• 11.04.2010 22:07

Doppelsieg krönt perfektes Porsche-Wochenende

Zwei Porsche an der LMS-Spitze: Mark Lieb und Richard Lietz siegen in Le Castellet vor Patrick Long, Michael Ragginger und Christian Ried

(Motorsport-Total.com) - Ein ausgezeichneter Saisonstart ist den Porsche-Piloten in der Le-Mans-Series (LMS) gelungen: Die Titelverteidiger Marc Lieb und Richard Lietz beendeten das spannende und abwechslungsreiche Auftaktrennen auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet mit einem souveränen Sieg. In der hart umkämpften GT2-Klasse hatten sie am Ende im Porsche 911 GT3 RSR zwei Runden Vorsprung.

Titel-Bild zur News: Richard Lietz, Marc Lieb

Felbermayr in Front: Marc Lieb und Richard Lietz siegten in Le Castellet

Ihre Kollegen vom deutschen Team Felbermayr komplettierten den Erfolg des Spitzenduos mit einem sensationellen zweiten Platz beim ersten Rennen in der neuen Teamzusammensetzung mit Porsche-Werksfahrer Patrick Long, Martin Ragginger und Teameigner Christian Ried.#w1#

Der Doppelsieg bei der LMS war die Krönung eines höchst erfolgreichen Wochenendes für die Rennversionen des Porsche 911 - mit vier Siegen in drei verschiedenen Serien. Das erfolgreichste GT-Auto der Welt feierte bereits am Samstag beim Langstreckenpokal Nürburgring einen Sieg. Und auch in Oschersleben fuhren Renn-Elfer in beiden Läufen des ADAC GT Masters als Erste über die Ziellinie, beim Samstagsrennen ebenfalls im Doppelpack.

Erleichterung bei den Titelverteidigern

"Wir sind überglücklich und unglaublich erleichtert, dieses in vielerlei Hinsicht herausfordernde Rennen so klar gewonnen zu haben", sagt der dreimalige LMS-Meister der GT2-Klasse Lieb. "Einer der Bausteine des Erfolges war erneut die beeindruckende Gesamteffizienz unseres 911 GT3 RSR, denn wir sind mit einem Boxenstopp weniger über die Renndistanz gekommen als die Ferrari."

"Besonders wichtig ist dieser Erfolg für uns auch deshalb, weil es für das Rennen die doppelte Punktzahl gibt", meint Lieb. Der Hintergrund ist, dass der Gesamtsieger beim Acht-Stunden-Rennen in Le Castellet mehr als 1.500 Kilometer zurückgelegt hat - statt der sonst üblichen 1.000 Kilometer. Lieb und Lietz hat der Sieg in Frankreich daher 30 Punkte auf das Konto gespült.

Die amtierenden Meister hatten sich einen kommoden Vorsprung von einer Runde erarbeitet, als ein Problem mit der Tankanlage Nerven und Zeit kostete. "Der Boxenstopp hat 'gefühlt' ewig gedauert", sagt Lieb. Die beiden verloren für einige Runden die Führung. Doch beim nächsten Boxenstopp des Konkurrenten holten sie die Spitze zurück - und gaben sie bis ins Ziel nicht mehr ab.


Fotos: LMS in Le Castellet


Auch Lietz, der sonst stets lockere Österreicher, war sichtlich angespannt: "Bis zu diesem missglückten Boxenstopp lief unser Auto einfach perfekt, anders kann man es nicht sagen. Am Schluss haben wir noch ein bisschen gezittert, weil das Fahrverhalten des Autos durch die Rennstrapazen ein bisschen in Mitleidenschaft gezogen war und uns alles abverlangt hat. Aber wir haben es schließlich geschafft."

