Audi: Bernhard sorgt für Überraschung in Belgien
Peugeot ist vorne, doch Audi ist der Konkurrenz in Belgien auf den Fersen: Mit dem Samstag sind die R15-Trios recht zufrieden - Vorfreude auf den Start
(Motorsport-Total.com) - Audi nimmt die Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans aus der ersten Startreihe in Angriff. Beim Qualifying für das 1.000-Kilometer-Rennen in Spa-Francorchamps gelang Timo Bernhard in 1:58.519 Minuten die zweitschnellste Zeit. Der Deutsche war auf der 7,004 Kilometer langen Strecke lediglich 0,635 Sekunden langsamer als Pole-Setter Sébastien Bourdais im Peugeot 908. Das Audi-Team Joest hatte einen größeren Rückstand erwartet, weil die drei Audi R15 TDI im Gegensatz zur Konkurrenz im vollen Le-Mans-Trimm unterwegs sind - und damit mit wesentlich weniger Abtrieb als in Spa-Francorchamps üblich.

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Audi nimmt in Belgien Kurs auf Le Mans: Die Vorbereitung auf den Klassiker ist alles
Joest gelang es in den drei Freien Trainingssitzungen am Freitag und am Samstag bei kühlem und wechselhaftem Wetter, die Fahrbarkeit der drei auf Höchstgeschwindigkeit getrimmten Diesel-Rennwagen immer weiter zu verbessern. Nach dem 20-minütigen Qualifying äußerten sich die Piloten aller drei R15 TDI zufrieden über die Fortschritte und das Fahrverhalten.#w1#
Bernhard gelang im Qualifying eine perfekte Runde. André Lotterer fuhr bei seinem ersten Einsatz im Audi-Team Joest die fünfbeste Zeit, obwohl er im Freien Training am Vormittag wegen eines Lecks an einer Kraftstoffleitung nicht zum Fahren gekommen war. Tom Kristensen, der erstmals seit seiner Fußverletzung wieder ein Rennen bestreitet, erzielte die sechstbeste Zeit.
Der Däne wurde zu Beginn seiner ersten fliegenden Runde in der Haarnadelkurve von La Source vom Fahrer eines langsameren Fahrzeugs übersehen. Bei der Berührung verlor Kristensens R15 TDI ein Aerodynamikteil vorne links. Seine schnellste Runde musste der Le-Mans-Rekordsieger anschließend wegen einer gelben Flagge abbrechen.
Dennoch ist Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich nicht unzufrieden mit dem Ergebnis von Spa: "Wir haben intensiv gearbeitet und die Autos von Session zu Session immer weiter verbessert. Bis zum Qualifying haben wir uns kontinuierlich gesteigert. Timo ist eine tolle Runde gelungen. Aber auch André und Tom sind gut gefahren."
"Alle drei haben Autos in die Hände bekommen, an denen es gegenüber dem Freien Training doch einige Änderungen gab", erläutert der Audi-Sportchef und fügt hinzu: "Ich denke, wir haben eine gute Basis für morgen und werden bei der Rennabstimmung auch berücksichtigen, dass es wieder etwas kühler und regnerischer werden soll."
Audi tankt reichlich Selbstvertrauen
Positiv fällt auch das Fazit von Bernhard aus: "Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Für das ganze Team ist es ein kleiner Erfolg, morgen aus der ersten Reihe zu starten. Wir sehen das Rennen hier als Vorbereitung für Le Mans. So ein Erfolgserlebnis hilft der gesamten Mannschaft, noch etwas mehr Selbstvertrauen zu finden. Es war ein guter Einstand", findet der Deutsche.
Teamkollege Romain Dumas ergänzt: "Ich bin positiv überrascht über den Ausgang des Qualifyings. Timo ist seine sehr gute Runde gefahren - eine tolle Leistung von ihm", meint der französische Rennfahrer und fügt hinzu: "Dass es im Qualifying etwas wärmer war, ist uns entgegen gekommen. Ich hoffe, wir können morgen im Rennen an diese Leistung anknüpfen."
