• 28.09.2012 17:50

Allison: "Müssen schwache Lotus-Serie stoppen"

Lotus-Technikchef James Allison im Interview: Warum man in Singapur schwächelte, wie er Lotus wieder in WM-Form bringen will und was ihm für Japan Zuversicht gibt

(Motorsport-Total.com) - Vor einigen Rennen sprach man bei Lotus noch vom überfälligen Sieg, doch in den vergangenen Rennen konnte die Truppe aus Enstone nicht mehr ganz mit der Spitze mithalten. Der Tiefpunkt war Kimi Räikkönen sechster Platz in Singapur, der den Rückfall des Teams unter Beweis stellt. Technikchef James Allison erklärt im Interview, wie sein Team nun in Japan die Trendwende einleiten will und erklärt die Gründe für die schwache Performance beim Nachtrennen im Stadtstaat.

Titel-Bild zur News:

Technikchef James Allison kämpft mit Lotus um den Anschluss im WM-Kampf

Frage: "James, lassen wir das Singapur-Rennen noch einmal Revue passieren ..."
James Allison: "Isoliert betrachtet könnten wir sagen: 'Es war nur ein schlechtes Rennen, lassen wir es hinter uns'. Es war aber die dritte wenig aufregende Performance in Folge. Aus diesem Grund müssen wir das aufhalten, um sicherzustellen, dass wir das Maximum aus den sechs verbleibenden Saisonrennen machen und wieder zu dieser Stärke zurückfinden, die wir früher in diesem Jahr hatten."

Frage: "Wisst ihr, warum ihr in Singapur nicht den Erwartungen gerecht wurdet?"
Allison: "Es gab keinen alleinigen Grund, warum wir in Singapur nicht gut genug waren. Die erste Erklärung ist, dass wir am Freitag beim Basissetup keine besonders gute Arbeit geleistet haben. Wir benötigten also bis Samstagmorgen, um halbwegs bei der Musik zu sein - dadurch hat man immer einen gewissen Rückstand."

"Zweitens brachten einige der Updates, die wir nach Singapur brachten, nicht die erwartete Performance, was uns dazu zwang, auf eine frühere Konfiguration des Autos zurückzubauen. In der Zwischenzeit hatte der Löwenanteil unserer Konkurrenten bereits einen Schritt nach vorne gemacht. Abschließend hatte dann keiner unserer Fahrer in der allesentscheidenden Qualifying-Session eine gute Runde, als es zählte. Kimi hatte in seiner Q2-Runden einen Fehler in Kurve 1, und Romain hatte eine eher dramatische Q3-Runde, wodurch er seine früheren Leistungen nicht wiederholen konnte. Wenn man dann im der Startaufstellung zurückliegt, dann bleibt man dort normalerweise auf einem engen Stadtkurs."

Frage: "Wie schwierig ist es, ohne Testfahrten und bei schwierigen Wetterbedingungen, die am Freitag nur wenige Runden erlauben, Updates zu bringen und zu bewerten?"
Allison: "Die Simulationsmethoden in der Fabrik sind gut. Sie gewährleisten, dass 70 bis 80 Prozent der Updates auf Anhieb problemlos funktionieren, wenn wir so auf das Auto bringen. Bei den Teilen, wo es Geburtsschwierigkeiten gibt, läuft es großteils so, dass sie beim zweiten Versuch wie erwartet funktionieren. Wenn man nicht auf der Strecke testen kann, dann gibt es jede Menge Variablen, die man nicht unter Kontrolle hat."

"Es war die dritte wenig aufregende Performance in Folge." James Allison

"Die Fahrer haben vielleicht keine freie Runde, und da sich die Strecke ständig weiterentwickelt und man nicht immer einen neuen Reifensatz zur Verfügung hat, hat man keine gleichmäßigen Vergleichsmöglichkeiten. Diese Faktoren können bei der Bewertung eines neuen Teils für eine Unschärfe sorgen. Wenn man also Probleme hat, dann nimmt man die Teile sehr oft als Vorsichtsmaßnahme vom Auto und wartet auf eine günstige Gelegenheit, sie in Zukunft ein zweites Mal auszuprobieren."

Frage: "Blicken wir nach Suzuka - wie wird der Kurs dem E20 liegen?"
Allison: "Es handelt sich um eine Strecke mit einem weiten Spektrum an Kurvengeschwindigkeiten, aber es gibt zahlreiche sehr schnelle Kurven in der Silverstone-Liga - speziell Kurve 1, die S-Kurven und die 130R. Das sind Elemente, die uns bisher gelegen haben, aber die Saison ist sehr eng, und wir bewiesen haben muss man es wirklich hinkriegen, um ein gutes Wochenende zu haben."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Singapur


Frage: "Wie schätzt du eure Chancen in der Fahrer- und in der Konstrukteurs-WM ein?"
Allison: "14 Rennen liegen hinter und, und wir hatten eine Handvoll Ergebnisse, die es Ferrari erlaubt haben, sich einen kleinen Vorsprung auf uns in der Weltmeisterschaft zu verschaffen. Wir kämpfen an jedem Wochenende gegen starke und zielstrebige Gegner, die uns übrig lassen, wenn wir nur für einen Moment den Ball aus den Augen verlieren. Das Tolle an diesem Sport ist aber, dass das Gleiche auch für deine Gegner gilt."

"Wir wollen Kimi wieder in eine Position zu bringen, wo er die Lücke zur Spitze schließen kann." James Allison

"An jedem Wochenende gibt es die Chance zurückzuschlagen. Wir sind in der glücklichen Lage, eine gewisse Anzahl an Entwicklungen zu haben, von denen wir glauben, dass sie unser Auto in den verbleibenden Rennen verbessern werden. Die Lücke zu Ferrari ist in Anbetracht der ausständigen Punkte klein, also ist es unser Ziel in den verbleibenden sechs Rennen, sie in der Weltmeisterschaft zu überholen und Kimi wieder in eine Position zu bringen, wo er die Lücke zur Spitze schließen kann."