• 12.04.2014 12:30

  • von Dominik Sharaf

"Alphatier" Dennis will von Boullier lernen

Der McLaren-Patron plant, die Lotus-Philosophie als reines Rennsport-Team zu adaptieren - Er zieht Parallelen zu Graham Hill und Ayrton Senna

(Motorsport-Total.com) - Mit Ron Dennis ist zur Saison 2014 eine der Figuren in die Formel 1 zurückgekehrt, die die Szene in den vergangenen Jahrzehnten geprägt haben. Der Brite hatte genug davon, seine Freunde zum Golf, zum Angeln und zum Segeln zu begleiten. Er wollte endlich wieder eines: Arbeiten. "Ich habe begriffen, dass es das war, das ich mehr anstrebte als alles andere", erklärt das als Geschäftsführer der McLaren-Unternehmensgruppe wieder installierte Urgestein im Gespräch mit 'Formula1.com'.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis glaubt, mit Eric Boullier fruchtbar zusammenzuarbeiten Zoom

Hinzu kam, dass Dennis nach eigener Aussage noch eine "offene Rechnung" mit der strategischen Ausrichtung des Gesamtunternehmens hatte, schließlich machte Woking das Sportwagen-Geschäft mit roten Zahlen und einer Menge Ablenkung zu schaffen. Im Fernsehen musste er dann auch noch mitansehen, wie es mit McLaren in der Formel 1 sportlich bergab ging. "Schmerzhaft", meint der 66-Jährige, der als Perfektionist gilt und dazu steht: "Ich treibe mich selbst heftiger an als jeden anderen im Unternehmen."

So hält sich Dennis bei der Zusammenarbeit mit seinem neuen Rennleiter Eric Boullier zurück. Den Franzosen hatte er im Winter zeitgleich mit Ex-Teamchef Martin Whitmarsh kontaktiert und an Bord holen wollen. "Eric ist jünger als ich, also verfüge ich über mehr Weisheit. Seinen Ansatz von Lotus müssen wir übernehmen", fordert Dennis. In Enstone betonte Boullier stets, dass die Gene des Teams ausschließlich im Rennsport liegen und nicht in anderen kommerziellen Aktivitäten - Ablenkung war Fehlanzeige.

Die Angst vor dem Versagen

Dennis erinnert sich an seine lange Karriere, zu deren Beginn die Piloten noch älter waren als er selbst. "Später waren wir dann im gleichen Alter, jetzt sind Fahrer jünger." Einer seiner ersten Piloten im Formel-2-Team der Siebzigerjahre hieß Graham Hill. "Er war zweifacher Weltmeister. Da fragst du dich , wie du Graham Hill in den Griff bekommen sollst. Aber ich habe es geschafft", so Dennis, der den Ende der Achtziger- und zu Beginn der Neunzigerjahre etwa gleichaltrigen Ayrton Senna rückblickend als "nützlichen Menschen" betrachtet.


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Da sollte der jüngere Boullier doch kein Problem sein? Schließlich kam Dennis mit schwierigeren Charakteren als dem Franzosen klar, zum Beispiel Bernie Ecclestone. "Es gibt gegenseitigen Respekt", beschreibt Dennis sein Verhältnis zum Zampano. "Normalerweise werden erfolgreiche Menschen Alphatiere genannt und die passen nicht zusammen. Trotzdem respektieren wir uns. In der Boxengasse gibt es das zwischen ihm, Frank (Williams; Anm. d. Red.) und mir. Ich kenne niemanden, der da nur nahe dran wäre."

Dennis plant, McLaren wieder "einzunorden" und geht mit der Unternehmenspolitik der jüngeren Vergangenheit hart ins Gericht. "Ich denke, die meisten personellen Verluste hätten durch ein stärkeres Management verhindert werden können", erinnert er an Abgänge wie die von Starpilot Lewis Hamilton oder Technikchef Paddy Lowe. Trotzdem blickt er lieber nach vorne: "Es war weniger ein Aderlass als die Jagd nach neuem Personal. Ich verliere nie meinen Ehrgeiz und meinen Antrieb. Meine größte Angst ist die vor dem Versagen - und ich will nicht versagen."