• 22.06.2006 21:04

  • von Adrian Meier

Alonso rechnet mit schwierigen Rennen in Nordamerika

Aufgrund des guten Topspeeds sieht Renault-Pilot Fernando Alonso Ferrari für Montréal und Indianapolis als Favorit - Podestplätze liegen dennoch in Reichweite

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso liegt in der Fahrerweltmeisterschaft mit 23 Punkten Vorsprung vor seinem schärfsten Verfolger Michael Schumacher komfortabel in Führung, mit seinem nie gefährdeten Sieg in Silverstone erzielte er bereits seinen fünften Saisontriumph im achten Rennen. Auch in der Konstrukteurswertung hat Renault deutlichen Vorsprung aufzuweisen, dennoch erklärte das französische Team zuletzt, man werde in diesem Jahr nicht von nun an defensiver vorgehen, um den Vorsprung abzusichern.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso rechnet mit schwierigen Rennen, will jedoch noch nicht aufgeben

Vielmehr wolle man weiterhin attackieren und um jeden Rennsieg kämpfen. Doch Alonso sieht sein Team bei den an den kommenden zwei Wochenenden anstehenden Rennen in Nordamerika dabei vor einer schwierigen Aufgabe: "Ich denke, dass es schwierig werden wird, die Führung bei zwei Rennen auszubauen, bei denen vermutlich Ferrari aufgrund ihrer Geschwindigkeit auf den Geraden zu favorisieren ist", erklärte der 24-Jährige heute in Montréal.#w1#

Schlechte Erinnerungen an Montréal und Indianapolis

Tatsächlich lagen die "Roten" in den vergangenen Rennen bei den Topspeed-Messungen zumeist weit vorne, auf den Strecken in Montréal und Indianapolis, die beide jeweils lange Geraden beinhalten, könnte sich dies als besonders vorteilhaft herausstellen. Daher geht Alonso davon aus, dass man bei den beiden anstehenden Rennen eine etwas defensivere Taktik wird wählen müssen: "Ich denke, dass wir hier ein wenig auf Verteidigung schalten müssen, hoffentlich können wir vor ihnen landen, aber das wird extrem schwierig", befürchtete er zwei schwere Grands Prix.

"Ich denke, dass wir hier ein wenig auf Verteidigung schalten müssen." Fernando Alonso

Bereits in der Vergangenheit tat sich Renault auf den beiden schnellen Strecken schwer: "Wir hatten 2005 eine fantastische Saison, außer diesen beiden Rennen", erinnerte sich Alonso. "In Kanada machte ich einen Fehler und konnte das Rennen nicht beenden, und in Indianapolis sind wir nicht einmal gestartet. Das war keine gute Phase in der Weltmeisterschaft", erklärte er weiter.

Dennoch gibt der Renault-Pilot die Hoffnung nicht auf, dass man in diesem Jahr unter anderen Voraussetzungen besser wird abschneiden können: "Ich denke, dass es dieses Jahr komplett anders ist. Wir kommen hier mit riesiger Motivation an, haben die vergangenen drei Rennen gewonnen, und ich werde versuchen, in den nächsten beiden Rennen auf das Podest zu fahren, hier und in Indy", kündigte er an, die Flinte keineswegs bereits im Vorfeld ins Korn werfen zu wollen.

Alonso hat aus seinem Fehler gelernt

Aus seinem Ausfall in Montréal im vergangenen Jahr, als er sich einen seiner wenigen Fahrfehler leistete, seinen Boliden an einer Mauer beschädigte und aufgeben musste, habe er jedenfalls gelernt: "Ja, ich gehe vermutlich besonnener zu Werke, wenn ich Probleme mit meinem Team habe. Ich versuche jetzt, cool zu bleiben und nicht so emotional zu reagieren, wenn ich mit meinem Teamkollegen zu kämpfen habe", erläuterte er.

"Ich versuche jetzt, cool zu bleiben und nicht so emotional zu reagieren, wenn ich mit meinem Teamkollegen zu kämpfen habe." Fernando Alonso

An den Hergang des Unfalls kann sich Alonso noch genau erinnern: "Ich war zuvor 20 Runden hinter meinem Teamkollegen festgehangen und kam dann nach vorne. Das Team hat mir gesagt, dass ich Druck machen müsse, weil Montoya mehr Sprit an Bord hätte und vor dem zweiten Boxenstopp fünf weitere Runden fahren könnte. Ich sagte, okay, jetzt ist es zu spät, ich werde Druck machen, aber das ist unmöglich. Davon habe ich also gelernt", zeigte er sich überzeugt.

