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  • 11.09.2011 20:53

Alonso: "Großartiges Gefühl auf dem Podium"

Fernando Alonso kämpfte in Monza wie ein Bär und kletterte schließlich als Dritter auf das Podium - Das große Interview mit dem Ferrari-Piloten

(Motorsport-Total.com) - Für die Tifosi stand Fernando Alonso in Monza im Mittelpunkt. Mit einem Raketenstart setzte sich der rote Ferrari sofort in Führung, doch Sebastian Vettel (Red Bull) machte kurzen Prozess und überholte den Spanier. Später musste sich Alonso auch Jenson Button (McLaren) geschlagen geben. Dafür hielt Alonso in den letzten Runden den stark aufkommenden Lewis Hamilton in Schach. Auch wenn es nicht mit der Wiederholung des Vorjahresssieges geklappt hatte, wurde der zweifache Weltmeister als Dritter auf dem Podium gefeiert.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso eroberte für die unzähligen Tifosi Platz drei

Frage: "Du hast vor dem Rennen gesagt, dass der Start der Schlüssel sein wird. Ist dir jemals ein besserer Start gelungen?"
Fernando Alonso: "Wir haben mit den Starts einiges gemacht in den vergangenen Rennen, aber wenn du immer als Vierter oder Fünfter losfährst, dann hast du nicht viel Platz für Überholmanöver. Hier in Monza wussten wir, dass es mit dem gleichen Gefühl beim Start genug Platz bis zur ersten Kurve gibt. Wir maximierten das Potenzial des Starts und haben das Rennen für ein paar Runden angeführt."

"Wir waren offensichtlich aber nicht konkurrenzfähig genug, um für den Sieg zu kämpfen. Wir haben uns um den Podestplatz gekümmert. Es war am Ende noch eng mit Lewis. Es war ein fantastisches Rennen und ein großartiges Gefühl auf dem Podium. Hier in Monza sind die Fans bei der Podiumszeremonie sehr leidenschaftlich. Es herrschen große Emotionen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Italien, Sonntag


"Das Team hat das stressige Wochenende gut überstanden. Es gab viel Druck hier in Italien und wir haben das Rennen so gut wie möglich gemanagt. Es gab keine Fehler. Mark (Webber; Anm. d. Red.) ist ausgeschieden und Lewis war hinter uns. Ein Red Bull und ein McLaren waren also dahinter Ich denke, das ist ein gutes Ergebnis."

Frage: "Sebastian hat gesagt, dass du ihm nicht viel Platz gelassen hast. Wie hast du die Situation gesehen? Hart aber fair? Ich schätze, dass der Stolz, die Position zu verteidigen, hier in Italien besonders groß war?"
Alonso: "Ja. Wir haben in den Kämpfen mit Sebastian nichts zu verlieren. Er führt die WM mit über 100 Punkten Vorsprung an, glaube ich. Wenn wir uns verteidigen, dann werden wir etwas härter gegen ihn sein. Sorry."

Frage: "Die Auto hatte im Qualifying bessere Höchstgeschwindigkeitswerte. Hattest du keine Chance, dich zu verteidigen, oder war die Getriebeübersetzung für das schwere Auto zu Beginn nicht optimal?"
Alonso: "Diese Werte hängen auch mit DRS zusammen. Wenn man DRS aktiviert, dann erreichst du eine bestimmte Geschwindigkeit, die im Rennen unmöglich ist. Im Qualifying hatten wir diese Topwerte wegen DRS. Wenn der Flügel im Rennen unten ist, dann ist man auf den Geraden nicht so schnell."

Frage: "Erzähle uns noch einmal den Start. Normalerweise kommen Leute hier gut weg und räubern dann in der ersten Schikane über die Randsteine. Bei dir hat dagegen alles perfekt geklappt."
Alonso: "Wir hatten schon in den letzten paar Rennen gute Starts. Aber in Spa sind es nur 300 Meter bis zur ersten Kurve. Ich startete dort als Achter und hatte viel Verkehr vor mir. Ich musste vom Gas gehen. Hier hatte ich klare Luft vor mir und konnte das Potenzial besser nutzen. Ich weiß es nicht. Der Start fühlte sich okay an und ich denke, wir können es das nächste Mal noch besser machen."

