20 Millionen mehr für kleine Teams: So funktioniert die neue CapEx-Regel

Die Teams haben sich in Katar mit der FIA auf einen Investitionszuschuss geeinigt: Kleine Teams dürfen dabei mehr ausgeben als Topteams wie Mercedes und Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Teams dürfen in den kommenden Jahren mehr Geld ausgeben, um in ihre Anlagen und Infrastruktur zu investieren. Darauf hat man sich am vergangenen Wochenende in Katar geeinigt. Wichtig dabei: Kleinere Teams dürfen mehr Geld ausgeben als Topteams, um auf ihren Stand aufholen zu können. Das hatte vor allem Williams-Teamchef James Vowles offensiv gefordert.

Titel-Bild zur News: Logan Sargeant, Kevin Magnussen

Williams und Haas dürfen mehr Geld ausgeben als die Topteams Zoom

Insgesamt 20 Millionen US-Dollar dürfen die vier Teams, die in der WM aktuell am schlechtesten platziert sind, zusätzlich ausgeben. Die anderen Teams erhielten aber ebenfalls eine kleine Erhöhung als Zugeständnis, um eine Einigung erzielen zu können.

Die Investitionsausgaben wurden in dieser Saison zu einem Gesprächsthema im Zuge der Budgetgrenze. Teams wie Williams, die mit den Investitionen in ihre Anlagen im Rückstand waren, beklagten sich, dass es ihnen unmöglich sei, ihre Infrastruktur zu verbessern und schließlich mit der Spitze mitzuhalten.

In den vergangenen Monaten wurden verschiedene Optionen diskutiert. Die große Herausforderung bestand darin, dass ein für alle Teams gleiches zusätzliches Limit die Leistungslücke nicht schließen würde, da die großen Teams immer einen Weg finden würden, die zusätzlichen Mittel auszugeben und ihre Autos letztlich schneller zu machen.

Die FIA und die Teams einigten sich schließlich auf eine Ausgabentabelle, die das Feld in drei "Divisionen" einteilt, wobei die Ergebnisse der Weltmeisterschaften 2020, 2021 und 2022 die Reihenfolge bestimmen.

Die Regelung ähnelt in gewisser Weise den Beschränkungen bei den Aerotests, die den Teams am hinteren Ende des Feldes mehr Zeit im Windkanal einräumen. Der Unterschied ist, dass es drei Stufen gibt und nicht ein Handicap-System mit Abstufungen für jedes Team.

Im Finanziellen Reglement ist die für jedes Jahr angegebene maximale Investitionssumme in Wirklichkeit eine fortlaufende Summe für diese Saison und die drei vorangegangenen Saisons zusammen.

Das sind die Zahlen

Der ursprüngliche CapEx-Höchstwert für die Saison 2024 lag bei 45 Millionen pro Team, was den maximalen Ausgaben für 2021, 2022, 2023 und 2024 zusammen entsprach.

Für die Teams in der obersten "Liga" - namentlich Red Bull, Mercedes und Ferrari - wurde diese Zahl nun auf 51 Millionen Dollar erhöht, was im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen eine zusätzliche Investition von sechs Millionen Dollar bedeutet, obwohl Quellen darauf hindeuten, dass die FIA den großen Teams keinen zusätzlichen Spielraum einräumen wollte.

Für die Teams der mittleren Gruppe, McLaren, Alpine und Aston Martin, wurden die zulässigen Gesamtausgaben um 13 Millionen Dollar auf 58 Millionen Dollar erhöht.


Was Andrettis F1-Einstieg noch verhindern kann

Was hinter dem Aufnahmeverfahren von neuen Teams in die Formel 1 steckt und warum das Milliardenangebot von Apple für die TV-Rechte so besonders ist. Weitere Formel-1-Videos

Für die vier Teams der untersten Gruppe, AlphaTauri, Alfa Romeo/Sauber, Haas und Williams, wurden die erlaubten Ausgaben um 20 Millionen Dollar auf 65 Millionen Dollar erhöht.

Das ist ein Nettozuwachs von 14 Millionen Dollar im Vergleich zu den drei großen Teams und bietet ihnen eine echte Chance, die Lücke in der Infrastruktur und damit auch in der Performance zu schließen.

Für die Saisons 2025, 2026, 2027 und 2028 sinken die fortlaufenden Vierjahreszahlen dann auf 42 Millionen Dollar für die Spitzengruppe, 49 Millionen Dollar für die mittlere Gruppe und 56 Millionen Dollar für die hintere Gruppe.

Im Jahr 2029 werden alle Teams wieder gleichgestellt sein, mit einer Grenze von 36 Millionen Dollar für das Jahr und die drei davor.

Williams freut sich über Einigung

Williams-Teamchef James Vowles, der sich stark für einen zusätzlichen Kostenzuschuss eingesetzt hatte, dankt den Rivalen für ihre Unterstützung der neuen Regelung.


Fotostrecke: Die letzten 20 Siegerteams der Formel 1

"Das ist eine gute Nachricht, zumindest aus meiner Sicht", sagt er. "Dank der guten Zusammenarbeit mit allen Teams ist es uns gelungen, eine Ausnahmeregelung in Höhe von rund 20 Millionen Dollar zu unseren Gunsten durchzusetzen. Es gab also eine Einigung und seit Februar gute Gespräche."

"Wir können jetzt investieren, vielleicht nicht die 100 Millionen Dollar, die ich mir erhofft hatte, aber es ist ein guter Schritt in die richtige Richtung", so der Teamchef. Wichtig ist für ihn auch, dass die Topteam weniger ausgeben dürfen. "Am Ende profitieren wir alle mehr, was bis zu einem gewissen Grad mit den Anlagen im Einklang steht."

Ferrari warnt: "Sehr gefährlich!"

Auch McLaren-Chef Andrea Stella befürwortet die zusätzlichen Ausgaben, die dem Team bei den laufenden Verbesserungen in seiner Anlage in Woking helfen werden.

"Zunächst einmal möchte ich sagen, dass es ein positiver Prozess war, bei dem die Teams und die Institutionen, die den Prozess geleitet haben, eine Einigung erzielen konnten", sagt der Italiener. "Für uns ist das eine gute Nachricht, wir werden die zusätzlichen Mittel nutzen. Ich denke, das ist eine gute Sache für uns."

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur ist hingegen kein Freund, und das nicht, weil Ferrari zu den Teams gehört, die am wenigsten profitieren: "Ich bin nicht sehr überzeugt", sagt er. "Erstens: Wenn man die Ingenieure fragt, ob sie mehr wollen, werden sie immer sagen: Ja, wir wollen mehr. Das ist ein Prozess ohne Ende."

"Und ich denke, wir haben die Tür ein paar Mal geöffnet, um die Kostenobergrenze zu ändern, und das ist sehr gefährlich".