Auf was es beim Frankreich-Grand-Prix ankommt
Das Renault-Team gibt Ihnen einen Einblick in die Anforderungen von Magny-Cours an Abtrieb, Aufhängung, Reifen, Kraftübertragung und Motor
(Motorsport-Total.com) - Das Heimrennen von Renault markiert nach dem traditionellen Nordamerika-Abstecher die Rückkehr des Formel-1-Trosses nach Europa. Der 'Circuit de Nevers' in Magny-Cours besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen für Auto und Fahrer: Den drei Highspeed-Kurven zu Beginn der Runde folgen die sehr langsame Adelaide-Haarnadelkurve, zwei anspruchsvolle, schnelle Schikanen und noch einige weitere Besonderheiten, die am Fernsehschirm kaum zu erkennen sind. Wie immer geht es auch hier darum, ein Setup zu finden, das dem Renault R27 in jedem Streckenteil die optimale Performance ermöglicht.

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Die Schikane vor Start und Ziel belastet die Autos enorm
Magny-Cours verlangt nach deutlich mehr Abtrieb als die beiden Strecken in Nordamerika. In Montréal und Indy war ein niedriges bis mittleres Abtriebsniveau die richtige Wahl, Magny-Cours - und in der Woche darauf auch Silverstone - verlangen hingegen nach mittlerer bis hoher Downforce.#w1#
In Frankreich wird diese Wahl wesentlich von den schnellen Kurven wie Turn 3 und den flott genommenen Schikanen der Kurven 6/7 und 11/12 bestimmt. Obwohl die Versuchung groß ist, mit flacheren Flügeln und entsprechend höherer Endgeschwindigkeit auf der langen Vollgas-Geraden hinunter zur Adelaide-Haarnadel Gegner überholen zu können, ist dies auf die gesamte Runde betrachtet keine sinnvolle Lösung.
Der besagten Geraden geht die ultraschnellen Kurve 3 voraus - und wer hier mit weniger Abtrieb unterwegs ist, wird weder schnell genug durch die Kurve kommen, noch in der Lage sein, einem Gegner nah genug zu folgen. Mit höherer Topspeed allein lässt sich also selbst hier nicht überholen. In Magny-Cours stehen die Teams vor dem klassischen Abtriebs-Dilemma, bevorzugen unterm Strich aber wie gesagt im Sinne der optimalen Rundenzeit ein Set-up mit mehr Downforce.
Aufhängung
Magny-Cours ist für seine äußerst ebene Fahrbahnoberfläche bekannt. Dies erlaubt den Teams, eine extrem geringe Bodenfreiheit und sehr steife Aufhängungs-Setups zu wählen. Beides unterstützt die Aerodynamik der Boliden. Zudem lassen sich die Autos mit dieser Abstimmung in den Schikanen schnell und präzise umsetzen. Wie üblich gilt es aber auch hier einen Kompromiss zu finden, denn die Strecke weist auch einige langsame Kurven auf, in denen eine weichere Abstimmung den Grip verbessert.
Reifen
Der Asphalt von Magny-Cours reagiert sehr sensibel auf Temperaturänderungen - selbst ein paar Minuten Bewölkung an einem sonst sonnigen Tag können das Gripniveau stark beeinflussen. Bridgestone stellt den Team mit dem "soft"- und "medium"-Reifen die beiden mittleren Optionen der vierstufigen Reifenpalette zur Verfügung. Für beide Varianten gilt, dass der sorgfältige Umgang mit dem "schwarzen Gold" eine entscheidende Voraussetzung für erfolgreiche Rennstrategien bildet.
Kraftübertragung
Grundsätzlich werden die Autos in Magny-Cours eher kurz und mit engen Gangabstufungen übersetzt, um eine optimale Beschleunigung aus den langsamen Ecken heraus zu erzielen. Die Teams achten dabei besonders auf den Geschwindigkeitsbereich von 0 bis 250 km/h, weil gute Leistungsfähigkeit in den langsameren Sektoren mitentscheidend ist für die spätere Topspeed auf den Geraden.
Erhebliche beansprucht wird die Kraftübertragung durch das Überfahren der Kerbs, was die Fahrer mehrfach und vor allem gegen Ende der Runde regelmäßig machen. Auf der Zeitenjagd im Qualifying ist es unerlässlich, die Kerbs sehr hart zu überfahren, im Rennen aber sind die Piloten angehalten, etwas mehr Vorsicht walten zu lassen, um Motor und Kraftübertragung zu schonen.
Motor
Magny-Cours stellt an die Triebwerke keine ungewöhnlich hohen Ansprüche. Die V8-Motoren laufen etwa 64 Prozent der Runde mit voll geöffneten Drosselklappen. Das liegt etwas über dem Saisondurchschnitt, gilt aber als normaler Wert. Ein drehmomentstarkes Triebwerk ist auf diesem Kurs ein wichtiger Vorteil, da das Beschleunigungsvermögen aus den langsamen Kurven eine große Rolle spielt. Ebenfalls wesentlich ist eine möglichst sanfte und lineare Kraftentfaltung, damit die Balance des Chassis nicht gestört wird, wenn die Piloten mit Halb- bis Vollgas in die Schikanen oder durch Turn 3 fahren.

