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  • 01.04.2013 14:41

  • von Jörg Reinhold

"Zuschauerunfreundlich": FIA verbietet Vettels Helmdesigns

Die FIA verbietet durch die Direktiven 73a und 73b ab sofort wechselnde und ähnliche Helmdesigns - Sebastian Vettels letzter Design-Helm bereits beim China-GP?

(Motorsport-Total.com) - Bei einem außerordentlichen Meeting am Samstag hat die FIA umfangreiche Änderungen bezüglich des Helmdesigns der Formel-1-Piloten beschlossen. Die 'Motorsport-Total.com' exklusiv vorliegenden Beschlussfassungsentwürfe der neuen Direktiven 73a und 73b sehen vor, dass jeder Fahrer ab sofort nur ein Helmdesign pro Saison verwenden darf und sich dieses "in hohem Maße" vom Helmdesign des Teamkollegen unterscheiden muss. Die offizielle Bekanntgabe der neuen Regelung soll im Laufe des Tages erfolgen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Schon beim nächsten Grand Prix muss sich Vettel auf ein Helmdesign festlegen

Insbesondere für Sebastian Vettel dürften dies schlechte Nachrichten sein: Der Heppenheimer wechselt seit seiner Zeit im Kart regelmäßig die Gestaltung seines Helms. In der Formel 1 landete jedes Design, mit dem Vettel einen Sieg einfuhr, bisher in der Vitrine der "Vettel-Helmet-Art-Collection". Durch die neue Regelung ist damit nun offenbar Schluss. Da die Regelung ab sofort gilt, muss Vettel schon beim nächsten Grand Prix in China mit einem für den Rest der Saison gleichbleibenden Design antreten. Ob sich Vettel für ein ganz neues Design entscheiden oder auf ein altes zurückgreifen wird, steht noch nicht fest.

Teil b der Direktive 73 bringt auch Mercedes, Lotus und Toro Rosso in Schwierigkeiten. Ob sich die Helme von Nico Rosberg und Lewis Hamilton nämlich "in hohem Maße" unterscheiden, ist umstritten. Nico Rosberg tritt mit einer helleren Gelb-Nuance als Lewis Hamilton an, Kimi Räikkönens und Romain Grosjeans Helme sehen sich zumindest von vorne sehr ähnlich. Auch bei Jean-Eric Vergne und Daniel Ricciardo müssen Kommentatoren und Zuschauer genau hinschauen. Für alle drei Teams gilt: Eine Unterscheidung der Fahrer ist auf dem ersten Blick für viele Beobachter schwierig.

Was steckt hinter den Anweisungen der FIA?

Im Vorwort der Beschlussfassung der Direktiven 73a und 73b heißt es unter anderem: "Im Rahmen der ersten Rennen der FIA Formula One Championship gab es wiederholt Beschwerden bei den Veranstaltern und Medienvertretern, dass die Piloten auf der Strecke nur unzureichend voneinander unterscheidbar waren. In einer außerordentlichen Sitzung am Samstag hat die Kommission deshalb beschlossen, diesen zuschauerunfreundlichen Zustand zum nächsten Grand Prix zu beenden."

Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Kaum unterscheidbar? Lewis Hamilton und Nico Rosberg Zoom

Unter Punkt 1.5 - "Ausgestaltung" - des Anhang L 2013 des International Sporting Code der FIA heißt es nun: "Die Gestaltung des Helmes eines Fahrers darf sich zum Zwecke der Erkennbarkeit während der Saison nicht ändern. Das Aufbringen von Aufklebern und Abziehbildern ist davon ausgenommen. Die Gestaltung des Helmes muss sich zum Zwecke der Erkennbarkeit von der Gestaltung des Helmes des zweiten Fahrers im Team in hohem Maße unterscheiden."

FIA hat auch bei Gestaltung letztes Wort

Ob wirklich nur das Wohl des Zuschauers im Vordergrund dieser Regelung stand, darf allerdings bezweifelt werden. Insider sprechen vor allem von einem Entgegenkommen gegenüber den Fahrer-Sponsoren. Die persönlichen Sponsoren der Piloten seien darauf angewiesen, dass die Zuschauer den jeweils unterstützten Fahrer leicht auf der Strecke identifizieren könnten. Fehler in der Markenkommunkation aufgrund von Irrtümern kosteten immer Geld um würfen Fragen auf.

Dass die FIA beim Thema Lackierung grundsätzlich mitreden will, ist indes nicht neu: Lewis Hamilton musste die Abkürzung "H.A.M." im Bereich des Hinterkopf seines Helms beim US-Grand Prix im vergangenen Jahr überkleben. Bereits 1999 verbot sie dem damals neu eingestiegenen Team BAR, mit zwei unterschiedlich lackierten Autos an den Start zu gehen. Der Grund war damals das genaue Gegenteil zu den heute veröffentlichten Bestimmungen: Die Autos eines Teams sollten einheitlich auftreten.

Das Helmdesign von Damon Hill war - wie das seines Vaters - unverkennbar Zoom

Mit seiner Philosophie des Helmdesign-Wechsels stellte sich Vettel von Anfang an gegen die traditionelle Funktion des Helms als Erkennungsmerkmal der Piloten. Beispiele sind der gelbe Helm von Ayrton Senna, Alain Prosts blau-weißes Muster oder die Ruderblätter auf dunklem Grund von Graham und Damon Hill. Aber auch im aktuellen Fahrerfeld vertreten die meisten Piloten die traditionelle Ansicht, dass ein Helmdesign eine Fahrerkarriere prägen sollte.