"Wenn mir die Leute manchmal sagen, dass es zu spät wäre, um Druck zu machen, dann mache ich jetzt dennoch Druck, aber nicht 110 Prozent, sondern nur 100 Prozent", erklärte er seine aus dem Vorfall gewonnenen Erkenntnisse. Doch nicht nur Alonso selbst sieht sich nun besser gerüstet für die anstehenden Grands Prix, auch sein Bolide wurde vor den beiden Rennen stark verbessert: "Wir haben eine Menge neuer Teile für dieses Rennen. Einige davon sind ganz speziell nur für diese beiden Rennen mit wenig Abtrieb, aber einige andere Teile sind für das ganze restliche Jahr."

Viele Verbesserungen bei Renault

"Wir haben einige interessante Teile auf aerodynamischem Gebiet, und in Magny-Cours bekommen wir einen neuen Motor", erläuterte der amtierende Weltmeister die Verbesserungen. Auf das neue Triebwerk müsse man zwar "noch etwas warten, aber mit einem neuen Motor für dieses Rennen sollten wir hier sehr konkurrenzfähig sein".

Zumal auch mit zwei Podiumsplätzen hinter Schumacher sein Vorsprung nur unwesentlich schrumpfen würde. Sollte die komfortable Führung in der Meisterschaft also auch nach den beiden Rennen in Nordamerika noch bestehen, rechnet Alonso mit einer guten restlichen Saison: "Wenn wir mit 30 oder noch mehr Punkten in die letzten sieben Rennen gehen, dann wird das richtig gut für uns, das ist sicher."

"Wir haben in Indianapolis in den vergangenen drei Jahren nie das richtige Setup gefunden." Fernando Alonso

Doch auch wenn der Renault-Pilot für Montréal noch recht zuversichtlich ist, dass man sich gut schlagen wird können, rechnet er mit einem härteren Grand Prix in den USA: "Ich bin nicht besonders zuversichtlich, um ehrlich zu sein. Wir haben in Indianapolis in den vergangenen drei Jahren nie das richtige Setup gefunden. Ich weiß nicht warum, aber das war immer eine schwierige Strecke für uns, daher erwarte ich erneut ein hartes Rennen."

Ein Podiumsplatz sollte dennoch möglich sein, schließlich ist der Abstand zu den übrigen Verfolgern außer Ferrari recht groß: "Es sieht danach aus, dass es in diesem Jahr einen Wettbewerb zwischen Ferrari und uns geben solle, also warum sollte ich nicht einen Podestplatz anpeilen", äußerte er sich zumindest zuversichtlich, den Schaden bezüglich der Weltmeisterschaft in Grenzen halten zu können.

Skandalrennen wird sich nicht wiederholen

Im vergangenen Jahr konnte Ferrari in Indianapolis zwar triumphieren, jedoch waren bei dem Skandalrennen lediglich sechs Autos am Start, da alle Michelin bereiften Teams nicht angetreten waren. Die Probleme des vergangenen Jahres werden sich laut Alonso jedoch nicht wiederholen: "Es ist total sicher. Ich denke, dass Michelin in diesem Jahr das Problem des Vorjahres kennt und es gelöst hat, daher wird es hundertprozentig keine Probleme geben", stellte der Spanier klar.

"Wir sollten noch mehr für die Leute tun." Fernando Alonso

Doch darüber hinaus müsse man den US-amerikanischen Fans in dieser Saison ein gutes Rennen zeigen, um sie für die blamable Vorstellung der Königsklasse des Motorsports im vergangenen Jahr zu entschädigen: "Hoffentlich sehen wir dort ein gutes Rennen. Ich denke, die Leute gehen auf die Tribünen, um ein gutes Rennen zu sehen, eine gute Show, gute Überholmanöver und einen guten Kampf unter den Leuten auf den Podiumsplatzierungen."

"Das alles liegt in unseren Händen", fuhr er fort. "Abgesehen davon sollten wir, denke ich, noch mehr für die Leute tun, Autogramme schreiben oder was auch immer. Wir werden das Maximum tun, denn die Leute verdienen das", erklärte der Renault-Pilot abschließend.