• 27.04.2009 13:20

Autobauer auch in der Formel 1 in der Krise

McLaren-Partner Mercedes denkt angeblich über einen Formel-1-Ausstieg nach, während BMW derzeit der Konkurrenz hinterherfährt

(Motorsport-Total.com/SID) - Mercedes droht eine Vollbremsung, BMW fährt im Schneckentempo hinterher - die renommierten deutschen Autobauer stecken mitten in der Wirtschaftsflaute auch in der Formel 1 in einer tiefen Krise. Für die Silberpfeile könnte schon in dieser Woche 15 Jahre nach dem Wiedereinstieg in der Königsklasse das Ende eingeläutet werden.

Titel-Bild zur News: Frontpartie von Lewis Hamilton

Bei Mercedes ist man gespannt auf das Urteil der FIA am kommenden Mittwoch

Am Montag diskutierte der Daimler-Vorstand nach 'Focus'-Informationen über mögliche Ausstiegsszenarien, am Dienstag werden die tiefroten Quartalszahlen des Konzerns vorgelegt und am Mittwoch entscheidet die FIA über die Strafe in der Lügenaffäre. "Eine Formel 1 ohne Mercedes ist einfach nicht vorstellbar", sagt Force-India-Pilot Adrian Sutil. Williams-Fahrer Nico Rosberg vergleicht einen möglichen Abschied des Teams von Weltmeister Lewis Hamilton mit einer "Katastrophe".#w1#

Ist das Unvorstellbare möglich?

Das Unvorstellbare scheint aber tatsächlich möglich zu sein, nachdem Konzernchef Dieter Zetsche angekündigt hat, im Fall einer "unangemessenen Bestrafung durch die FIA das Engagement zu überdenken". Bei der Verhandlung in Paris ist von einer Geldbuße, über den Abzug von WM-Punkten, einer Sperre für mehrere Rennen bis hin zum WM-Ausschluss alles denkbar. Letztmals war 2005 das BAR-Team - Vorgänger des heutigen WM-Spitzenreiters Brawn-Mercedes - wegen eines geheimen Benzinzusatztanks für zwei Rennen gesperrt worden.

"Es wäre bitter, ein Team für mehrere Rennen zu verlieren, auf der anderen Seite muss es eine Strafe für die Lüge gegenüber den Rennkommissaren geben", sagt Sebastian Vettels Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Neben den ständigen Negativschlagzeilen - der Spionageaffäre mit der Rekordstrafe von 100 Millionen US-Dollar für McLaren-Mercedes folgte nun die Lügenaffäre um Weltmeister Lewis Hamilton - spricht auch das klare Votum der Arbeitnehmer gegen die Formel 1 für einen Ausstieg.

Mit Blick auf die im Konzern geplanten Einsparungen von zwei Milliarden Euro müssen die Arbeiter Gehaltseinbußen von mehr als zehn Prozent hinnehmen und um ihren Arbeitsplatz zittern. Da sind die Ausgaben von mehr als 100 Millionen Euro für die Formel 1 zumindest für sie ein unnötiger Luxus. "Wir haben ein sehr vernünftiges Budget und sind allen Überprüfungen im Haus unterworfen", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug und fürchtet um die Zukunft seiner Abteilung: "Das sind auch viele Arbeitsplätze. Dabei ist die Formel 1 für viel Geld eine sehr günstige Geschichte."

Krise auch bei BMW

Zu dieser Auffassung kam auch der BMW Vorstand bei der letzten Überprüfung vor der Saison, allerdings war zu diesem Zeitpunkt der Absturz auf der Rennstrecke nicht abzusehen. Die Münchner sind mit dem Ziel WM-Titel in die Saison gestartet, doch nach vier Rennen sind sie am Ende: Beim Wüstenrennen von Bahrain belegten Robert Kubica und Nick Heidfeld die beiden letzten Plätze.

Heidfeld bezeichnet das als "Katastrophe", Kubica übt noch deutlichere Kritik: "Wir müssen vielleicht einen etwas anderen Weg einschlagen, denn die Geschwindigkeit unserer Weiterentwicklung war nicht ideal - wie schon im Vorjahr."

Auch Mario Theissen ist von der rasanten Talfahrt überrascht worden: "Diese Situation ist ungewohnt für alle im Team. Denn seit unserer Gründung ging es drei Jahre nur bergauf. Wir haben seit 2006 unsere ambitionierten Ziele erreicht, bisweilen sogar übererfüllt", sagt der BMW Motorsport Direktor. "Jetzt wird sich zeigen, wie stark das Team ist. Ich bin zuversichtlich, dass wir in die Erfolgsspur zurückkehren werden."

Ein neues Aerodynamikpaket soll beim nächsten Rennen am 10. Mai in Barcelona die Wende bringen. Doch Kubica ist skeptisch: "Ich glaube nicht, dass es am Gesamtbild sehr viel ändert. Wir werden der Spitze etwas näher kommen, aber wir werden plötzlich nicht einen Sprung aus der siebenten in die erste Reihe machen."