Darauf setzt auch Mike Rockenfeller, der dritte Fahrer im Bunde für das Auto mit der Startnummer 9. "Für uns ist das Ganze hier ein Testrennen als Vorbereitung für Le Mans", erläutert Rockenfeller. "Timo hat im Qualifying einen tollen Job gemacht und das Maximum aus dem Auto herausgequetscht. Wir stehen in der ersten Reihe, das ist ein gutes Zeichen. Jetzt hoffen wir auf stabile Bedingungen für das Rennen."
Lotterer mit solider Trainingsleistung
Viel Lob heimste indes auch Lotterer ein, der für die schnellen Runden des Audis mit der Nummer 8 verantwortlich zeichnete. "André hat einen super Job gemacht", sagt Stallgefährte Marcel Fässler. "Er saß heute Morgen gar nicht im Auto und kannte die Reifenmischung unter diesen Konditionen deshalb nicht. Wir sind gut dabei, mitten drin. Soweit ist es ein prima Einstieg für uns."
Diesem Eindruck kann sich Lotterer nur anschließen: "Es war nicht einfach für mich, weil ich im dritten Freien Training nicht fahren konnte. Ich wusste nicht, was in Sachen Reifen und Strecke auf mich zukommt", gesteht der Deutsche und erzählt: "Ich bin einfach rausgegangen und habe mein Bestes gegeben. Besonders wichtig ist, dass es uns gelungen ist, das Auto gegenüber gestern nochmals zu verbessern."
Dies sei vor allem Hinblick auf Le Mans überaus wichtig, meint Benoît Treluyer, der das Aufgebot der "Nummer acht" komplettiert. "Unser Hauptziel ist, für Le Mans zu trainieren. Da sind wir mitten drin. Leider konnte ich heute wegen eines Kraftstofflecks nicht viel fahren. Ich kenne die Strecke nicht so gut, denn ich war vor zwölf Jahren zum letzten Mal hier. Aber ich mache mir deshalb keinen Stress. Ich habe ja noch das Warmup und das Rennen."
Le Mans: Vorbereitung ist alles...
Die drei Routiniers im Audi-Aufgebot teilen diese Einstellung: "Ähnlich wie in Le Castellet haben wir auch hier das Qualifying dazu genutzt, den R15 TDI für das Rennen morgen zu verbessern", so Rinaldo Capello. "Das Auto ist nun viel angenehmer zu fahren als heute früh oder gestern. Auf so einer Strecke mit wenig Abtrieb zu fahren, ist nicht einfach. Aber das wussten wir schon, bevor wir hier hergekommen sind. Wir werden versuchen, das bestmögliche Ergebnis für Audi herauszuholen."
Kristensen ist der gleichen Ansicht: "Im Le-Mans-Trimm war es für Audi auf dieser Strecke insgesamt ein gutes Qualifying. Ich selbst hatte nicht soviel Glück. Am Beginn meiner ersten fliegenden Runde hat mich ein anderes Auto übersehen. Wir haben uns berührt, dabei habe ich ein Teil am Auto verloren. Trotzdem fühlte sich das Auto noch ganz okay an und ich hatte eine sehr gute Runde, ehe ich wegen einer gelben Flagge langsamer machen musste. Das Auto hat also mehr Potenzial - und eine gute Basisabstimmung für Le Mans."
Aus diesem Grund gibt sich Allan McNish recht zuversichtlich: "Aus Audi-Sicht war das Qualifying ermutigend. Timo ist viel näher an der Spitze als erwartet. Ich hatte mit einem Abstand von mehr als einer Sekunde gerechnet. Das lässt für das Rennen hoffen. Startplatz sechs ist gar nicht so schlecht, zumal wir mitten zwischen den Peugeot stehen und sie etwas aufmischen können. Das Rennen dürfte stark vom wechselhaften Wetter bestimmt werden."
Ralf Jüttner, Technischer Direktor bei Joest, teilt den Optimismus seiner Mannschaft - vor allem im Hinblick auf die besonderen Umstände bei Audi: "Wir sind hier mit einem kleinen Handicap unterwegs, weil wir nicht mit dem Abtrieb fahren, den man hier normalerweise fahren würde. Aber das ist Teil unserer Le-Mans-Vorbereitung. Wir machen Fortschritte. Auch das Qualifying war ein guter Schritt nach vorne. Die Startaufstellung ist ein schöner Mix - das wird ein lustiger Start morgen..."

