• 21.07.2004 14:34

  • von Fabian Hust

Barrichello: Die Konkurrenz kommt uns näher

Rubens Barrichello über den Jerez-Test, die stärker werdende Konkurrenz und das bevorstehende Rennen in Hockenheim

(Motorsport-Total.com) - Rubens Barrichellos Kalender zwischen dem Großbritannien- und Deutschland-Grand-Prix ist typisch für einen Rennfahrer. Nach dem letzten Rennen absolvierte der Brasilianer zwei Testtage im spanischen Jerez, in dieser Woche macht er sich vor der Reise nach Hockenheim auf den Weg nach Prag, wo ein Sponsorentermin auf dem Programm steht: "Ich war noch nie in der Tschechischen Republik, ich freue mich aus diesem Grund auf diese neue Erfahrung", so "Rubinho".

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello wartet noch auf seinen ersten Saisonsieg

Barrichello hat das Gefühl, dass das Rennen in Silverstone gezeigt hat, dass die Scuderia nun langsam aber sicher von den Gegnern unter Druck gesetzt wird: "Das Rennen in Großbritannien hat bewiesen, dass wir Recht hatten, als wir sagten, dass die Gegner in Bezug auf die Leistung die Lücke auf uns schließen. McLaren hat eine große Überraschung zustande gebracht, denn es scheint so, als hätten sie gestern noch zu kämpfen gehabt und im letzten Rennen waren sie gut. Man kann sich in der Formel 1 nie ausruhen und man muss stetig pushen, um das Paket zu verbessern."

Aus diesem Grund war der 32-Jährige froh, dass er sich in der vergangenen Woche mit seinen Freunden vom Testteam in Spanien treffen konnte: "Das Testteam ist immer ganz heiß darauf, so viele Informationen wie möglich von dir in Bezug auf das kommende Rennen herauszufinden. Sie verfolgen das Rennwochenende sehr genau, aber sie wollen immer noch alles aus erster Hand vom Fahrer erfahren. Sie sind diejenigen, die uns zu besseren Fahrern machen und uns ein besseres Auto zur Verfügung stellen. Sie verdienen jede Menge Lob."#w1#

Wichtige Aerodynamik- und Reifentests

"In Jerez haben wir verschiedene neue Dinge auf dem Aerodynamik-Gebiet ausprobiert", fährt der Paulista fort. "Jerez ist eine sehr schwierige Strecke, um irgendwelche Schlüsse zu ziehen, denn die Strecke wird jede Minute heißer und heißer. Es kann also sein, dass man um 9 Uhr morgens eine Zeit fährt, aber ein paar Stunden ist es viel heißer, am schlimmsten ist es am frühen Nachmittag, dann wird es wieder kühler. Die Asphalttemperatur ist aus diesem Grund nie konstant."

Problem schwankende Asphalttemperaturen

"Wenn sich die Streckentemperatur verändert, dann kann man sich nicht auf die Stoppuhr verlassen, um sagen zu können, ob etwas am Auto besser ist oder nicht. Die Ingenieure haben viele Daten, die sie studieren können, aber dies ist das, was ich am Testen mag - sie müssen sich mehr auf uns verlassen und was auch immer wir sagen, wird sehr wertvoll. Ich mag das, denn man muss in Bezug auf die Rückmeldungen sehr akkurat sein. Manchmal können die Ingenieure sehen, dass die Meinung nicht zu 100 Prozent mit dem Computer übereinstimmt oder manchmal die Aussage überhaupt nicht übereinstimmt und dann beginnen die interessanten Diskussionen."

Jerez als Vorbereitung auf Hockenheim

Dennoch suchte sich Ferrari Jerez als Strecke für die Vorbereitung auf das kommende Rennen in Hockenheim aus, da beide Pisten einen Asphalt haben, der die Reifen stark belastet und in den vergangenen Jahren der Große Preis von Deutschland unter sehr heißen Temperaturen stattgefunden hat: "Wir haben ein paar wertvolle Tests durchgeführt, was die Reifen angeht, und ich habe das Gefühl, dass wir Fortschritte erzielt haben", so der Ferrari-Pilot.

Besondere Beziehung zur badischen Strecke

Obwohl Hockenheim seit 2002 stark modifiziert wurde, hat der Kurs für Barrichello noch eine besondere Bedeutung: "Mein Sieg dort 2000 bedeutet mir immer noch etwas und es ist ein fantastisches Gefühl, auch wenn der Kurs jetzt komplett anders sein mag, ist es immer noch derselbe Ort. Am Freitag werde ich jedoch mein Visier zuklappen und zusammen mit allen anderen von null beginnen und versuchen, erneut zu gewinnen."

"Ich bin heiß darauf, so gut wie möglich zu sein. Ich bin im Moment sehr entspannt, die letzten paar Rennen, seit dem Nürburgring, um genau zu sein, waren ziemlich gut für mich. Es mag vielleicht etwas gefehlt haben, um tatsächlich Rennen zu gewinnen, aber die Möglichkeit, Rennen zu gewinnen, ist immer vorhanden und ich denke, dass dies auch an diesem Wochenende so sein wird."

Barrichello vergleicht den alten und den neuen Ring

Der alte Hockenheimring geistert immer noch durch die Köpfe der Fahrer, Barrichello geht es da nicht anders: "Ich vermisse die alten Dinge und wenn wir älter werden, kommt einem alles Neue im Leben nicht so gut vor, wie die guten alten Sachen! Die einzig schlechte Sache an der alten Strecke war die Tatsache, dass die Bäume im Wald die Gischt nicht abziehen ließen, wenn es regnete und die Sicht war aus diesem Grund praktisch gar nicht vorhanden, auch wenn es viel Spaß gemacht hat, auf diesen langen Geraden zu fahren."

Der neue Kurs hat aber auch seine Vorteile, wie Rubens Barrichello zugibt: "Der neue Kurs bedeutet, dass Überholen nun möglich ist und das ist eine neue Herausforderung. Der größte Unterschied ist die Tatsache, dass man nun im Stadion viel Abtrieb hat, wohingegen man zuvor praktisch keinen hatte und das war wirklich schwierig. Nun geht es dort ein wenig schneller."

Barrichello freut sich über Schumachers "Heimvorteil"

Natürlich wird Teamkollege Michael Schumacher in Hockenheim mehr Fans haben als Rubens Barrichello, doch das stört den Brasilianer nicht: "Ich kann mich zurücklehnen und Michael dabei zusehen, wie er mit der massiven Aufmerksamkeit der deutschen Medien und der Fans zurechtkommen muss. Das bedeutet, dass es für mich ein ziemlich nettes und entspannendes Wochenende ist, denn abgesehen von ein paar Veranstaltungen muss Michael die ganze Arbeit erledigen und ich kann mich auf das Auto konzentrieren."