• 30.06.2013 21:42

  • von Timo Pape

Alonso glaubt nicht an scharfe Randsteine

Nach turbulentem Rennen freut sich Fernando Alonso über ein tolles und glückliches Ergebnis trotz schlechter Ferrari-Pace - Die Randsteine will er nicht beschuldigen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du bist ein stürmisches Rennen gefahren. Das zweite Safety-Car hat dir wirklich nicht in die Karten gespielt - du warst am Boden und hast dich dann durchs Feld zurückgekämpft. Eine fantastische Fahrt aufs Podium."
Fernando Alonso: "Ja, es war ein gutes Rennen für uns. Wegen des letzten Safety-Cars haben wir sechs Positionen verloren. Aber insgesamt war es für uns ein sehr glückliches Rennen, glaube ich. Wenn man die Reifenprobleme mancher Fahrer betrachtet, können wir uns glücklich schätzen. Und mit Sebastians Problem hatten wir auch Glück, ein paar Punkte aufholen zu können. Letzten Endes war es ein sehr guter Sonntag und wir konnten den großartigen Fans hoffentlich ein tolles Rennen bescheren. Die sind seit Donnerstag hier gewesen, haben alle Teams unterstützt und respektiert. Vielen Dank dafür."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso ist zufrieden mit seinem dritten Platz in einem turbulenten Rennen Zoom

Frage: "Du konntest Punkte auf Sebastian gut machen. Ist die Weltmeisterschaft jetzt wieder offen?"
Alonso: "Ehrlich gesagt habe ich dabei gemischte Gefühle. Ich bin glücklich über die Punkte, denn wir konnten die Lücke ein bisschen verkleinern. Aber die Pace, die wir an diesem Wochenende gesehen haben, war nicht gut genug. Es gab schon Sonntage, an denen wir Punkte verloren haben, aber an denen ich vielleicht dennoch optimistischer war. Heute haben wir etwas aufgeholt, aber wir wissen, dass es noch eine Menge zu tun gibt. Aber ich vertraue dem Team; wir hatten zusammen ein schlechtes Wochenende. Wir machen jetzt einen Haken daran und denken ans nächste."

Frage: "Was hast du gedacht, als direkt vor dir der Reifen von Sergio Perez explodierte? Was ging dir da durch den Kopf?"
Alonso: "Ich hatte zwei solche Momente. Bei dem mit Sergio hatte ich echt Angst und viel Glück, da ich ihn nur um einen Zentimeter verfehlte. Und auch nach dem Start beim Einbiegen in Kurve 1: Ich habe die Reifen blockiert und hätte beinahe das Vorderrad verloren. Wie ich schon sagte - einige echt riskante Momente. Alle sind heute gut für mich ausgegangen, also sollte ich nun einfach das Ergebnis genießen. Aber ab morgen müssen wir für das Deutschland-Rennen arbeiten, weil wir uns echt steigern müssen."

Den Rückstand verringert

Frage: "Als Vettel aufgeben musste, bekamst du die schnelle Aufforderung, an die Box zu kommen. Das hat dich auf Platz acht zurückgeworfen. Ich habe mich gefragt, ob das Team einen Fehler gemacht hat, aber du hast es geschafft, dir den Weg nach vorne mit einigen tollen Überholmanövern zu bahnen. Hast du in dem Moment gedacht, das war's für heute?"
Alonso: "Nein, offensichtlich war das eine ziemlich unglückliche Situation. Sie haben mich etwa bei Kurve 5 rein gerufen. Vettel hatte also noch nicht das Problem, als sie mich riefen. Wir waren in der Runde drin, weil wir versuchten, an Webber und Kimi vorbeizukommen, die vor uns etwas langsamer waren, deshalb beschlossen wir reinzukommen - vor Sebastians Problem. Und dann komme ich wieder heraus und sehe, dass das Safety-Car rauskommen würde. Das war der denkbar schlechteste Zeitpunkt für ein Safety-Car, wenn du gerade erst an der Box warst. So haben wir fünf weitere Positionen verloren."

"Ich weiß nicht, wie viele Überholmanöver ich im gesamten Rennen hatte. Der Start war wahrscheinlich der schlechteste seit Jahren. Wahrscheinlich. Ich habe mit Hülkenberg in den Kurven 3 und 4 gekämpft und erinnere mich, dass er nicht auf den besten Startplätzen losgefahren war, also realisierte ich, dass ich recht weit hinten war. Nach dem Start konnten wir ein paar Positionen gutmachen, dann kamen ein paar Safety-Car-Phasen, und mit dem letzten großen Druck am Ende haben wir dann versucht, das Podium noch zu erreichen. Wir haben es geschafft, das ist ein fantastisches Ergebnis an diesem sehr schwierigen Wochenende für uns."


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Großbritannien


Ein seltsames Wochenende

"Manchmal haben wir eine sehr gute Pace, können um den Sieg kämpfen und sind am Ende nicht auf dem Podium. Dieses Wochenende lief alles ein bisschen schief für uns, wir kommen aufs Podest, und Sebastian kann das Rennen nicht zu Ende fahren. Es ist eines dieser Wochenenden, an denen das Ergebnis sehr gut ist, aber man trotzdem das Gefühl hat, sich für das nächste Wochenende verbessern zu müssen."

