powered by Motorsport.com

Alles halb so schlimm: Pirelli nur oberflächlich angekratzt

Pirelli-Motosportchef Paul Hembery versichert, dass in der Hitze von Sao Paulo kein Sicherheitsrisiko bestand - Das vorhergesagte Dreistopprennen ging auf

(Motorsport-Total.com) - Kein einziger Regenreifen kam am Wochenende des Grand Prix von Brasilien zum Einsatz. Im Gegenteil: die Temperaturen in Sao Paulo zeigten sich so hoch, wie lange nicht mehr zum Ende eines Formel-1-Jahres. Die um eine Stufe weicher gewählten Reifenmischungen, auf die Pirelli nach der Kritik der Fahrer gewechselt hatte, zeigten sich dabei auffallend anfällig auf der Oberfläche. Die Performance der Pneus war laut Pirelli-Motosportchef Paul Hembery aber nicht beeinträchtigt und der Abbau hielt sich seiner Meinung nach in überschaubaren Grenzen.

Titel-Bild zur News: Pirelli

Im ungewöhnlichen warmen Sao Paulo mussten die Reifen etwas mehr leiden Zoom

Da sich am Himmel über Interlagos tatsächlich kein Regen ankündigte, ging die Dreistoppstrategie, die der Reifenhersteller vorhergesagt hatte, auf. Die meisten Piloten starteten dabei auf dem weicheren Reifen, wechselten nach etwa sechs bis acht Runden auf die Medium-Variante und blieben auch bei ihren weiteren Stints auf dieser Mischung. Eine Ausnahme bildete unter anderen Nico Hülkenberg (Force India), der härter startete und weicher aufhörte, wodurch er in der Schlussphase noch einmal angreifen konnte.

Alleiniger Bewältigter einer Zweistoppstrategie war Kimi Räikkönen (Ferrari). Er gelangte damit von Startplatz zehn auf den siebten Rang im Rennen. "Ich war mir nicht sicher, wie lange die Reifen halten würden, denn wir konnten ja vorher kaum Longruns fahren", so der Finne. "Unterm Strich war es okay. Die Reifen haben natürlich abgebaut, aber es war kein Desaster."

Abnutzung im Titelkampf

Räikkönen kam außerdem nur knapp zwei Sekunden hinter seinem Teamkollegen Fernando Alonso ins Ziel, der ein Dreistopper war. "Im Vergleich zu den anderen Teams ist es uns gelungen, mit diesen Reifen eine Runde länger draußen zu bleiben", gibt dieser an. "Abgesehen davon war es ein normales Rennen."

Auch an der Spitze, wo sich die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton einmal mehr einen spannenden Kampf um den Sieg lieferten, gab es mitunter Reifensorgen. Zwar waren beide auf gleicher Strategie, doch schien es auch erneut darauf anzukommen, wer seine Reifen dabei am besten behandelt. Überhitzte Hinterreifen bei Hamilton und die bei vielen Piloten beobachtete Blasenbildung an den Vorderreifen bei Rosberg kamen bei dem Duell dazu.

"Es gab zu keiner Zeit ein Sicherheitsrisiko", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gegenüber 'RTL'. "Nur irgendwann ist es vorbei, dann gibt es keinen Gummi mehr auf den Reifen. Bei einem Auto hatten wir nach dem Stopp null Prozent Gummi, und das hat sich durchs Rennen gezogen."

Lowe: "Besser, als wir erwartet hatten"

"Vor dem Rennen war klar, dass die Haltbarkeit der Reifen eine Schlüsselrolle einnehmen würde", meint der Technische Direktor von Mercedes, Paddy Lowe, dazu. "Denn die Teams hatten einstimmig entschieden, eine weichere Reifenwahl mitzubringen, als die ursprüngliche Auswahl von Pirelli vorsah. Da die Bedingungen so heiß und die Streckentemperaturen so hoch waren, glaubten wir, dass eine Dreistoppstrategie wahrscheinlich recht eng werden würde. Umso erfreuter waren wir, als sich die Reifen dann besser verhielten, als wir erwartet hatten."

Bei etwa 24 Grad Umgebungstemperatur und einem neuen Asphalt, der sich auf über 50 Grad erhitzte, hätte es auch schlimmer kommen können, findet Hembery: "Wir haben einen faszinierenden Kampf der Mercedes-Piloten gesehen, bei dem sie ihr Verlangen, sich gegenseitig zu schlagen mit der Notwendigkeit, das Beste aus den Reifen herauszuholen, ausbalancieren mussten. Die Umgebungs- und Streckentemperaturen waren höher, als wir angenommen haben, was zu einem gewissen Grad an Blasenbildung und Körnung führte."


Fotos: Großer Preis von Brasilien


Der Reifenverantwortliche betont aber auch, dass sich das Verhalten der Pneus im Rennverlauf gebessert hat und dass die Rundenzeiten zu keiner Zeit beeinträchtigt waren. Die Überhitzung der Hinterreifen ist seiner Meinung nach dem Verhalten von Auto und Fahrer geschuldet gewesen. Sorgen habe man sich nur um die Vorderreifen gemacht. Insgesamt sei aber alles gut gegangen: "Es war vor allem zu Beginn des Rennens kritisch, mit viel Benzin an Bord, den weichen Reifen und den heißestes Bedingungen des Tages. Es hat die Performance der Reifen aber nicht beeinflusst."