• 21.07.2012 17:52

Alonso: "Es war kein Spaß, so viel ist sicher"

Ferrari-Pilot Fernando Alonso spricht über die schwierige Qualifikation in Hockenheim und erklärt, weshalb er nochmals frische Regenreifen holte

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso ist wieder einmal der Mann der Stunde in der Formel 1. Im Qualifying zum Großen Preis von Hockenheim bewies der spanische Ferrari-Pilot ein gutes Strategie-Händchen und fuhr auf seinem zweiten Satz Regenreifen auf den ersten Startplatz. In der Pressekonferenz macht Alonso aber deutlich, wie schwierig die regnerischen Bedingungen beim Deutschland-Event bisher waren. Und Alonso betont auch, dass das Rennen in Hockenheim eine Überraschungstüte werden könnte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso mit ernster Miene: Die Qualifikation war ein hartes Stück Arbeit

Frage: "Fernando, schildere uns doch bitte, wie es da draußen war. Schwierig? Unheimlich schwierig? Oder hat es dir Spaß gemacht?"
Fernando Alonso: "Es war kein Spaß, so viel ist sicher. Ich denke, das Problem war, dass wir nicht wussten, wie sich die Bedingungen gestalten würden. In Silverstone war es ähnlich."

"Du wartest fünf oder sieben Minuten in der Garage und schon hast du komplett andere Gripverhältnisse und an Stellen, wo du es nicht erwartest, hast du stehendes Wasser. Du versuchst daher schon auf deiner Aufwärmrunde, dir einzuprägen, wo das Wasser ist und wie sehr du Druck machen kannst. Es geht darum, den Grip für das Auto auszuloten."

"Wenn du deine schnelle Runde beginnst, fährst du aber trotzdem von einer Überraschung in die nächste. Überall ist es knifflig. Hier war das vor allem in Kurve sechs der Fall, denn dort gab es Aquaplaning. Es war also nicht einfach, doch da saßen wir alle im selben Boot. Unterm Strich haben wir ein gutes Ergebnis erzielt. Spaß hat es trotzdem nicht gemacht."

Alonso pokert richtig: Pole-Position

Frage: "Du bist aber sicher zufrieden mit deinem Abschneiden ..."
Alonso: "Ja, sehr. Ich denke, bei solchen Bedingungen ist es immer sehr schwierig, eine saubere Runde hinzukriegen. Da landet man schnell mal im Kies oder auf dem Gras, in der Mauer oder wo auch immer."

"In solchen Momenten musst du ein Stück weit auch einfach nur überleben. Du solltest die Qualifikation ja schließlich beenden. Dann kannst du schauen, wo du stehst. Du versuchst, deine Runde hinzukriegen, Probleme zu umschiffen. Und je nach deiner Position bist du dann zufrieden, weil du das Maximum erreicht hast oder weil du glaubst, das Maximum erreicht zu haben."

"In solchen Momenten musst du ein Stück weit auch einfach nur überleben." Fernando Alonso

"Wenn man dir sagt, 'du stehst auf der Pole', dann ist das natürlich ein schöner Moment. Das Rennen findet aber erst am Sonntag statt. Der Samstag war gut, doch wir müssen uns auf den Sonntag konzentrieren und an den Himmel schauen. Derzeit ist das Wetter wirklich sehr wechselhaft. Wir müssen daher auf alles gefasst sein."

Frage: "In Q2 gab es für Ferrari eine haarige Szene ..."
Alonso: "Es ging eng zu. Am Anfang von Q2 begann es zu regnen. Wir alle wollten dann gleich zu Beginn der Session eine Zeit setzen, weil wir mit mehr Regen rechneten."


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Deutschland


"Wir wussten: Die erste oder die zweite Runde würden die beste Gelegenheit sein, um eine Rundenzeit zu markieren. Wir fuhren alle in einer Gruppe. Felipe (Massa; Anm. d. Red.) hatte Schwierigkeiten in Kurve sechs und in Kurve acht wurde es sehr eng zwischen uns. Unterm Strich war aber alles okay."

"Unterm Strich war alles okay." Fernando Alonso

Frage: "Wie wichtig war es, während Q3 noch einmal die Reifen zu wechseln? Deine Rivalen haben darauf verzichtet ..."
Alonso: "Ich denke, das war unterm Strich eine sehr gute Entscheidung. Ich wusste natürlich nicht, was für eine Zeit drin sein würde, wenn man einfach nur weiterfahren würde."

"Sobald ich aber den zweiten Satz Reifen am Auto hatte, spürte ich sofort mehr Grip. Außerdem verbesserte sich auch die Strecke. Ich denke aber, wir steigerten uns nochmals ein kleines bisschen durch die Reifen und nicht nur aufgrund der Bedingungen. Ich bin zufrieden mit dieser Strategie. Am Samstag war das die richtige Entscheidung."

Duell gegen Sebastian Vettel am Start

Frage: "Du scheinst sowohl im Trockenen als auch im Feuchten und im Nassen konkurrenzfähig zu sein. Bist du zufrieden damit, in welche Richtung sich das Auto entwickelt? Und wärst du am Sonntag mit einem Podestplatz zufrieden oder hast du es auf deinen 30. Sieg abgesehen?"
Alonso: "Ja, das Auto funktioniert an diesem Wochenende in allen Bedingungen sehr gut. Das hatten wir nicht immer."

"Manchmal waren wir auf Intermediates schnell, aber nicht auf Regenreifen - und umgekehrt. Manchmal waren wir im Regen super, doch im Trockenen lief es nicht so. Es stimmt aber: An diesem Wochenende sind Felipe und ich sehr zufrieden mit der Balance des Fahrzeugs. Und wir sind in sämtlichen Bedingungen konkurrenzfähig."

"Insgesamt war es bisher ein gutes Wochenende für uns, wenn wir von der Leistung des Autos reden. Wir müssen es nur noch zu Ende bringen. Am Sonntag geben wir unser Bestes. Was dabei herauskommen wird, ist schwierig vorherzusehen. Wir hatten ja nicht viel Streckenzeit im Trockenen. Wir wissen daher nicht viel über den Verschleiß und die Leistung der Reifen."

"Wir müssen es nur noch zu Ende bringen." Fernando Alonso

"Am Freitag hatte es ja geregnet und das dritte Freie Training war keine sehr große Vorbereitung auf das Rennen. Alle haben also ein großes Fragezeichen vor sich. Wir alle beginnen das Rennen mit der gleichen Ausgangslage und müssen während des Rennens dazulernen. Die Strategie ist offen und flexibel. Denn wie ich schon sagte: Bisher konnten wir noch nicht genug Informationen zusammentragen."

Frage: "Am Start wirst du wohl recht aggressiv sein müssen, denn Sebastian Vettel kommt meist sehr gut von der Linie los ..."
Alonso: "Ja, schauen wir einmal. Es kommt einfach darauf an, wie der Start verläuft. Manchmal spürst du direkt, dass du einen guten Start hast. Dann konzentrierst du dich auf die Linie für die erste Kurve."

"Wenn du das Gefühl hast, zu viel oder zu wenig durchdrehende Räder zu haben, dann versuchst du eher, dich defensiv zu verhalten und deine Position zu verteidigen. Das Rennen ist aber natürlich lang. Wir haben 67 Runden vor uns und in der ersten Kurve wird rein gar nichts entschieden. Unsere Starts waren in diesem Jahr bislang die besten. Ich mache mir daher im Augenblick keine allzu großen Sorgen."