• 05.08.2007 17:53

  • von Fabian Hust

Alonso: "Wir sehen das in jedem Rennen wieder"

Alonso fühlt sich vom Team nach wie vor nicht richtig behandelt, spricht über sein schwieriges Rennen, die "lustige" Strafe und Teamkollege Lewis Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Die Bestrafung durch die Rennleitung konnte Fernando Alonso auch nach dem Ungarn-Grand-Prix nicht verstehen, den er von der Pole Position aus womöglich hätte gewinnen können, doch vom sechsten Startplatz aus war nach der "lustigen" Strafe (O-Ton Alonso) lediglich der vierte Rang drin.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Auch wenn sich Fernando Alonso cool gibt - die Stimmung ist angespannt

"Bei einem normalen Rennverlauf konnte ich dieses Rennen nicht gewinnen", war dem Spanier die Situation schon am Start bewusst gewesen. "Gestern haben wir das Potenzial gesehen, da hatte ich noch die Pole Position. Auch heute war ich sehr schnell, wenn ich vor mir eine freie Strecke hatte. Die Möglichkeit und die Chance auf den Sieg waren an diesem Wochenende vorhanden. Aber es hat leider nicht geklappt. Wir versuchen es in der Türkei wieder."#w1#

"Ich hatte ein schweres Rennen"

Nur mühsam konnte sich der Spanier nach vorn arbeiten: "Wir wussten, dass es sehr schwer ist, auf diesem Kurs zu überholen. Wir wussten, dass es hart ist, von hinten zu starten, und wir träumten davon, das Podium zu erreichen. Wir waren knapp dran, aber es reichte nicht aus."

Gegen Ende konnte ihn Nick Heidfeld erfolgreich auf Distanz halten: "Ich war wohl zum Schluss schneller als Nick, aber es ist mir das gleiche passiert wie bei Ralf, ich steckte viele Runden hinter ihnen fest, ohne die Möglichkeit zu haben, zu überholen. Ich hatte ein schweres Rennen, verlor hinter ihnen Abtrieb, aber so hatten wir das auch erwartet. Du hast nicht das Vertrauen, um angreifen zu können, da du nie weißt, wie viel Grip du hast."

"Eine verpasste Chance

"Der vierte Rang ist jedoch nicht schlecht", so der amtierende Weltmeister weiter. "Es ist ein sehr gutes Ergebnis, denn an einem Punkt des Rennens dachte ich, dass ich nur Fünfter oder Sechster werden kann. Als ich realisierte, dass ich Vierter bin, war ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Ich verlor einen Punkt im Vergleich zum Maximum, das möglich gewesen wäre. Ich verbrachte das gesamte Rennen im Verkehr, zunächst hinter Ralf und dann hinter Heidfeld, und es war verdammt hart, zu fahren, wenn man jemandem vor sich hatte."

Auf der anderen Seite ist sich der Rennfahrer aus Oviedo sicher, dass er heute durchaus die WM-Führung hätte übernehmen können: "Es ist eine verpasste Chance, denn ich denke, dass ich an diesem Wochenende schneller war. Heute war ich sehr schnell, wenn ich freie Fahrt hatte, ich denke also, dass ich hätte gewinnen können, aber es sollte nicht sein. In drei Wochen gibt es ein weiteres Rennen und ich werde es erneut versuchen."

Alonso fuhr ohne Wut im Bauch

Trotz der Bestrafung, so versichert es der 26-Jährige, sei er nicht mit Wut im Bauch gefahren: "Nein, man kümmert sich um das Auto und den Motor. Man ist vorsichtig, denn es ist das erste Rennen mit dem Motor und wir müssen ihn in der Türkei wieder einsetzen. Und da ich wusste, dass ich keine Chance habe, das Rennen zu gewinnen, schonte ich den Motor für das nächste Rennen."

"Ich war gestern natürlich frustriert, als sie mir von der Strafe erzählten", so "Nano". "Aber im Rennen vergisst du das, da versuchst du dein Bestes zu geben und um die Weltmeisterschaft zu fahren. Und der vierte Platz ist besser als der fünfte, wir befinden uns weiterhin im Kampf."

"Sie haben das zum ersten Mal gemacht"

Zur Strafe meint der Champion: "Ich denke, dass es diesbezüglich viele verschiedene Meinungen gibt. In meinem Fall werde ich immer das Gefühl haben, dass es unfair ist, denn wenn man sich anschaut, für was die Strafe verhängt wurde, dann steht dies nirgendwo in einem Paragraphen so geschrieben. Das ist nichts, was existiert. Sie haben es also gestern Nacht zum ersten Mal gemacht."

"Sie haben sich zum ersten Mal angeschaut, wie viel Zeit man beim Boxenstopp verbringt. Das ist seltsam. Wir werden nun genau darauf achten, wie viel Zeit Leute bei Boxenstopp brauchen, denn von nun an wird es sehr, sehr viele Strafen geben."

"Aber wir können nicht allzu viel Zeit damit verbringen, daran zu denken. Das ist wie im Fußball, wenn der Schiedsrichter eine Strafe verhängt, dann ist es halt so. Man kann nicht allzu viel Zeit verbringen, darüber nachzudenken, man muss das Tor schießen.

"Es ist das Team, das die größten Probleme hat"

Die Beziehung zu seinem Teamkollegen sei nach dem Vorfall nicht anders: "Jeder von uns versucht, seiner Arbeit nachzugehen und die bestmögliche Leistung zu zeigen. Solche Sachen passieren nun einmal. Vielleicht ist es an diesem Wochenende passiert, weil Ron irgendwo in der Mitte von uns stand und weil Lewis zum ersten Mal nicht das gemacht hatte, was Ron verlangte, und das war eine Überraschung. Aber wir sind sehr konkurrenzfähig und im kommenden Rennen wird wieder alles in Ordnung sein."

Innerhalb des Teams ist aber wieder Spannung auszumachen, wie Alonso anmerkt: "Im Moment redet Hamilton mit niemandem im Team. Die Situation hat sich vom einen auf das andere Rennen deutlich verändert. Ich habe keinerlei Probleme. Es ist das Team, das die größten Probleme hat."

Alonso fühlt sich immer noch nicht gut behandelt

In Bezug auf den Titelkampf zeigt sich Alonso weiterhin zuversichtlich: "Ich denke, dass er bis zum letzten Rennen nicht entschieden werden wird. Ich lag um zwei Punkte zurück und nun habe ich sieben Zähler Rückstand, aber wir lagen vor ein paar Rennen um 14 Punkte zurück, es ist also alles in Ordnung, schließlich sind es sieben Punkte bei noch sechs zu fahrenden Rennen. Ich habe das Gefühl, dass ich gewinnen kann."

Frage einer Kollegin: "Wirst du vom Team nicht so behandelt, wie du dachtest, dass man dich als zweimaligen Weltmeister behandeln wird? Ist das ein fairer Kommentar?" Alonso antwortet: "Sehr fair. Das ist absolut wahr. Sie haben die Wahrheit gesagt. Wir sehen das in jedem Rennen wieder."

Doch gleichzeitig sagt Alonso, dass es nur von ihm abhängt, ob er in diesem Jahr zum dritten Mal Formel-1-Weltmeister wird oder nicht: "Ich kann die Weltmeisterschaft gewinnen. Wenn ich es nicht schaffe, dann liegt es daran, dass ich nicht gut genug war." Letzte Frage an den Spanier: "Bist du glücklich, im Team zu bleiben?" "Das werden wir sehen", antwortet Alonso.