Zu Beginn der Saison waren wir auf einem gemeinsamen Level. Jetzt muss man sich mal anschauen, wo die stehen. Ich muss mich nun genauestens mit den grundsätzlichen Eigenheiten des Autos befassen, um Hinweise für 2011 geben zu können. Im Moment müssen wir mit dem leben, was wir haben."

Freude hat der 38-Jährige am teaminternen Duell bei Red Bull. "Es ist doch schön zu sehen, wie Webber den Vettel zurzeit immer wieder schlägt. Der Junge kämpft aber und Webber hält dagegen. Die schenken sich nichts. Am Morgen hätte man noch gedacht, dass Vettel wieder dran ist, aber dann ist Webber doch im Qualifying wieder vorne. Es ist ein tolles Duell. Das Team sollte sich darüber wirklich freuen."

"Ich könnte ein Buch darüber schreiben..." Rubens Barrichello

"Früher wurde oft das Bild vom Super-Qualifyer Webber gemalt, der es im Rennen nicht hinbekommt. Aber was er jetzt gerade zeigt, das hat er nicht über Nacht gelernt. Der war schon immer ein sehr guter Rennfahrer", sagt Barrichello über den aktuellen WM-Führenden. "Man hat ihn zu früh falsch beurteilt - so ist die Formel 1. Webber war schon immer genauso gut wie alle anderen Piloten."

"So kann es laufen, wenn ein Team beiden Piloten wirklich identische Möglichkeiten bietet", sagt der Brasilianer, der sich oft über eine Benachteiligung bei Ferrari im Schatten von Michael Schumacher beklagt hatte. Vettel nimmt er in Schutz: "Sebastian hatte bestimmt einige Probleme zuletzt. Vielleicht waren auch Fehler dabei. Aber es machen minimale Kleinigkeiten in einem solchen Teamduell den Unterschied aus. Ich könnte ein Buch darüber schreiben..."