Felbermayr mit überaus positivem Wochenende

Für das zweite Felbermayr-Team war der zweite Platz wie ein Sieg. Denn das internationale Trio mit dem ehemaligen Porsche-Junior Ragginger aus Österreich, Porsche-Werksfahrer Long aus den USA und dem deutschen Teamchef Ried startete erstmals zusammen. "Das ist der absolute Hammer", findet Ragginger. "Das gesamte Team hat einen wahnsinnig guten Job gemacht, unser Elfer lief super und auch bei uns Fahrern hat es auf Anhieb klasse funktioniert."

"Keiner von uns hat einen Fehler gemacht. Jetzt wird gefeiert!" Für Long war es gleich eine doppelte Premiere, denn er fuhr sein erstes Rennen in Le Castellet. "Einen besseren Einstand in ein neues Team und eine neue Serie kann man sich nicht wünschen", so der Amerikaner. "Wir waren im Training ja zunächst gar nicht glücklich mit unserer Abstimmung, aber fürs Rennen haben wir den 911 GT3 RSR optimal hingekriegt."

"Danke ans Team, das auch bei den Boxenstopps spitze war", meint der US-Amerikaner. Auch Ried ist zufrieden. Der Hobbyrennfahrer, der nun erstmals gemeinsam mit zwei Profis an den Start geht, ordnet seine Leistung im Vergleich - etwas ironisch - so ein: "Ich war nicht so gut wie erhofft, aber besser als befürchtet."

Pilet/Narac verpassen den Heimsieg

Für das französische Team IMSA-Performance war der Zieleinlauf auf Platz sieben eine Enttäuschung. Zunächst hatte es nämlich nach einem Sieg oder einem zweiten Platz für Porsche-Werksfahrer Patrick Pilet und seinen Landsmann Raymond Narac beim Heimrennen ausgesehen. Nach einer halben Rennstunde hatte Pilet die Führung in der GT2-Klasse übernommen und diese über eine gute Stunde gehalten.

Schließlich hatten Lietz/Lieb die Franzosen zwar überholt, doch danach setzten sich beide 911 GT3 RSR gemeinsam leicht vom Rest des Feldes ab. Kurz vor Halbzeit des Rennens machte ein Radaufhängungsproblem am IMSA-Porsche den Traum vom Podium zunichte. Die Reparatur warf das Team 14 Runden zurück.

"Wir müssen bei aller Enttäuschung das Positive sehen", meint Pilet. "Sowohl Raymond als auch ich waren superschnell und konstant. Mit einem ausgezeichnet liegenden Elfer hätten wir aus eigener Kraft einen Podiumsplatz erobern können. Das ist fantastisch und macht uns zuversichtlich für die Saison", so der Franzose.

Kein Sprit mehr für Prospeed...

Die Aufholjagd des belgischen Teams Prospeed vom zwölften Startplatz wurde nach zwei Stunden abrupt beendet - die erfolgsverwöhnte Équipe musste bei ihrem Debüt in der LMS einen Ausfall verbuchen. Der Champion der FIA-GT-Meisterschaft, Richard Westbrook, hatte den 911 GT3 RSR in der ersten Rennstunde auf Rang acht nach vorn gefahren und übergab das Auto an Porsche-Junior Marco Holzer.

Auch der kam mit den ungewohnten Bedingungen in dem 40 Fahrzeuge großen Starterfeld gut zurecht und lag bereits auf dem sechsten Rang der GT2-Klasse, als er kurz vor dem planmäßigen nächsten Boxenstopp ohne Benzin ausrollte - nur 300 Meter von der Boxeneinfahrt entfernt. "Wir waren echt gut dabei und hätten unter die besten Fünf fahren können", äußert sich der 21-Jährige.

"Aber wir gucken nach vorn und werden in Spa wieder angreifen - dann sind wir durch die Erfahrungen dieses Wochenendes auch besser präpariert", meint Holzer. Ein kleiner Trost für Prospeed ist der Sieg, den das Team am heutigen Sonntag beim Auftaktrennen der Belcar-Serie holte.