• 29.09.2006 04:44

  • von Marco Helgert

Andrettis große Momente

Noch heute ist Mario Andretti ein gefeierter Motorsport-Held, der in seiner langen Karriere großartige, aber auch zutiefst traurige Momente erlebte

(Motorsport-Total.com) - Der Name Andretti versetzt nicht nur Heerscharen von US-amerikanischen Rennfans in Verzückung, auch in Europa ist der Name wohl bekannt. Mario Andretti machte den Anfang, fuhr über Jahrzehnte hinweg fast alles, was Räder und ein Gaspedal hatte. Seine Söhne folgten in seine Fußstapfen und auch sein Enkel Marco hat den Schritt in den Motorsport längst vollzogen.

Titel-Bild zur News: Mario Andretti

Mario Andretti reist auch heute noch von einer Rennstrecke zur nächsten

Die aus Italien in die USA gekommene Andretti-Familie wurde früh mit dem "Motorsportvirus" infiziert. "Ich habe schon in Italien eine Liebe für den Autorennsport entwickelt", erklärte Mario Andretti gegenüber 'CBS Sportsline'. "Zu jener Zeit war der Motorsport in Italien beliebter als jeder andere Sport. Und der Weltmeister war Alberto Ascari - mein Idol!" Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Aldo verfolgte er Jahr für Jahr die Mille Miglia, bis eines Tages die Entscheidung fiel.#w1#

"1954 wurden wir zum Grand Prix nach Monza eingeladen", erklärte er. "Ich war erst 14 Jahre alt, aber ich ging zum Rennen und dort fiel der Würfel: Ich wollte ein Rennfahrer sein. Wenn das nicht klappen würde, dann eben ein Kampfpilot." Sein Traum wurde wahr und Andretti raste im Motorsport von einem Erfolg zum nächsten.

Als seinen schönsten Moment sieht er den Titelgewinn in der Formel 1 1978 an. "In Monza holte ich den Titel", erklärte er. Doch zur gleichen Zeit erlebte er auch einen emotionalen Tiefpunkt. "Mein bester Freund und Teamkollege Ronnie Peterson starb am gleichen Tag, als ich Weltmeister wurde. Es war so ironisch, in jeder Weise unglücklich. Es hätte der beste Moment meiner Karriere werden sollen, aber es wurde einer der traurigsten. Es ist schwer, unter solchen Umständen zu feiern."

Doch in seiner Formel-1-Zeit gab es auch andere Momente, zum Teil auch peinliche. "1977 in Long Beach, das war wirklich peinlich", fuhr er fort. "Am Morgen des Renntags litt ich unter Durchfall. Kurz vor dem Rennen konnte ich es nicht mehr halten. Ich stieg aus dem Auto, aber bis zum Bad in den Tagungsräumen war es zu weit, also suchte ich eine Außentoilette auf. Ich saß da drin, stand auf und blickte nach draußen. Dort hatte sich eine Schlange gebildet und die Leute wollten ein Autogramm von mir. Ich war so beschämt."

Dass einen Mario Andretti aber wenig erschüttern konnte, zeigt eine andere Episode seiner Karriere. "1977 gewann ich den Italien-Grand-Prix", begann er seine Ausführungen. "Als das Auto in der Startaufstellung stand, schlief ich ein. Wir sprangen damals in die Autos und warteten fünf Minuten auf das Signal. Ich war wirklich entspannt. Dann kommt das 30-Sekunden-Signal. Plötzlich heulten alle Motoren auf und ich wachte auf. An jenem Nachmittag war ich so entspannt, dass ich im Auto einschlief. Und ich stand auf der Pole Position. Die Mechaniker lachten, sie konnten das nicht glauben."