Frage: "Wahrscheinlich hättest du an einem Tag, an dem dein Haupt-Titel-Rivale ausscheidet, lieber 25 Punkte statt 15 geholt, aber die Qualifyingsituation hat das nicht wirklich zugelassen. Was wirst du dem Team in Maranello nach diesem Wochenende sagen?"
Alonso: "Naja, es war nicht nur das Qualifying, es war generell das ganze Wochenende. Wir waren freitags bei den Longruns normal immer sehr schnell. Das war hier nicht der Fall. Wir waren im Qualifying nicht schnell und auch nicht im Rennen - also haben wir es definitiv das ganze Wochenende nicht hinbekommen, die Reifen zum Laufen zu kriegen. Wir hatten sehr viel Glück - zwar unglücklich mit dem Safety-Car aber sehr glücklich in der ersten Kurve. Da war es sehr knapp mit Mark und Grosjean, denke ich."

"Es war nicht nur das Qualifying, es war generell das ganze Wochenende." Fernando Alonso

"Beim ersten Stopp in Runde neun hatte ich auch ein Reifenproblem. Mein Reifen war am Ende und löste sich auf in der letzten Kurve. Bei mir war es der rechte Hinterreifen im Gegensatz zu den ganzen anderen. Wäre mir das Gleiche passiert wie Felipe - ich glaube, das war in Kurve 5 - hätte ich das Rennen auch vergessen können. Bei mir ist es in der letzten Kurve passiert und ich stoppte. Letztendlich war es einfach ein sehr glückliches Rennen für mich, und ich muss dem Team dankbar sein für das Glück, und versuchen, mich am nächsten Wochenende zu verbessern."

Fernando Alonso

Während des Rennens steckte Alonso stets mitten im Verkehr Zoom

Frage: "In den vergangenen Rennen musstest du immer fünf oder sechs Autos überholen vom Start bis zur Zieldurchfahrt. Wie fühlst du dich dabei physisch und psychisch?"
Alonso: "Unglücklicherweise tue ich das die vergangenen fünf Jahre. Es wäre cool, aus der ersten Reihe zu starten, aber wir sind samstags nicht gut genug. Das ist etwas, an dem wir als Team arbeiten: das Gesamtpaket, die Performance, die Vorbereitungen der Reifen und auch als Fahrer das Maximum aus einer Runde herauszuholen. Was auch immer es ist samstags, wir sind seit einer langen Zeit nicht mehr auf der Pole-Position gewesen, aber wir kämpfen."

"Unglücklicherweise tue ich das die vergangenen fünf Jahre." Fernando Alonso

"Wir erhalten gute Erfahrungen aus meiner Karriere. Vor allem 2008 und 2009 waren nicht so schlechte Saisons. Zwar ohne gute Ergebnisse aber mit sehr guten Erfahrungen. Da lernst du, sicher zu fahren. Vor allem, wenn du sehr hart mit Neulingen kämpfst, bedarf es etwas zusätzlicher Achtung. Aber wir haben es heute geschafft, ein paar gute Manöver zu fahren und haben gute Punkte geholt. Aber wie ich schon sagte, ist das etwas, das wir lieber nicht täten - wir würden uns gern samstags verbessern."

Keine Angst vor Reifenschäden am Nürburgring

Frage: "Der Nürburgring ist nicht wie Silverstone bezüglich der schnellen Kurven und so weiter, aber wenn jemand dir erzählt, dass da das Gleiche dort wieder passiert, dass Reifen explodieren, würdest du dann fahren oder den Leuten sagen, dass es genug ist?"
Alonso: "Theoretisch sind die Autos jedes Jahr dieselben. Sie waren auf den meisten Strecken okay, also sollten sie auch dort okay sein. Aber natürlich ist das, was wir heute gesehen haben, nicht gut. Aber wir fahren nur die Autos und verstehen nichts von dem, was das wahre Problem ist oder was die Lösung dafür ist. Es ist also sicher eine Frage für die Experten."

Frage: "Ich denke, du wurdest von deinem Renningenieur gebeten, die Randsteine zu meiden nach den vielen Reifenschäden. Wie sehr hat das dein Rennen beeinflusst - vor allem in den Zweikämpfen mit anderen?"
Alonso: "Ich habe meine generelle Linie nicht verändert. Ich habe das ganze Rennen hindurch mit zwölf Autos gekämpft, also gerätst du in verwirbelte Luft, verlierst Anpressdruck und fährst geradeaus über die Randsteine. Ich glaube nicht, dass die das Problem waren."

"Ich denke, die Randsteine waren vollkommen in Ordnung." Fernando Alonso

"Es ist wieder dasselbe, immer dasselbe. Sie haben mir immer wieder gesagt, ich soll die Randsteine meiden, aber wenn du an Position zwölf bist, musst du nunmal attackieren. Du musst deine Fahrlinie mal verändern und das DRS nutzen. Dies ist eine Strecke, auf der ich jetzt zwölf Jahre gefahren bin, und niemals hatte ich diese Probleme. Ich denke, die Randsteine waren vollkommen in Ordnung."

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