powered by Motorsport.com
  • 29.01.2014 10:37

  • von Dieter Rencken, Norman Fischer & Stefan Ziegler

Alien, Pinocchio & Co: Der Nasen hässliche Blüten

Die Formel 1 diskutiert über die neuen hässlichen Nasen: Zwar ist nicht jeder glücklich über die Ästhetik, doch am Ende zählt es auf der Strecke

(Motorsport-Total.com) - Irgendwie ist es wie ein Deja vu. Die neuen Formel-1-Autos werden präsentiert und die ganze Szene kennt nur ein Thema: die Nasen. Schon vor zwei Jahren fielen die Boliden mit einer nicht gerade ästhetischen Nasenlösung auf. Damals sorgte der berühmte Knick dafür, dass bei vielen Leuten die Kinnlade herunterklappte und nicht wieder hoch wollte. Das Ende vom Märchen: Die FIA schritt ein und machte die Eitelkeitsblende zu einer verschönernden Alternative.

Titel-Bild zur News: Caterham Nase

Caterham-Teamchef Cyril Abiteboul fühlt sich an den Film Alien erinnert Zoom

Doch was 2014 unter den Abdecktüchern zum Vorschein kommt, ist noch einmal eine Spur härter - Nasengate 2.0 sozusagen. Doch so einfach lassen sich die ästhetischen Mangelerscheinungen dieses Mal wohl nicht kaschieren, zumal jedes Team seinen ganz eigenen Ansatz präsentiert. Egal ob Staubsauger-Nase bei Ferrari, der Pinocchio-Zipfel bei Force India oder gar die Doppellösung wie bei Lotus: Alle sorgen mehr oder weniger für Aufruhr.

Für die Designer gilt dabei wie immer der Leitsatz: Schön ist, wer schnell ist. Auf Ästhetik können Adrian Newey & Co keine Rücksicht nehmen. "Wir müssen natürlich das Auto designen, von dem wir denken, dass es die beste Performance abliefert - unabhängig vom Aussehen", erklärt das Red-Bull-Designgenie und bekommt Zustimmung seitens Mercedes: "Die Nasenform, die wir gewählt haben, halten wir für die beste Lösung im Hinblick auf die Gesamtleistung. Jeder versucht, es für sich bestmöglich umzusetzen", so Geschäftsführer Technik, Paddy Lowe.

Newey: "Es ist schade"

Dabei sind die Teams auf die unterschiedlichsten Lösungen gekommen: "Wenn es um die Form der Nase geht, dann sieht man zwei oder drei unterschiedliche Philosophien", hat Toro-Rosso-Chefdesigner Luca Furbatto beobachtet. "Mercedes und Ferrari haben sich für eine ähnliche Herangehensweise, alle anderen für eine hohe Nase mit einer Erweiterung nach vorne entschieden. Wir haben uns andere Konzepte angesehen, darunter das von Lotus. Wir haben aber die Nase, die wir verwenden, bevorzugt."

Das heißt bei Toro Rosso: Variante Nasenaffe. Nun lässt sich über Geschmack ja bekanntlich streiten, doch der Grundtenor in Sachen Nasen ist in diesem Jahr fast einstimmig. "Ästhetisch sind sie mit Sicherheit nicht die Hübschesten", drückt es Nico Hülkenberg noch vornehm aus. Anders Adrian Newey, der sofort zum Punkt kommt: "Mit Sicherheit gibt es da ein paar hässliche Nasen."

Toro Rosso Nase

Toro Rosso kaschiert seinen Nasenaffen ein wenig mit Hilfe der Lackierung Zoom

Der Technikchef muss zugeben, dass ihn die neue Nasengeneration nicht glücklich stimmt: "Es ist schade, wenn die Regeln hässliche Lösungen schaffen, wie wir bei einigen Autos gesehen haben. "Denn die Formel 1 ist für den Technikchef nicht nur Geschwindigkeit und Performance, sondern auch Design und Ästhetik: "Die Form der Autos, der Sound der Autos - das ist alles Teil der Formel 1, und es ist schade, wenn die Autos unattraktiv sind", sagt Newey weiter.

DIe Lackierung kann helfen

Doch all das soll einem obersten Ziel dienen: der Sicherheit. "Das FIA-Institut hat sich umfangreich damit beschäftigt. Gemäß ihrer Empfehlung stellt die niedrige Nase den besten Kompromiss oder die beste Lösung für eine Vielzahl an möglichen Unfallszenarien dar", erklärt Mercedes-Mann Lowe den Hintergrund. Besonders das Aufsteigen in die Luft soll so verhindert werden. Doch Adrian Newey hat da so seine Zweifel, ob die Lösung sicherer ist: "Wenn man in das Heck des anderen fährt, dann wird man darunter geschoben und hat man die hintere Crashstruktur im Gesicht, was ein viel schlimmeres Szenario wäre."

Doch wie dem auch sei: Es ist, wie es ist - und erst einmal müssen die Beteiligten und Fans mit dem Aussehen der Boliden zurechtkommen. Zudem haben die Teams einiges getan, um ihre hässlichen Nasen zu verstecken. Zwar mag das vielleicht von der Bauweise her nicht funktionieren, doch farblich kann man die Aufmerksamkeit zum Teil weglenken - so wie bei Force India. "Man sieht die Nase durch das Schwarz und das Weiß nicht wirklich. Es sieht nicht komplett schlecht aus", meint Testpilot Daniel Juncadella.

Sergio Perez

Auch Force India versucht den Zipfel mit der Farbgebung zu verstecken Zoom

Und auch bei Toro Rosso hat man den Zipfel dunkel lackiert, und die typisch goldene Nasenspitze des Teams einfach bei der "normalen" Nase enden lassen. "Für mich ist es auf jeden Fall schön", meint Rookie Daniil Kwjat. Und Teamchef Franz Tost glaubt sowieso, dass sich das Nasenproblem irgendwann von alleine wegguckt. "Ich bin davon überzeugt, dass sich nach einigen Tagen und Anblicken alles legen wird und man sich dann auf das Sportliche konzentrieren wird", sagt der Österreicher. "Am Ende ist nur wichtig, dass es konkurrenzfähig ist."