• 09.05.2009 21:35

  • von Dieter Rencken

Alonso: Es fehlt nicht viel

Der Renault-Pilot im Interview über die Veränderungen am Auto, die Aufholjagd auf die Führenden und die nicht ausverkauften Tribünen in Barcelona

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Alle Teams haben für dieses Rennen Änderungen an ihren Autos vorgenommen. Wo steht Renault bei diesem Rennen?"
Fernando Alonso: "Ich denke, dass wir etwas näher an den Führenden dran sind, denn der Abstand, den wir im ersten und im zweiten Qualifying-Durchgang hatten, war vielleicht etwas geringer als wir es in den ersten vier Rennen gesehen haben. Wir sind also definitiv näher an den Führenden dran, aber Teams wie Ferrari, wie BMW sind auch näher dran. Vielleicht liegen sie nun vor uns, so dass die Positionen mehr oder weniger dieselben sind, vielleicht sieht es für uns sogar etwas schlechter aus."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso sieht die Felle noch lange nicht davon schwimmen

"Wir qualifizierten uns in Bahrain und auch in China bis in den zweiten Qualifying-Durchgang, heute waren wir im zweiten Qualifying-Teil auf Position zehn, selbst wenn der Abstand geringer war als in den vergangenen zwei Rennen. Wir sind besser. Wir sind über unser Auto glücklich, aber das Problem ist, dass innerhalb von einer halben Sekunde nun nicht sieben, sondern elf bis 12 Autos liegen. Das ist also wirklich schwierig."#w1#

Frage: "Ist der Schritt ermutigend genug, um den Führenden etwas näher zu kommen?"
Alonso: "Ich denke, dass wir bessere Schritte finden müssen. Wenn man zu jedem Rennen eine halbe oder eine Zehntelsekunde findet, dann werden die Positionen dieselben bleiben. Wenn ein Team plötzlich drei oder vier Zehntelsekunden in einem Rennen findet, dann wird dies natürlich die Lücke auf die Führenden schließen, dann wäre man acht Positionen besser als jetzt."

"Wenn die Zeiten so eng beieinander liegen, dann kann man sein Rennen oder das Qualifying dramatisch ändern. Dies ist der Art von Schritt, den wir von einem auf das andere Rennen finden müssen, und dies ist natürlich für alle schwierig."

Frage: "Warst du von Ferrari beeindruckt?"
Alonso: "Sie haben das Auto verbessert und sind nun viel schneller. Aber in Malaysia fuhr Kimi auf dem fünften Platz, als es regnete. Auch in Australien war Massa nicht allzu schlecht, und dann hatte er ein Problem mit dem Auto. Auch in China war Massa gut unterwegs, und sein Auto blieb stehen. Selbst wenn Ferrari null Punkte hätte, denke ich, dass die Leistung des Autos nicht so schlecht war wie die Ergebnisse. Es ist also keine große Überraschung, sie auf dem vierten oder fünften Platz zu sehen."

"Sie haben das Auto offensichtlich verbessert, aber sie liegen immer noch hinter Brawn, Red Bull und vielleicht Toyota. Natürlich ist Ferrari das einzige Team, welches das Auto verbessern und diese Zehntelsekunden finden kann, denn Ferrari verfügt über großartiges Potenzial. Sie haben den ersten Schritt gemacht, müssen aber noch mehr finden. Natürlich sind sie in der Lage, dies zu tun, aber dieser eine war nicht genug."

Frage: "Glaubst du, dass Renault die schnellen Schritte machen kann, die ihr benötigt, um wieder angreifen zu können?"
Alonso: "Vielleicht ja, aber ich denke, das es sehr schwierig ist zu wissen, was in den kommenden Rennen passieren wird. Jeder verbessert das Auto immer noch. Wir wissen, dass Red Bull vielleicht in Monaco einen Doppeldecker-Diffusor haben wird, vielleicht wird ihn BMW auch bald haben. Wir werden neue Teile einführen, aber ob es ausreicht oder nicht, das weiß meiner Meinung nach niemand."

Frage: "Bis du weniger optimistisch, als du dies zur selben Zeit im vergangenen Jahr warst?"
Alonso: "Nein. Im vergangenen Jahr war ich überhaupt nicht optimistisch, denn der Abstand auf die Führenden betrug vielleicht 1,5 Sekunden. Zu dieser Zeit wusste ich im vergangenen Jahr, dass die Meisterschaft gelaufen ist, und dass es eine Saison zum Lernen war. Ich musste es locker angehen und mich gut auf 2009 vorbereiten. Nun sind wir eine halbe Sekunde oder so hinten, das ist nicht viel, wir werden also weiter Druck machen."

Frage: "In der Vergangenheit waren die Tribünen hier voll, heute war dies nicht der Fall. Denkst du, dass dies etwas ist, das wir wohl auch in anderen Ländern sehen werden?"
Alonso: "Wir werden sehen. Ich denke, dass die Krise ihre Auswirkung haben wird. Es ist nicht gut, dass ich dies sage, aber ich denke, dass es auch damit zusammen hängt, dass ich nicht gewinne. Wenn Renault Rennen gewinnen oder auf dem Podium stehen würde, dann wären die Tribünen voll."

"Denn die Leute wissen, wie die Situation im Moment ist, und da sind sie nicht mehr wirklich daran interessiert. In dieser Meisterschaft gibt es keine Kämpfe zwischen Ferrari und McLaren, keine Kämpfe zwischen Hamilton, Räikkönen, Alonso, es ist etwas schwierig, dies den Leuten zu erklären."

Frage: "Denkst du also, dass es für ein USA-Team notwendig ist, dass es Rennen gewinnt, dass sich die Leute für das interessieren?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. Die amerikanischen Leute verfügen über eine andere Kultur als wir. Sie haben eine Menge Sportarten, die größten Anlagen in der Welt, großartige Sportler in jedem Sport. Die Formel 1 war in den USA nie eine große Sache. Vielleicht ist das Interesse immer noch ziemlich hoch, wenn sie in die Formel 1 kommen und sie nicht gewinnen, weil es für sie wie ein neuer Sport ist."