• 15.10.2006 11:08

  • von Marco Helgert

Barrichello: "Das ist mir nie in den Sinn gekommen"

Der Brasilianer in Honda-Diensten blickt noch einmal auf seine gemeinsame Zeit mit Michael Schumacher bei Ferrari zurück

(Motorsport-Total.com) - Das Verhältnis von Rubens Barrichello zu Ferrari im Allgemeinen und Michael Schumacher im Speziellen ist gespalten. Der Brasilianer fuhr seine größten Erfolge in einem roten Overall ein und stellte sich über Jahre hinweg dem Zweikampf mit dem siebenfachen Weltmeister. Doch seine Ferrari-Zeit hinterlässt auch nach einem Honda-Jahr noch einen bitteren Nachgeschmack.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello sieht seine Ferrari-Zeit mit gemischten Gefühlen

"Es ist enorm schwierig, Michael zu schlagen - und dann, wenn du es schaffst, zwingen sie dir ihre Regeln auf", erklärte Barrichello der 'Welt Online'. Der Höhepunkt ist diesbezüglich der Österreich-Grand-Prix 2002. Barrichello ließ Schumacher auf Anweisung des Teams kurz vor der Ziellinie gewinnen. "Ich konnte nicht darum kämpfen. Es war nicht die richtige Zeit dafür. Du hast bei 300 Kilometern pro Stunde keine Argumente."#w1#

Mit seinen heutigen Erfahrungen würde er womöglich anders entscheiden, doch vor vier Jahren ordnete er sich dem Teamwillen unter. Mit ein wenig Abstand glaubt der 34-Jährige auch den Grund zu kennen, warum er letztlich keine Chance hatte, Schumacher bei Ferrari ernsthaft herauszufordern. "Ich habe die stolzen Blicke der Mechaniker gesehen, die für Michael gearbeitet haben. Ich habe dasselbe Material und dieselbe Manpower zur Verfügung gestellt bekommen, aber die Leute hatten nicht immer dieses Glänzen in den Augen, wenn sie mit mir gearbeitet haben", erklärte er.

Dennoch fühlte er sich in Maranello wohl. "Vielleicht war anfangs etwas Skepsis vorhanden, als ich 2000 neu ins Team kam. Aber ich habe das überwunden und schnell eine sehr freundliche Umgebung bei Ferrari angetroffen", fuhr er fort und erklärte weiter: "Ich habe nie gedacht, dass Michael besser ist als ich. Ganz ehrlich: Wäre ich je an den Punkt gekommen, dass ich sagen müsste, Michael sei besser als ich, dann wäre ich sofort nach Hause gegangen. Das ist mir aber nie in den Sinn gekommen."

Vielmehr konnte er an der Seite des Rekordweltmeisters einiges lernen. "Was an Michael so besonders ist, ist seine Herangehensweise und die Bemühungen, die er in die Formel 1 investiert. Davon habe ich mir schon einiges abgeschaut. Er hat scheinbar jede Faser seines Körpers in Ferrari gesteckt", so Barrichello, der trotz einiger kleiner Probleme keine Mauer zwischen sich und Schumacher sieht.

"Ich bin mit Michael befreundet - jetzt vielleicht sogar etwas mehr als in unseren gemeinsamen Jahren", erklärte er. Der Rücktritt zum Saisonende kommt dennoch etwas überraschend für ihn. "Ich bedaure, dass Michael Schumacher seine Karriere beendet. Er hat zwar manchmal dumme Sachen gemacht, aber er war trotzdem sehr wichtig für die Formel 1. Er war bis zum Schluss sehr schnell, und eigentlich sehe ich immer noch keinen vernünftigen Grund, warum er aufhört."