"Wie ich den Start beschreiben würde. Es ist wie immer ein wichtiger Moment im Rennen. Der Start und die ersten Runden können das Rennen komplett ändern, weil man im Verkehr stecken bleiben kann, wie man es bei Lewis und Michael (Schumacher; Anm. d. Red.)gesehen hat. Das Auto hat sich recht okay vorwärts bewegt. Es gab keine durchdrehenden Reifen. Dann musste ich mich für links oder rechts entscheiden um Hamilton zu überholen."

"Ich überlegte die linke Seite, aber ich sah, das Sebastian sich etwas in Richtung Hamilton bewegt hat. Ich dachte mir, dass sie vielleicht zu nahe beisammen sein würden, also bin ich in die Boxengassenausfahrt gefahren. Hamilton sah mich, und rückte nach rechts. Ich hatte dann für einen Moment zwei Räder im Gras und auf dem Asphalt, aber ich blieb voll am Gas."

Fernando Alonso, Sebastian Vettel

Fernando Alonso (ganz links) nutzte beim Start die Boxenausfahrt Zoom

"Die Bremszone in Kurve eins ist immer schwierig weil drei oder vier Autos nebeneinander fahren, aber nur eines durch die Kurve passt. Ich war auf der Innenseite und hatte Glück. Es war ein fantastischer Start. Er war jenem sehr ähnlich, der mir in Barcelona gelang. Genau gleich. Ich startete von Platz vier."


Frage: "Sagen wir einmal, dass du heute härter als gewöhnlich gekämpft hast. Was für ein Duell hätte Lewis am Ende zu erwarten gehabt?"
Alonso: "Ich denke, es war eng. Hätte das Rennen noch ein oder zwei Runden länger gedauert, dann hätte ich vielleicht den Podestplatz verloren. Er war in den letzten Runden viel schneller. Wir hatten ein wenig Glück, dass Michael und Lewis lange miteinander gekämpft haben und Lewis zehn oder 15 Sekunden verloren hat. Wir konnten uns dafür in den ersten 30 Runden ein Polster herausfahren."

"Es war sicherlich ein interessantes Rennen. Es ist für uns gut gelaufen, denn es gab keine großen Probleme. Im letzten Abschnitt waren wir mit der Mediummischung nicht so konkurrenzfähig, wie das leider immer der Fall ist. Jenson hat uns überholt und Lewis hat aufgeholt."

Frage: "Hast du den zweiten Platz an Jenson nur wegen der härteren Reifenmischung verloren?"
Alonso: "Ich finde, wir dürfen keine große Sache aus dem medium Reifen und unserer Performance auf verschiedenen Reifentypen machen. Wir müssen uns in diesem Bereich verbessern und mit allen Reifentypen unter allen Bedingungen konkurrenzfähig sein. Es ist kein spezielles Problem, aber wir sind nicht so konkurrenzfähig wie Red Bull und McLaren."

"Wir hatten einen guten Start und lagen in Führung, aber das ist nicht unsere wirkliche Position. Früher oder später, mit diesem oder jenem Reifen, in Runde 15 oder 45, hätten sie uns sowieso überholt. Das haben sie auch getan und das ist die Realität. Es liegt nicht an einem Problem bei den Reifen, einem Boxenstopp oder sonst etwas."

Frage: "Es sind noch sechs Rennen zu fahren. Du kannst eigentlich auf Siege losgehen, weil die WM praktisch entschieden ist. Welche Strecken könnten Ferrari liegen, oder wo würdest du am liebsten gewinnen?"
Alonso: "Die Weltmeisterschaft ist offensichtlich unmöglich, aber nicht mathematisch. Wir sind aber nicht mehr dabei. Wir wollen jetzt jedes Rennen genießen und individuelle Siege holen, aber auch um den zweiten Platz in der Meisterschaft kämpfen. Es ist immer besser Zweiter als Fünfter zu werden. Ich glaube ich bin jetzt Zweiter, weil Mark ausgeschieden ist."

"Ich möchte also wie m Vorjahr Zweiter werden. Bei den verbleibenden Rennen passt wahrscheinlich Singapur am besten zu der Charakteristik unseres Autos. In Monaco lief es gut, dort wurden wir Zweiter. Das Auto war damals noch nicht so konkurrenzfähig. Jetzt ist es besser und sollte auf einem Straßenkurs gut funktionieren."

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